




Es war eine alljährliche, echte Tradition der Familie Martin/Hessenauer.
In der Woche vor Schulbeginn hieß es den Segen des guten Gottes für ein erfolgreiches Schuljahr einzuholen. Dieser Pflichttermin fiel niemals aus.
Mit neuen Klamotten ausstaffiert
Sonnig war es an diesem Tag in der Woche vor Schulbeginn eigentlich immer. Herbstsonne, gefärbtes Septemberlaub und angenehme sommerliche Temperaturen. Beste Voraussetzung also für den interfamiliären Wallgang zum Käppele. Gestartet wurde im Mittleren Neubergweg bei Tante Ilse, die uns stets begleitete, damit wir nicht vom rechten Weg abkämen. Eingekleidet waren wir immer in neuen Klamotten, die jedes Jahr vor Schulbeginn gekauft wurden. Mutter hatte gewöhnlich Verschiedenes zur Auswahl vom Wöhrl herbeigeschleppt. Zu der Zeit waren farbige Feinkordhosen in typischen Herbsttönen sehr beliebt. Dazu ein schönes kariertes Hemd, ein beiges Jäckle nicht zu warm und dann schöne hellbraune Wildlederstiefeletten mit Kreppsohle. Übergeben mit der Warnung „Spiel´damit ja kein Fußball, sonst sähen sie gleich wieder aus…!“
Zum Käppele-Gang sauber angezogen. Insgesamt waren wir immer zu sechst: Tante Ilse plus meine drei Cousins Erich, Michael, Matthias, mein Bruder Schorsch und ich.
Die Marschroute
Marschroute war immer die gleiche: über Keesburgstraße, Studentenhaus, Löwenbrücke und dann den Stationenweg hoch zum Käppele. Halt! Den rechten Fuß in den Fußabdruck der Mutter Gottes reinpressen. Mann, die hatte große Füß´ gehabt! Mindestens 58!
50.- DM zahlen
Dann weiter hoch zur Wallfahrtskirche. An der Klosterpforte dann : „Für jeden eine Messe für ein gutes Schuljahr!“ 50.- Mark für den „Ablasshandel“ wechselten den Besitzer. Schon ein gutes Gefühl Schulglück gekauft zu haben! Eigentlich kann ja nix mehr schieflaufen! Schuljahr gebongt. Dann rein zu den Votivtafeln „Maria hat geholfen“ und den dreckig-gelben wächsernen Körperteilen. Vor der Gnadenmadonna im rußigen Andachtsraum Kerzen angebrannt. Ein Zehner für das Licht im „Wallfahrtsnachbau“. Vaterunser in der Kirche plus kurzes Verweilen auf Knien. Also wenn das Schuljahr nicht gut wird! Vielleicht hätte ich manchmal noch ne Runde länger knien sollen, damit der liebe Gott mir einen allumfassenden göttlichen Freibrief für Mathematik implementiert hätte. Endlich raus aus der Kirche.
Auf zur „Molkenkur“
Jetzt kam nämlich das Wichtigste. Hinauf zur „Molkenkur“, da wo heute der „Nikolaushof“ residiert, stand gleichnamiges Gasthaus. Jetzt öffnete Tante Ilse den Geldbeutel und jeder bekam nach den „heiligen“ Handlungen sein „irdisches“ Eis. Gott sei Lob und Dank! Der Höhepunkt des Tages in nagelneuer Kluft auf `nem Mäuerchen mit seinen besten Freunden, das waren wirklich meine Cousins und Schorsch, sitzend, leckeres Eis zu schlecken. Mist – das Eis tropft auf die neue Hose. „Hammer gleich“. Ilse zieht ein Taschenbuch aus der Handtasche, benetzt es leicht mit Spucke und der Fleck verschwindet von der Hose – ein Wunder! Eben ein heiliger Ort hoch über Würzburg. Zurück ging es dann über die Anna-Schlucht. Wehmut kam auf: Schulbeginn nun unausweichlich! Bis wir wieder zum Käppele gehen, dauert´s recht lang! Hoffentlich vergessen die Franziskaner die bezahlten Messen nicht zu lesen.
