“Blues For Jimi”
Gary Moore war ein großer Bewunderer Jimi Hendrix´. Ein erstklassiger Tribute an Hendrix ist sein Album „Blues For Jimi“, am 25. Oktober 2007 live im Hippodrome Theater London aufgenommen. Gary hatte schon zum 50. Fender Stratocaster- Anniversary Hendrix-Titel intoniert. Auf dem CD-Booklet wird berichtet, dass der 15-jährige Gary am 27. November 1967 im Publikum war, als Jimi in Belfast aufspielte. Der Höhepunkt beim Tribute-Konzert war, als Mitch Mitchell (dr, + 2008) und Billy Cox (Bass) mit Gary zusammen auf der Bühne im Hippodrome stehen. Die Live-CD ist spitzenmäßig im Sound und das Zusammenspiel mit Darrin Mooney (Drums) und Dave Bronze (Bass/ Eric Clapton Band) superb. Den Hendrix Titel „Fire“ hatte Gary übrigens lange Zeit in seinem Programm. ( Montreux 1999, 2001 )
Gary Moore – der Radio-Moderator
Was nur wenige wissen ist, dass Gary Moore ein ausgezeichneter DJ für den Radiosender „Planet Rock“ gewesen war. Er hatte eine Zeit lang seine feste Sendung „Bluespower“, in der er die Geschichte des Blues und ausgewählte Bluestitel betrachtete. Die Radioshow gewann sogar den „New York Radio Award 2008“. In den Sendungen zeigte sich sein riesiges Hintergrundwissen. Der Mann war belesen und ein Kenner des Blues. Zudem hatte er im Studio einen kleinen Transistor Marshall mit und spielte Titel oder Licks kurz an. Habe hier mal drei Ausschnitte zusammengestellt. Echt hörenswert wie der sonst eher introvertierte Mensch äußerst eloquent über den Blues doziert. Im drtitten Teil spielt er einige Licks über den kleinen Marshall.
Originalton Gary/ interview Holland:
„…….I was doing a radio show for a little digital station in London, called Planet Rock, which is like a classic rock station. They like to have guests do a series now and again. They asked me to do a blues series, so I did a two hour program every week for six weeks. Of course, I had to do a lot of research in order to get the right tracks and everything. It’s about thirty songs per week, which was 180 songs, so I had to go further and further back each week. I started listening to all of the old acoustic blues again and that was one of the things I came across. …”
Das letzte Live-Album „Live From London” (2009 aufgenommen) von 2020 war organisiert von der Radiostation „Planet Rock“.
Zurück zum Blues: Close As You Get
Weniger Zerre, abgespeckte, ungeschliffene Aufnahmen kennzeichnen dieses Album. Gary greift zur Gibson ES und Fender Telecaster. Der Gesang intensiver. Sundown (House) nur Resonator-Gitarre und Gesang sehr intim, aufgenommen, nachdem man einige Guinness im Pub getrunken (Originalton Gary) hatte.
Brian Holland Interview mit Gary Moore über Sundown:
“I ended up doing it just sitting on a couch at the back of the control room, with a mic for the old Ozark guitar. It’s a cheap resonator. It has a skinny body, so it’s really nice to play. I just put a mic on that and a mic on the vocal. I tried it about four or five times out in the live room and it wasn’t right, so we all went down to the pub one night and had a few drinks, only out of respect for Son House, of course. “
Aus Guitarplayer interview:
How do you feel your playing has evolved from Still Got the Blues to now?
“It has changed quite a lot. I feel that if you listen to the new record and then go back and listen to Still Got the Blues, you’ll almost hear two different guitarists. I think my blues playing has really grown up in that I’ve learned how to leave more space. And my phrasing—without a doubt the most personal aspect of any guitarist’s playing regardless of genre—has grown a lot. I’m more conscious about phrasing now than ever, and it has taken me quite a long time to get it where I want it.”
Bad For You Baby
Das Nachfolge Album von “Close As You Get“ „Bad For You Baby“ beinhaltet 11 Songs, vier davon sind Covers. Herausragend ist von diesen, das von Al Kooper stammende „I´ll Love You More Than You Will Ever Know”. Das Solo ist meiner Meinung nach eines der emotionalsten, die Gary je gespielt hat. Jenes war auch der Glanzpunkt der Auftritte in Gießen und Heidenheim 2008. Auf „Live From London“ (2020), leider gekürzt, zeigt es die Inbrunst des Ausnahmegitarristen. Es gibt Versionen von der Japan-Tour von 2009, da hat das Stück eine Länge von gut 18 Minuten. Interessant, dass Gary auf dem Album auch Harmonika spielt. Schätze er wird bei dem Meister Otis Taylor Unterricht gehabt haben, war dieser doch 2007 und 2008 im Vorprogramm von Moore. Taylors Tochter Cassie singt bei zwei Stücken Background Vocals und Otis steuert auf „Preacher Man Blues“ eine Banjobegleitung bei.
Ein für Moore sehr ungewöhnlicher Titel ist „Holding On“ mit einem kurzen gefühlvollen, leicht angezerrten ES 335 Solo und Cassie Taylor mit schöner Zweitstimme.
Insgesamt hat die Scheibe einen schönen Livecharakter. Irgendwo meine ich gelesen zu haben, wurde alles im Studio, auch der Gesang, einfach mitgeschnitten. Also alles ohne Overdubs.
Auf dem Album verwendete er neben einer Gibson Reissue Goldtop Darkback, eine 63er ES 335, eine Fender Telecaster von 58, eine Gibson Firebird und eine Gibson BFG für die Slide-Gitarre.
