Monthly Guitar February: Gibson J 35

Eine der wohl bekanntesten Akustikgitarren dürfte die J 45 von Gibson sein. Sie ist des Songwriters „Workhorse“. Was viele nicht wissen ist, dass das Vorgängermodell, also Prewar-Modell, die J 35 war. Sie wurde erstmals von 1936 bis 1942 produziert und anschließend von der J-45 abgelöst. Man wollte zu Beginn der 30 Jahre auf Grund der allgemeinen schlechten Wirtschaftslage eine günstige Gitarre für jedermann anbieten.

Aus diesem Grund verfügten die Modelle nicht über Gibson Inlay – Logos, sondern über ein einfaches Skript-Logo. Ebenso gab es kein Halsbinding. Der Korpus bestand dennoch aus massivem Mahagoni und massiver Fichtendecke, des weiteren gehörten zur Ausstattung Knochensattel, Griffbrett und Steg aus Palisander. Das Halsprofil war kräftig. Auf dem Steg sind 2 Permutteinlagen zu finden, die die Schrauben der Stegbefestigung abdeckten. Die Tuner waren von Kluson.

Die J 35 wurde ab 2013 wieder mit dem Banner Logo „Only A Gibson Is Good Enough“ aufgelegt und bis circa 2017 oder so angeboten.

Charakteristisch ist nach wie vor das „Tiger“-Schlagbrett.

Mit der Gibson J-35 30s Faded lässt der Hersteller im Rahmen seiner aktuellen Faded-Serie eines seiner frühen Dreadnought-Modelle aus den 30er-Jahren wiederaufleben. Die Letztere setzt auf die gleichen Proportionen und Hölzer, schlägt aber bei der Beleistung im Vergleich zur J 45 auf ein historisches weiteres X-Bracing des Korpus , was sich natürlich auf einen brillanteren Klang auswirkt.

Von Gibson.com: „The Pre-War Classic With a Beautiful Faded Finish“

„The J-35 evolved from the Jumbo in 1936, a time when the Great Depression was still wreaking havoc on Americans. Gibson developed the J-35 to be a pared-down model that still offered musicians a warm and balanced instrument. The J-35 30s Faded delivers every bit of the seasoned, vintage look, feel, and sound of our iconic J-35, with a satin nitrocellulose finish that only adds to its rich legacy and undeniable vintage vibe. Discerning flattop players will love the rich, full-bodied tone from this vintage-inspired, round-shoulder beauty, along with its superb playability and simple aesthetic charm. Includes a hardshell case.“

Gibson Script Logo
Massive Sitka-Fichtendecke
Massiver Mahagoni-Korpus, kräftiger Mahagoni Hals

Gibson J-35 30s Faded Test – Bonedo

Im Vergleich zur Gibson L00

Würzburger Geschichten : Szenen aus dem richtigen Leben – Wie Herr Auer den Gitarrenlack ausbessert

Open Air auf dem Heuchelhof / 1980 mit Black Bird und der schwarzen Les Paul Custom

Gitarrenreparaturen made by Auer

Ein gutes halbes Jahr hatte ich 1980 bei Mac Donalds geschuftet, um mir ein schwarzes Fretlesswonder, eine Gibson Les Paul Custom mit Goldhardware, kaufen zu können.  Es versteht sich zum Auerschen Sonderpreis für 1990.- Deutsche Mark. Natürlich hütete ich diese Luxusgitarre wie meinen Augapfel.  Aber wie bei einem Neuwagen – irgendwann einmal ist die erste Macke fällig. Das gute Teil fiel um und ein gut Mark-großes Lackstück hatte sich in Luft ausgelöst. Ich war über diesen Makel verzweifelt und beschloss sofort das Musikhaus Wittstadt für eine professionelle  Reparatur aufzusuchen.

Heute würde ich es als Personal-„Aging“ gelassen sehen. Also mit dem imposanten Gibson-Hartschalenkoffer rein ins Auersche ReichFrau Seuberth mein Leid geklagt: ” Chef wird gleich kommen”.