Marshall Pedals
Marshall EH- 1 Echohead
Before 2009 I used rack mounted effect units like Lexicon or Artverb. After 2009 I preferred small pedals. The first that comes to mind is the phenomenal Marshall Echohead. In the late 90s I missed to buy Marshall´s JFX-1 Signal Processor. It contained Chorus/ Flange/ Multi-Tap-Delay/ Reverb/ and Delay. The Echohead features six modes: Hi-Fi, Analogue, Tape Echo, Multi Tap, Reverse and Mod Filter. A great pedal, that I often use: one in the loop and another one on the pedal board.
Marshall Reflector Rf-1
Rf-1 is an awesome Reverb pedal with six different modes. You can choose between Hall, Plate, two Spring reverbs and Reverse. It´s way better than Boss´s FRV 1 (Fender reverb), cause you get an arsenal of reverb options. I used it for reverb sounds on my cd „Scrambled Tunes“ and live in the loop of Marshall´s Origin 20c.
Marshall Regenerator RG-1
A multi effects pedal in a small unit: Vintage Chorus, Multi Chorus, Vintage Flanger, Phaser, Step Phaser and Vintage Vibe
Foremost I use the Vintage Chorus. You know the typical Peter Frampton sound on “Frampton Comes Alive” track “Lines Of Fire” or “Do You Feel Like We Do”? Choose Multi Chorus with mode knob and tweak a bit around and you will have it. For Vibrato sounds you turn the mode knob to the Vintage Vibe mode. Great variation of sounds.
Marshall Vibratem VT-1
Take a step back in time to the British amps of the early sixties. The VT-1 is retro as you can get, switching between two modes Vibrato or Tremolo. Use it in the Origin loop. Peter Frampton sound with Marshall´s Switching Vibrato setting: Mode Vibrato, Speed 12 o´clock, Depth full, Shape full.
Marshall Guv´nor GV-2plus
Second generation of the famous pedal. Gary Moore is said to have played the solo part of „Still Got The Blues“ with this unit. The pedal is a „small amp“ with Gain, Volume, Deep Control, Middle, Bass, Treble.. It´s just like adding another Marshall amp to your rig.
Marshall Bluesbreaker II BB-2
Superb one. Two in one. On one hand a truly valve-like overdrive, on the other a booster that gives your solos that extra lift. I use it with DSL 40CR´s clean green channel and with the Origin 20c to get a more crunch tone.
All Marshall pedals are built like tanks. Great Quality for optimum performance.
Wer kennt sie nicht die Angst vor dem Zahnarzt.
Unserer hieß Dr. Barczay und war ungarischer Abstammung. Seine moderne, neu eingerichtete Praxis war seit etwa 1968 ? unweit der Lindleinsmühle in einem vielleicht dreistöckigen Mehrfamilienhaus mit Geschäften im Erdgeschoss. Auftretende Zahnschmerzen, ob der vielen Süßigkeiten, die es zu vertilgen galt, versuchte ich durch Unterdrückung selbiger zu kurieren. Der temperamentvolle Dr. Barczay tat sich bei meiner Behandlung jedes Mal recht schwer und war nicht selten einem Nervenzusammenbruch nah, wenn ich mich während der Behandlung in zwei Richtungen bewegte: a) auf dem Behandlungsstuhl entweder zu ihm hinzustreben oder b) mich mit aller Gewalt in die Polsterung des Stuhls zu versenken um Abstand vom rotierenden Bohrer zu gewinnen.
Der Zahn tobt!
Der schönste Moment jedes Zahnarztbesuches ist doch immer, wenn hinter einem die Haustür ins Schloss fällt. Erhebender Augenblick des Glücks. Schön, wenn man nicht hin muss. Manchmal war der peinigende Schmerz aber nicht mehr auszuhalten. Mutter vereinbarte wieder einen Termin und meinte: „Fährst halt mit dem Rädle nüber.“ Also auf´s Rädle und los ab. Der schmerzhafte Zahn tobte ja auch gerade wieder. Mit jeder Pedalumdrehung wuchs die Angst vor der anstehenden Pein.