Scheinbar hat ihm „Thirty Days“ von „Close As You Get” inspiriert um auf “Bad For You Baby” mit der zackigen und äußerst temporeichen Eigenkomposition “Down The Line” aufzuwarten, prädestiniert für den Country-Tele-Sound. Die armen Lautsprecher hört man ächzen.
Gary Moore Live At Bush Hall 2007
Live Mitschnitt zur Promotion der CD „Close As You Get“. Rauer Sound ähnlich wie bei “Live From London“.
Gary Moore “Blues and Beyond” (2017)
Die CD-Kompilation herausgegeben mit der englischsprachigen Biografie von Harry Shapiro „I Can´t Wait Until Tomorrow“, die kritisch zu sehen ist und in der Aufmachung wenig professionell wirkt, eher wohl ein Schnellschuss war. Die Covergestaltung der Biographie passt m. E. überhaupt nicht: eine Explorer in Tarnfarbe lackiert? Deplatziert, aber ehrlich. Stichwortverzeichnis, Index und Quellenangaben sucht man vergeblich. Es soll irgendwann eine bessere Neuauflage auch mit Bildmaterial geben. Dennoch lesenswert, um den Menschen „Gary Moore“ verstehen zu können. Die dazugehörige CD-Box unterliegt, vom Cover-Photo mal abgesehen, dem gleichen schwachen Artwork. Die ersten beiden CDs sind ausgewählte Titel aus dem Schaffen von „Back To The Blues“ (2001) bis zu Old New Ballads Blues (2006), auf der 2. CD findet man noch einen Live-Mitschnitt von „Parisienne Walkaways“.
Absolut Klasse sind die CDs Nummer 3 und 4. Hier gibt es wunderbare Live-Mitschnitte von 2000 aus dem London Forum zu hören. Danke an dieser Stelle Zoltan Csillag von LOTS für die Information und den Link zur Setliste des Abends. Das beiliegende Booklet gibt leider hier keine Auskunft. Jedenfalls zeigt sich die Band mit Vic Martin (Keys) (schönes Hammond Solo in „Further Up On The Road“ und Duell mit Gary), Pete Rees (Bass) und Darrin Mooney (Drums) in bester Spiellaune. Nur auf Bootlegs zu hören war bis dato der Titel „Surrender“ aus „A Different Beat“, im Soloteil mit typisch stehenden Ton. Damit diese sustaingeleiteten Töne im Konzert abgerufen konnten, wurde immer der „Feedbackspot“ in der Nähe des Marshalls beim Soundcheck geortet und bisweilen mit einem Gaffa-Tape-Kreuz markiert.
Gary und Montreux
Eine besondere Beziehung hatte Gary zu Montreux. Er gehört zu den Künstlern, die die meisten Auftritte hier anlässlich des berühmten Festivals hatten.
Montreux 1990
Bis heute immer noch ein fantastischer Live-Mitschnitt. Gary und die Midnight Blues Band wirken frisch, die Songs werden schmissig und mit Inbrunst gespielt. Schade, dass die Bildqualität im Vergleich zu heutigen Möglichkeiten vergleichsweise angestaubt wirkt. Wunderschön auch das Zusammenspiel mit dem „Master Of The Telecaster“ Albert Collins. „The Messiah Will Come“ überzeugt durch unglaubliche gitarristische Fähigkeiten.
Montreux 1995
1995 präsentiert Moore dann das Album „Blues For Greeny“ in Montreux. Ein erstklassiges Set, aber die youtube-videos aus dem selben Jahr in London, zwar in der Bildqualität bescheiden, gefallen mir vom Zusammenspiel besser, irgendwie intimer. Bei diesen Aufnahmen wird auch „Dust My Broom“ gespielt und Gary spielt Slide.
Montreux 1997
Das „Dark Days Of Paradise”-Set mit der jungendlichsten Bandbesetzung. Die DVD zeigt eine super eingespielte Band, Guy Bratt am Bass steuert an einigen Stellen eine schöne zweite Stimme bei. Witzig der Stromausfall am Ende des Gigs.
Montreux 1999
Gary Moore jetzt mit ShortCut-Frisur. Coole Version von Parisenne Walkways
Montreux 2001
Ähnelt dem Schweizer Auftritt In Bellinzona (June 29th 2001). Es werden 6 Stücke aus „Back To The Blues“ präsentiert.
Jim Capaldi Tribute 2007
Einer der besten Live-Performances. Dynamisch unglaublich, was man durchs Volumenpoti alles machen kann.
Montreux 2008/ John Mayall
Hier gibt es leider nur ein Video und zwar „So Many Roads“ zusammen mit Buddy Whittington.
Gary Moore Avo Session in Basel
Tolle Version von “Don´t Believe A Word” und “I love you more than”
Gary Moore
Montreux 2010
Sein letzter Auftritt in Montreux zusammen mit alten Weggefährten: Darrin Mooney, Jon Noyce, Neil Carter
Part IV folgt!
Literaturverzeichnis
Gitarre & Bass Special „Gary Moore“ (Interviews, Workshops, Features), März 2011
Harry Shapiro Gary Moore “I can´t Wait Until Tomorrow” – The Official Biography, London 2017
Rich Maloof Jim Marshall – The Father Of Loud, San Francisco 2004
Bernie Marsden Where´s My Guitar? England 2017
Vic DaPra Burstbelievers IV,Anaheim 2018
Guitarist Magazine Issue 340, April 2011