Und er kam wie üblich schon reichlich angefressen. Problem geschildert. Er schnappt sich die Gitarre schwuppdiwupp und ab geht´s ins Kämmerchen, in dem es eine Art Werkbank gab.  „Hammer gleich“, so der Meister. Ich stand nebenbei und war erfreut, dass er die Reparatur gleich selbst in die Hand nehmen würde. Schon lag meine “schwarze Lady” auf dem „Operationstisch“. Der Meister schaute sich um und verschwand sogleich wieder Richtung Verkaufsraum. Bewaffnet mit einem fetten schwarzen Eddingstift kam er zurück. Kappe runter und in Windeseile war die Macke übermaltIch war platt. Es war wohl der Stift mit dem auch die Sonderpreisschilder geschrieben wurden. Er drückte mir jetzt strahlend die reparierte Gitarre in die Hand und verschwand, während ich noch um Fassung rang. Erfindungsreich war er schon, der Herr Auer. Später fiel mir die Gitarre nämlich noch mal um, dabei brach der Pickup-Selektor ab. Auer sah sich den Schaden an, beauftragte, soweit ich noch weiß einen Mitarbeiter. Jener bohrte in den übrig geblieben Stumpf ein winziges Loch und setzte einen kurzen Drahtstift ein und klebte eine neue Selektor-Kappe drauf – fertig. Und die Reparatur kostete nix. Gott sei Auers Seele gnädig. Heute würde man den Schalter wohl ausbauen. Das war gelebte Nachhaltigkeit. Im Übrigen bessere ich noch heute kleine Lackmacken bei meinem schwarzen Babybenz mit dem Eddingstift aus.   

Schreibe einen Kommentar

Du bist angemeldet als Konrad Martin. Dein Profil bearbeitenAbmelden? Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kommentar *

Würzburger Geschichten: Die Soundexplosion bei Musik-Wittstadt oder dem „Psssccchc Pschh“ auf der Spur

Der Marlboro-Verstärker ist „defekt“.

Bei Lolita´s Blue Band spielten Peter Schäbler und ich jeweils diese „formidablen“ Marlboro-VerstärkerG 40 R mit 40 Watt und Quadra-Sound-Blender für einfache Tremolo- und Echoeffekte. Ich hatte meinen schon vor geraumer Zeit beim Deußer im Austausch gegen einen defekten Guyatone-Röhernamp gekauft. Peter erstand seinen beim Wittstadt, natürlich zum Sonderpreis (siehe auch Biografie „Probentermine auf Kaltenhof“).

Bei irgendeiner Probe auf Kaltenhof  fiel Peter auf, dass der Verstärker schepperte,  wenn man ihn anstieß oder bewegte. Peter, äußerst pingelig was gekaufte Sachen anging (verständlich, denn die Teile waren durch Jobs hart erarbeitet!), meinte, es handele sich doch um einen nicht unerheblichen Defekt an dem Gerät, für den Herr Auer , Inhaber der Musikalienhandlung in der Kaiserstraße, gefälligst gerade zu stehen und zu haften habe. Er bat mich also, ihn samt Verstärker zum Wittstadt zu kutschieren. Gesagt, getan. In der Reisgrubengasse, da wo früher ein Bordell war, geparkt, die Stufen hoch in die Kaiserstraße und den leichtgewichtigen Verstärker bei Frau Seuberth, Geschäftsmitinhaberin, an der Kasse abgestellt.

Auf die Frage, was denn mit dem Verstärker sei, erklärte Peter wortreich den Defekt. Moment, hieß es von jener, das solle sich doch der Chef mal selbst anschauen. Es wäre gelogen, wenn wir uns auf das Aufeinandertreffen mit dem uns hinreichend bekannten Despoten gefreut hätten. Nach kurzer Zeit erschien jener auch , schon ziemlich im Gesicht gerötet, und bellte los, was mit dem Verstärker sei. Peter verlor sich wieder in vielfältigen Erklärungen und Beschreibungen des Fehlers bzw. Geräusches und legte die Quittung vor, um den Verstärker aus- oder umzutauschen. Auer faselte was von Sonderpreis. Peter gab nicht nach. Also zu dritt ab in das hintere Kämmerlein, wo all die Verstärker standen und die vielen Gitarren an der Wand hingen. Er holte das Verstärkerstromkabel aus dem Verstärkergehäuse und mit sichtlich erhöhten Blutdruck verband er dieses mit der Mehrfachsteckdose. Klinkenkabel in den Eingang: Verstärker geht und man hört  nichts. Für Auer schien nun alles erledigt. Doch Peter beharrte darauf, der Verstärker verursache ein komisches Geräusch, so ein „Psssccchc Pschh“. Peter demonstrierte dies an seinem Marlboro-Verstärker durch leichtes Bewegen am Gehäuse und tatsächlich ließ sich sogleich ein „Psssccchc Pschh“ vernehmen. Wenn ein spanischer Stier im Raum gewesen wäre, hätte er das nun tief blutrote Gesicht Auers auf seine Hörner genommen. Der explodierte förmlich und wurde laut, dass sei völlig normal, das sei die Hallspirale. Peter weigerte sich diese „Normalität“ gefechtlos hinzunehmen. Auer langte es und ging voll aufgeladen zur Demonstration über. Im Räumchen stand ein Röhren-Fender Twin mit 100 Watt,