Ein Wunder
Aber welch´ Wunder: Ab dem Berliner Ring ließ der Schmerz Meter für Meter nach. An dem Haus der Zahnarztpraxis angekommen, war das Mirakel vollends geschehen: Schmerzfrei! So beschloss ich den unnötigen Zahnarztbesuch kurzerhand eigenmächtig zu beenden, wendete und trat die Heimfahrt an. Mutter wunderte sich über den kurzen Besuch und ich log: „Stell dir vor, es war keiner da. Praxis geschlossen!“ „Was? Die hätten ja wohl telefonisch Bescheid gäb´könn!“ Allerdings ging mir Mutter diesbezüglich nur einmal auf den Leim.
Wie ich heute so mit dem Hund unterwegs war, fiel mir wieder Frau Hochrhein ein. Nach dem Namen hatte ich schon seit Tagen gesucht, wie nach einem fehlenden Puzzleteil.
Ein Gang durch das Haus
13 Jahre lang habe ich in der Semmelstraße 23 gewohnt. Ein dreistöckiges Anwesen mit Hinterhaus, unglaublich verschachtelt. Das Erdgeschoss beherbergte die Metzgerei, im hinteren Teil befanden sich die Wurstküche, zwei Kühlräume, ein Salzraum und ein winziges Kabuff mit dem Knochensägegerät. Mutter erzählte einmal, dass in dem einen Kühlraum nach dem Angriff eine Leiche lag. Der Mann war im Kühlraum erstickt, da das Feuer den Sauerstoff absog. Die ganze Wurstküche war gefliest. An einer Wand standen zwei große Kessel. Wir hatten eine echte Räucherkammer für all die Wurstwaren. Am besten schmecken Wienerli halt, wenn sie so lauwarm aus dem Rauch kommen und noch am rußigen Gestell hängen. Sägemehl wurde dazu immer im Neuen Hafen geholt. Das fand ich recht spannend, weil es immer für Abwechslung sorgte. Und ich genoss es neben meinem Vater im Lieferwagen zu sitzen. Neben der langen Einfahrt gab es einen kleinen Innenhof, in dem Mülltonnen, Fahrräder und bis zu Oma Mathildes Tod die Spirlingsmaischenfässer standen.
„Klenner hol mal….!“
Gleich daneben ging es in den Keller. Wenn es manchmal samstags- oder sonntagsabends hieß „Klenner hol´mal eine Flasche Wein aus dem Keller“ überkam mich als kleiner Stöpsel Angst. Das ist das Thema, das Lehrer gern im Deutschen stellen. Ich hätte den Gang in die Tiefe mit Bravour als Erlebnisaufsatz schildern können. Der Keller war mir immer unheimlich. Rechts war ein Lichtschalter angebracht. Licht an! Und die Ohren gespitzt, ob irgendetwas Verdächtiges zu vernehmen war. Dann laut pfeifend der ausgetretenen Treppe folgen. Biegung nach links und dann den Gang hinter bei spärlicher Deckenbeleuchtung. Die Fernheizung gluckerte vor sich hin. War da was? Es knackst unter den Füßen. Ne Kakerlake zerquetscht – na prima. Ihre Freunde flüchten rasend. Trost spendet die gehörte Ansicht, wenn Kakerlaken da sind, gibt´s keine Ratten. Nochmal links dann, die Thekenkühlanlage produziert auch Geräusche, nun zu den Kellerabteilen, Flasche geschnappt und Rückweg. Welcher Trottel macht denn jetzt plötzlich oben das Licht aus? Ich schrei´den Gang hinter „Licht an!“ Uff. Schnell raus hier.
Ungeziefer gab es bisweilen: Kakerlaken und Ratten. Meine Eltern sagten immer, die letzteren kommen vom Bäcker im übernächsten Haus. Man hat natürlich immer versucht die Viecher loszuwerden. Dazu gehörte absolute Reinlichkeit. Ratten waren allerdings eher selten ein ernstzunehmendes Problem, denn unsere Familie hatte immer Pfeffer-Salz-Schnauzer im Haus.
Will, so hieß unser Mittelschnauzer in den 60ern, wurde im Keller eingesperrt, um einer Einnistung der Nager vorzubeugen. Später dann in den 70ern hatten wir keinen Rattler (= Pinscher/Schnauzer) mehr. Das passte mit einem Lebensmittelbetrieb nicht mehr zusammen, außerdem ging Will immer in die Semmelstr. 21 und schiffte da im Treppenhaus gegen die Wand, denn dort war Dr. Schneidemanns Tierarztpraxis. Das gab Ärger. In dem Nachbarhaus hatte zudem der Allgemeinarzt Dr. Krug seine Praxis. Das ganze Anwesen durchzog ein furchtbar penetranter Gestank, der noch von der Tatsache potenziert wurde, dass Frau Hochrhein im obersten Stockwerk die Ratten der Lüfte, nämlich ein Heer von Tauben fütterte. Das war eklig und nicht zum Aushalten. Mit Frau Hochrhein gab es diesbezüglich den ein oder anderen Disput.
Semmelstr. 23 – Fortsetzung der Hausbegehung
Eine Holzstiege führte durch das ganze Haus. Im 1. Stock war unsere Wohnung, im 2. Stock Oma Mathilde. Gegenüber ihrer Wohnung war in den 60er Jahren das Waschhaus. Es war ausgestattet mit riesigen Metallzubern, in denen die blutige Berufskleidung erstmal eingeweicht wurde. Zum Trocknen kamen diese auf den sich anschließenden Balkon oder auf die beiden Terrassen ober- bzw. unterhalb des 2. Stocks. Der dritte Stock war an Studenten vermietet. Einer der früheren Jura-Studenten ist seit langem stadtbekannt: Adolf Bauer, unser 2. Bürgermeister, jetzt A.D. Im dritten Stock führte eine Tür auf die Altane mit herrlichem Blick auf Stift Haug und unseren ca. 7 m hohen Schlot, der aus dem Hinterhaus ragt.
Den Schlot hat einmal ein, im Appartement wohnender guter Freund meinerseits, in den 80ern mit einem nackten, überlebensgroßen Mann verziert. Meine Eltern fanden es künstlerisch wertvoll, die Nachbarn weniger und so musste er abgehängt werden. Ende der 60er wurde aus der Waschküche das Mädchenzimmer für ca. 4 bis 5 junge Damen. Es war damals Usus, dass das vom Land kommende Personal Kost und Logis bei uns hatte. Katholisch getrennt – die Mädchen im 2. Stock, das Burschenzimmer befand sich im Hinterhaus. Dort wohnte noch ein schon betagtes Paar, Herr und Frau Keil. Wahrscheinlich äußerst günstig, meine Eltern waren diesbezüglich absolut sozial eingestellt. Der Keil Sohn Fritz, der Dunnerkeil, besuchte seine Eltern oft und jedes Mal gab es eine heftige Konfrontation mit Will unserem Schnauzer. Beide konnten sich auf den Tod nicht ausstehen. Wer zuerst mit dem Zwist begonnen hat, Fritz wie der Wüterich aus Struwwelpeter oder Will, der aggressive Schnauzer, weiß ich nicht mehr. Die zwei führten auf jeden Fall Krieg miteinander.
Im 1. Stock führte ein Gang zum Hinterhaus. Rechts vom Gang war eine geräumige Küche mit Gasherd und großem Tisch für das Personal. Dort nahm dieses das Mittag- und Abendessen ein.
Arbeitsbeginn war für die männliche Belegschaft je nach Wochentag vier oder fünf Uhr. Am Samstag wurde sogar bisweilen, vor allem in der Zeit vor Weihnachten, noch eher begonnen. Die Mädchen hatten´s da besser, die begannen um 7 Uhr.
Gefrühstückt hat die Wurstküchenmannschaft zwischen 8 und 9 Uhr. Es wurde ein Tablett mit Malzkaffee, Brötchen, Butter, Marmelade und Wurst nach hinten getragen. Man scharte sich um einen Hackstock, saß auf Mulden und langte kräftig zu. Um 13 Uhr war allgemeines Mittagessen: wir im Ladenzimmer, das Personal oben in der Küche. Gekocht für alle hat meist nebenbei meine Mutter. Ich weiß nicht, wie oft sie die Treppe vom Laden hoch zur Küche gerannt ist. Das war der tägliche Sport um fit zu bleiben. Wir hatten auch eine Angestellte, die sich um Wohnung, Personalräume, Wäsche, und Konradbetreuung kümmerte. Nach Mutters Anleitung verrichtete sie Küchenarbeiten.