Auer betätigte den On-Schalter und den Standby-Schalter, wartete schäumend neben der Vollröhrenkiste, das Volumen und alle Regler schnell aufgerissen, auf die Betriebstemperatur der Röhren, hob den Verstärker einseitig etwa 5cm hoch und ließ ihn auf den Boden knallen. – Uff – der Boden erzitterte wie bei einem Erdbeben, die Gitarren an der Wand fingen wie von Geisterhand zu spielen an – die Ohren klingelten – nach dem Abebben der phänomenal gigantischen Klangwolke kehrte für eine Minute eine gespenstische Ruhe ein. Auers Rot hielt an, er schäumte noch immer und fragte, ob wir´s gehört hätten. Er rauschte ab. Peter war bedient und wusste jetzt, dass sein Verstärker in Ordnung war. Und wir hatten im wahrsten Sinne erhört, dass jede Hallspirale „Psssccchc Pschh“ macht.

Brechend volle musik butik beim Coverabend mit strings@work

Eng ging es gestern Abend schon zu und warm war es, trotz Eiseskälte draußen in der musik-butik in Darstadt. „strings @ work“ – Rock und Pop Cover mit mehrstimmigem Gesang waren angesagt.

strings@work sind:

Edgar Kuchelmeister
Gesang, Gitarre, Harp

Joachim Kuchelmeister
Gesang, Gitarre, Harp

Andreas Elser
Gesang, Bassgitarre, Moderation

und der Percussionist Martin Hofmann!

Andreas führt mit echter Freude und witzigen Ansagen durch das Programm der Schwäbisch Gmündner Formation. Percussiv verstärkt wurden die drei an diesem Abend durch Cajon, Becken und Hihat von Martin Hofmann.

Das von Beginn an gut gelaunte Publikum erhielt drei Runden Coversongs und drei Eigenkompositionen, wobei mich gleich das eingangs gespielte Eigenwerk „You Can´t Feel My Blues“ mit seinen zweistimmigen Gitarrenlinien an „Wishbone Ash“ erinnerte. Das Repertoire der Schwaben ist weit aufgestellt: von Stevie Wonders „Master Blaster“ bis zu „This Flight Tonight“ von Nazareth, welches man nicht unbedingt von einer Akustikinstrumenten-Truppe erwartet. Über kräftige Leadstimmen verfügen alle drei und die Chöre sitzen perfekt. In den Songs selbst brillieren beide Gitarristen durch kurzweilige Soloausflüge, wozu Andreas mit seinem wohl tönenden Bass das notwendige Fundament bereitet und Martin Hofmann immer einen rollenden Rhythmusteppich webt. Klasse!

Die mehr oder minder bekannten Coversongs unterliegen stets einer bluesigen Eigeninterpretation. Bin mir absolut sicher, dass diese „Saiten bei der Arbeit“ in der musik-butik noch öfters aufgezogen werden und dem Musikgeschmack des versammelten Publikums wohl voll entsprachen. Dank sei dem Typen, der mir auf dem Sofa in der ersten Reihe ein wenig Platz zum Fotografieren gelassen hat.

Bandhomepage: akustische/elektrische live music (acousticnow.de)

Die Setliste!!!

Die nächsten, immer empfehlenswerten Darstadt-musik-butik-Konzertabende findet ihr auf selbiger Homepage!

Darstädter Gitarren-Konzerte – www.musik-butik.de

Monthly Guitar July: Guitars, guitars and guitars…..die persönliche Gitarrenhistorie von 1975 bis heute und eine „wissenschaftliche Abhandlung“ zur progressiven „Gibsomanie“

2011 Gibson R 8 VOS „Gary Moore“

Gerne erinnere ich mich an die siebziger Jahre, als ich bei den Würzburger Musik-Fachgeschäften mit meinem Rad vorbeifuhr, um dann an den Auslagen meine Augen zu weiden und meine Nase an die Schaufensterscheibe zu drücken. Auch wenn die Gitarren von Luxor sowie anderen Fernostherstellern waren, zogen mich deren Gloss-Lackierungen in den Bann. 1974 für mich unerreichbar, denn die glänzenden Schönheiten kosteten ein Heidengeld.

Bis 1975 musste ich mit Cousin Erichs oranger ES 335-Neckermann-Gitarre vorlieb nehmen, die nur mit Zange zu stimmen war. Die Saitenlage exorbitant hoch. Wenigstens hatte Alvin Lee ein ähnliches Modell.

1975 verkaufte ich sie für 40 Mark an einen Mitschüler, der sie dann gewinnbringend für 80 Mark weitervertickerte. Sauber.

1975 dann die Traumerfüllung eine schwarze Luxor-Les Paul mit geschraubten Hals. Die war echt nicht schlecht und hielt die Stimmung. Dann ergatterte ich gleich noch eine gebrauchte Framus-Stratocaster für 40 Mark von meinem Schulfreund Jörg. Auch nicht schlecht, obwohl der Korpus aus Pressspan war.