Der Speiseplan war sehr abwechslungsreich: Fleischküchle, Suppenfleisch, Bauchspitze, Koteletts, Krautwickel, Bratwurst, Hackbraten, Fleischwurst, Kartoffelgemüse, Nudeln, Salzkartoffeln, Reis, Kartoffelbrei, Salat, Wirsching, Spinat, Blumenkohl, Sauerkraut, immer Nachtisch, vorneweg stets Rindersuppe. Freitags: niemals Fleisch, dafür Fisch, Griesbrei, Reisbrei, arme Ritter mit Weinschaumsauce! Die beste Suppe, ich weiß nicht, ob ihr das kennt, war eine Fleischbrühe in der geräucherte Bauchspitze gekocht worden war mit Reiseinlage.
Personal wird gehegt und gepflegt
Es war damals – wahrscheinlich genauso wie heute – verdammt schwer Lehrlinge für das Metzgerhandwerk zu bekommen. Wenn meine Eltern irgendeinen Tipp bekamen, sind sie am Wochenende bis in die Rhön gefahren, um eventuelle Aspiranten auf eine Ausbildung persönlich kennenzulernen bzw. sich von dem zukünftigen Mitarbeiter ein Bild zu machen oder auch um die Lehrstelle mitten in der Stadt anzupreisen. Das war wirklich eine schwere Zeit. Aus diesem Grund war ihnen jeder unserer Angestellten lieb. Und es ging ihnen gut bei uns. In der Sommerszeit wurden alle nach Ladenschluss in unseren Garten geschafft. Es wurde zu Abend gegessen, geratscht und die Burschen bolzten mit uns Kindern Fussball. Das ging oft bis zur Dämmerung. Auf dem Heimweg gab´s bisweilen noch für alle ein Eis in der Franz-Ludwigstraße (Eis-Babett?). Das Eis da war selbstgemacht, vor allem das Fruchteis war exzellent.
Oh Gott – es ist wieder Kiliani!
Wenn Kiliani war, stand immer ein gemeinsamer Besuch des Volksfestes auf dem Programm. Das war aber auch die Zeit, in der meine Mutter immer die größten Ängste hatte: „Hoffentlich wird mir keine schwanger!“ Das war stets ihre Befürchtung. Selbiges galt auch, wenn das amerikanische Freundschaftsfest war. Schließlich hatte sie für die Nichtvolljährigen die Verantwortung zu tragen.
Es war nicht einfach für sie, wenn die jungen Damen um 24 Uhr noch nicht im Bett lagen oder am nächsten Tag ob des beträchtlichen Alkoholgehalts nicht aus den Federn kamen. Aber letztlich lief doch alles immer glimpflich ab.
Eine gemeinsame Weihnachts- und Faschingsfeier gab es auch jedes Jahr so bis zu Beginn der 70er Jahre.
Was ich wohl nie vergessen werde, ist der frühmorgentliche Besuch in der Bäckerei Schäflein. Überall für uns „Wurstmännli“ der betörende Geruch nach frischem Backwerk. Die warmen wohlriechenden Weck in den Körben knisterten noch vor sich hin. Lecker. Meist holte ich den ersten Korb Brötli für die Wurstkipf und durfte immer noch Hörnchen mitnehmen. Was gibt´s besseres als ein fränkisches Hörnchen in süßen Milchkaffee einzutunken. Ab 6 Uhr kamen dann die ersten Kunden um Brotzeiten abzuholen.
Der „Bananen-Bauer“
Einer von denen war der „Bananen-Bauer“ oder lieblicher es „Bananen-Bäuerle“. Ein schon abgearbeitetes , kleinwüchsiges Männlein in blauer Arbeitskluft mit Schirmmütze, das tagtäglich in den frühen Morgenstunden mit seiner braunen Aktentasche einlief . Irgendwie erinnerte er an „Walther Sparbier“ (das sagt wahrscheinlich kaum einer/einem noch was!) nur kleiner und verhuzzelter. Er arbeitete am Bahnhof und war bei 1×1 oder so ähnlich für Obst und Gemüse zuständig. Drum hieß er „Bananenbauer“. Und tatsächlich brachte er am Morgen oft irgendwelches Obst mit. Einmal hatte er nen ganzen Karton bestellte Bananen für den Nachtisch dabei und ich sollte diesen hoch in die Küche tragen und selbigen wieder zurückbringen. Ich also hoch – die Bananen waren in so blaues Papier eingewickelt- hole fünf zusammenhängde heraus und leg´ sie auf die Küchenanrichte, da fällt eine „Bananenspinne“ auf den Boden – sie hat nur kurz gelitten.
Heiße Knöchli
Donnerstags war Knöchles-Tag. Schon um 6 Uhr stand der riesige Metallkasten im Laden voll mit dampfenden Knöchli, so dass die Ladenscheibe anlief. Ich hasste diesen Geruch und verstehe bis heute nicht, warum viele Zeitgenossen so scharf darauf sind. Auf jeden Fall war das jede Woche ein Mordsgeschäft. Vor allem die Müllmänner rissen sich um die Knöchli und nach kürzester Zeit waren sie Woche für Woche weg. Wer nicht vorbestellt hatte, schaute eh in die Röhre. Im Gegensatz zu den Knöchli, gefiel mir das Auslassen von Schweinefett und das Füllen der Tüten mit dem blauen Etikett, auf dem eine fröhliche Wutz abgebildet war. Ich liebte Griebenschmalz und ein Schwarzbrot mit Schweinefett bestrichen, obendrauf natürlich eine Prise Salz – ein Gaumenfest.
Ich mochte die Semmelstraße – die Metzger- und Bäckerstraße. Vier Metzger, zwei Bäcker. Nur 30 m von uns entfernt war die Metzgerei Lotter. Und vorne stadtauswärts rechts war das Café Walter. Die hatten äußerst gute Salzstangen.
Zwiebelkirchweih
Höhepunkt in der Straße war immer die Zwiebelkirchweih. Nicht so der Trubel mit Bierbänken und –tischen wie heute. Das war ein kurzes aber heftiges Zusammenkommen von Menschen, die die Wallfahrer begrüßten, die damals noch hundertprozentig echte Wallleut waren. Vorneweg lief meist Herr Burger, der meinen Vater bei der Gartenarbeit unterstützte. Vorne beim Bürgerspital wurden Tannenwedel mit angehängten Süßigkeiten verkauft. Der ganze Straßenzug roch nach Zwiebel- und Zwetschenkuchen. Bäcker Schäflein machte jedes Jahr ein Riesengeschäft und die Metzgereien verkauften Leberkäs- und Wurstweck. Waren die Wall-Leut durch war´s Fest vorbei.
Wenn am Samstag, der schon beschriebene Ladendienst beendet war, erhielten alle Angestellten ein großes Wurst- und Fleischpaket für ihre Familie. Samstags ging das männliche Belegschaft spätestens um 10 Uhr ins Wochenende. Ab 15 .30 Uhr kehrte bei uns im Haus Grabesstille ein. Samstag war Badetag und dann wurde relaxed. Wohl verdientes Wochenende.
Ferienerlebnisse in der fränkischen Provinz gibt´s demnächst hier zu lesen! Bis dahin herzlichen Gruß! 🙂
Von der Pleicher Schule ins Siebold
Schon in der Pleicher Grundschule war ich laut Zeugnisbemerkung „sehr lebhaft“. Meine Schrift war saumäßig, aber in allen anderen Fächern, auch im Fach „Rechnen“, ausgezeichnet. Wie damals üblich musste generell eine Aufnahmeprüfung für´s Gymnasium absolviert werden. Ich weiß noch, als wenn es gestern gewesen wäre, dass mir die Lösung von einer kniffligen Sachaufgabe noch kurz vor Abgabe einfiel. Also der Weg zum Gymnasium war frei. Da alle Familienmitglieder der Martins, Kirchner und Hessenauer das Siebold-Gymnasium besuchten, war die Wahl der höheren Schule klar. Ich rechnete in gewisser Weise mit dem sogenannten „Hofeffekt“, da alle dort ein sehr erfolgreiches Schülerdasein verbrachten.
Ich und die Mathematik – Herr H. H.
Während ich in Deutsch, Latein und den Lernfächern im 5. Jahrgang gute Leistungen erzielte, waren sie in Mathematik von Beginn an grottig zu nennen. Mit Mengenlehre wusste ich zum Beispiel wenig anzufangen. Zudem traf ich auf H. H., einen knallharten Studiendirektor , der schon rein äußerlich mit seiner Hornbrille keine „Spaßbombe“ war und zudem mit seinem weißen Mantel furchteinflößend wirkte. Das Motto seiner didaktisch-methodischen Unterrichtsführung war „Friss oder stirb“. Irgendwie kam ich durch. Zum Glück hatte ich dann andere verständnisvollere Mathematiker. Einer von ihnen, Herr K., wohnte als Student bei uns in der Semmelstraße. Ich glaube, der hat öfters mal die Fünf gerade sein lassen.
Die Mathe-Schulaufgabe naht…
Schrecklich war, wenn eine Matheschulaufgabe näher kam. Ich musste pauken und mein armer Bruder Schorsch, der in Mathe nie was anbrennen ließ, hatte die Pflicht mir Nachhilfe zu geben. Ich verstand eigentlich nichts und sagte oft ermüdet, ja verstanden. Am Tag der Schulaufgabe war alles wie weggewischt. Blackout. Den Tränen nah. Dann der Gang nach Canossa, also nach Hause. Je mehr ich mich der Metzgerei näherte, desto schwerer wog die Schultasche. Kurz nach eins dann erst einmal gemeinsames Mittagessen neben dem Leberkäs-Bräter. Die übliche Frage meiner Mutter, wie es war. Ging so. Dann nach dem Mittagessen – das Schlimmste. „Der Schorsch soll´sich die Schulaufgabe mal anschau´ !“ Mein Bruder überflog die Aufgabenstellungen und hatte den Rechenweg schon im Kopf. Nun begann das Verhör: „Erste Aufgabe?“ „Das habe ich so gerechnet. Das war meine Lösung!“ Schorsch lapidar: „Falsch! Da kommt…raus! Zweite Aufgabe?“ „Die habe ich nur halb.“ „Dritte Aufgabe?“ „Nur angefangen…“„5. und 6. Aufgabe?“ „Da war die Zeit zu knapp. Ist doch gemein. Außerdem war das noch nie dran…das ging den anderen genauso. Die hat fast keiner..“Der Tag war dann meist gelaufen. Meine Mutter grantig. „Du musst mehr lernen! Strenge dich mehr an!“ Einmal musste ich eine mit ungenügend bewertete Ex , von deren Existenz außer mir keiner wusste, unterschreiben lassen. Auf der Treppe zur Wohnung bekam ich von meinem Vater eine schallende Ohrfeige.
Latein bei Dr. G
Zum Glück war ich im Sprachlichen weitaus besser und glänzte in Latein vor allem in der 7. Jahrgangsstufe bei Dr. G. mit Bestnoten. Ich hatte da in Latein ab und an Nachhilfe bei Opa Huth. Davon zehrte ich bis zur Kollegstufe. Aber Mathematik war nie meins. Zum Glück konnte ich sie in der Kollegstufe abwählen. Aus diesem Grund kann ich heute bestens verstehen, wenn Schüler in Mathematik nichts kapieren.
Warum ich dann in der Kollegstufe nicht Latein wählte, sondern „Französisch“ vorzog, weiß ich nicht. Naja, ich liebte das Land, Asterix, Gaulois und Gitanes und den Aufenthalt in Paris (siehe Biografie).
Rotzlöffel – nur Unsinn im Kopf
Als Schüler war ich ein rechter „Bankert“, ein Lümmel, der oft nur Unsinn im Kopf hatte. Ich denke die Mehrzahl der Lehrer war froh, wenn sie mich im nächsten Jahr nicht mehr unterrichten mussten. Einen der vielen Verweise habe ich noch: „ Ständige Verbreitung von Unruhe“. Ich denke, das trifft es genau.
Manche Späße waren schon recht derb, beispielsweise wenn ich dem Monsignore D. farbigen Kreidestaub im Vorübergehen auf die schwarze Anzugsjacke pustete oder mich diebisch freute, wenn er wieder mit seine Lackschuhen in einen Reißnagel trat. Ich führte Strichlisten, wenn Lehrer permanent Worte wie „Moment emal“ oder irgendwelche Füllsel „öne“ oder „Mhmna“ verwendeten. Biologielehrer H. hatte die Angewohnheit fast in jedem dritten Satz „letzten Endes“ einzubauen. Der kam bisweilen auf dreißig Striche. Was noch hinzukam, war das der Gute lispelte. Man stelle sich das vor: zwei S-Laute hintereinander. Allerdings muss ich zugeben, dass meine Mitschüler auch keine Waisenknaben waren.
Im Team lassen sich Lehrer noch besser ärgern. Latein- und Geschichtslehrer S. hatte es ganz schwer. Das tut mir im Rückblick heute noch leid. Ehrlich. Einmal holten wir sein Fahrrad vom Abstellplatz hoch in den Gang vor das Rektorat und schlossen es mit einer Fahrradkette an ein Heizungsrohr. Oder einer mopste dem verplanten Lehrer die Schultasche und versteckte sie im Klassenzimmer.
Raucherecke am Fahrradkeller
Geraucht wurde immer an der Mauer zum Riemenschneider-Gymnasium, da wo es zum Fahrradkeller runterging. Einer musste Schmiere stehen, während wir die Selbstgedrehten rauchten. Kam eine Lehrkraft, schnippten wir die Zigaretten einfach zum Riemenschneider-Gymnasium hinüber.
Die schönste Zeit war dann die Kollegstufe. Ich hatte den Führerschein und einen gelben R4. Endlich. Nachdem ich bis dahin leiden musste, da die anderen Kreidler Mokicks haben durften und mit ihren Freundinnen rumkurvten. Bei uns waren motorisierte Kleinkrafträder absolutes NoGo. Mein Vater verbot es.
„Entschuldigtes Fehlen“
Den Typ, der den Geschichte-Leistungskurs leitete konnte ich mit seiner arroganten Art nicht ab. Zudem nervte der Pädagoge mit permanentem Folienauflegen auf dem 70er Medium OHP, der Ur-Beamer, und Gruppenarbeitsaufträgen. So fehlte ich oft „entschuldigt“ und fuhr mit meiner Freundin S., die am Mozart war, lieber über´s Land. Mit dem lieben Mann unternahmen wir dann auch in der 8. Klasse schon einen Schulskikurs nach Sterzing, wo eine Zimmertür zu Bruch ging. Die Schulskikurse waren schon herrlich. Die armen Kerle, die zum ersten Mal auf Skiern standen, am Abend groggy. Die anderen voll fit und zu vielerlei Späßen aufgelegt: Den Schlafanzug nassmachen, mehrere Knoten rein und auf den Balkon legen bis er in kürzestes Zeit Bock hart gefroren ist. Gemein.
Abiturfahrt Prag
Die Abi-Fahrt ging mit ihm nach Prag. Naja. Schöne Stadt und viel Alkohol. Hotel “Europa“ direkt am Wenzelsplatz. An einem Abend hatten wir wieder Ausgang ohne Aufpasser. Eine Bar zog uns an. Ich wechselte zwischen Bloody Mary und Becherovka. Hoch ins Zimmer und ins Bett gelegt. Karussell fahren. Zum Glück hatte ich nur zwei Meter zur Badewanne. Das war mein erster und letzter Vollrausch. Insofern eine lehrreiche Fahrt: Ich vertrag´ keinen Alkohol.
1979 dann Abitur und bestanden. Geht doch. Im vergangenen Jahr trafen wir uns zur 40-Jahre Abiturfeier an der Wittelsbacher Höhe. Schön war´s.
Wo kommen Sie denn her?
Da fällt mir noch eine Episode ein: Nach dem Abitur fuhr ich auch wochentags für die Metzgerei Wurst aus. Eine Station war dabei das Sieboldgymnasium, denn Hausmeister B. , im Pausenverkauf wehrte er immer durch gezielte Boxschläge die anstürmenden Schülermassen ab, verkaufte seit einiger Zeit belegte Wurstbrötchen.
So lief ich so um 9 Uhr mit der Brötchenmulde in die Schule ein und stellte sie auf das Mäuerchen neben der Getränkeverkaufsstelle ab, zu der ein paar Stufen führten. Ich komm mit leeren Händen wieder hoch. Da schallt es: „Wo kommen Sie denn um diese Zeit her? Wieder zu spät?“ Es war Otto Sch. der Schulleiter. Ich fühlte mich zunächst direkt ertappt. Aber dann mussten wir herzhaft lachen.