Bald darauf erstand ich bei Musik Wittstadt eine Cimar L6S, also ein Gibsonnachbau wie einst Carlos Santana eine hatte. Die Schwarze Luxor hatte ich an Peter Schäbler verkauft. Gespielt haben wir die Gitarren in der gemeinsamen Band „New Age“.

Gibsonkopien von Cimar und Luxor, Uli Michels (rechts) Luxor-Les Paul Custom kostete so um die 1000 Deutsche Mark! Ich glaube, das war das Top-Modell von Luxor damals. (1978/79)

1980, nach monatelanger Arbeit bei MC Donalds, legte ich mein sauer verdientes Geld für eine Gibson Les Paul Custom Black Beauty an. Wittstadts Sonderpreis 1999.- DM. Schweres Teil, klang gut, aber der Hals dieser Norlin-Gibson klebte fürchterlich. Da musste ich direkt vor jedem Auftritt was Fettes wie Salamibrötchen futtern und dann mit den Fingern den Hals einfetten. Vor allem bei „Lolitas Blue Band“ und anfänglich bei „Black Bird“ verwendet.

Wie Neal Schon oder Peter Frampton…allerdings hatte meine Les Paul nur zwei Humbucker…
Die Washburn- Zeit dauerte vielleicht zwei Jahre.

1983 gab es endlich ein richtig gutes Musikgeschäft, den „Musik Treff“ von Kilian Stein. Im Laden gab es Washburn-Gitarren. Eine A 20 und eine blaue A 15 kamen zu mir. Im Musik-Treff fand sich auch ein Käufer für meine Gibson Les Paul Custom und ich legte mir eine Gibson Les Paul Deluxe in Tobacco Burst zu.

1983 war dann im Spätjahr eine Gibson Les Paul Goldtop 30th Anniversary ( 1982) bei Kilian zu erstehen. Eine im wahrsten Sinne des Wortes „Pfund“ von Gitarre mit wunderschönem Deckencarving. Das erste richtige Reissue-Modell, das der Gibson-Norlin-Konzern auf den Markt brachte, obwohl Kenner schnell entdecken werden, dass einige Details nicht dem Original von 1952 entsprachen : die Doppel-Ringe der Kluson Mechaniken und die Potiknöpfe (Tophats) gehören eigentlich auf eine 60er Les Paul. Ab 1980 gab es mit den Gibson Elite oder Heritage – Modellen in gewisser Weise die ersten Custom-Shop-Gitarren. In Würzburg hatte Klaus Wolf, der mir gelegentlich Gitarrenunterricht gab, eine wunderschöne Gibson Standard Heritage Les Paul in Lemonburst.

Klaus Wolf mit seiner Les Paul Standard 80 Heritage (Photo: Markus Buberl) Danke für das Bild! Die Pickup-Kappen wie das Pickguard entfernt.

Die Goldtop von Kilian Stein habe ich noch heute. Bis auf die Tonabnehmer ist sie im Originalzustand. Den hinteren Original-Tonabnehmer schenkte ich Miles Schon ( Sohn des Journey-Gitarristen Neal Schon), als er kurzzeitig bei uns in Würzburg wohnte und der Pickup seiner Les Paul hin war. Also irgendwo in Kalifornien hält sich jetzt der Pickup noch auf. Muss Miles mal fragen, wo die Klampfe steckt. Die ansonsten unverbastelte Gitarre ist natürlich häufig von mir verwendet worden und auf dem ersten Klopstock-Demo zu hören, 40 JAHRE „Aging“ hat was.

Die Gibson-Kluson-Deluxe Mechaniken mit Doppelringen.
Eigentlich 60er Tophats
Der braune Koffer mit Patina!
Case Candys
Perfekt abgeschirmt….siehe auch nächstes Bild

Ja jetzt ging die Gibsomanie endgültig mit mir durch: Gibson Les Paul Custom in Dark Sunburst, Gibson Les Paul Standard Sunburst, von Gibson dann ausgetauscht gegen eine Gibson Les Paul Reissue (Wahnsinnsgitarre! Leider verkauft!) mit Tigerstripe AAAAA-Decke, irgendwann auch eine Gibson SG und 1987 eine Gibson Stratocaster US 1.

Zwischentext: Krankheitsbild „Gibsomanie“


Wie bei Walter Kempowski, Gott hab´ ihn selig, in seinem mehrbändigen Echolot, ist hier nun auch ein Zwischentext mit dem Titel „Gibsomanie“ eingefügt. Manie ist der leidenschaftliche Drang etwas tun zu müssen. Die Gibsomanie ist demnach der Drang nach einer Gitarrenmarke amerikanischer Provenienz, der sich facettenreich ausleben lässt: kaufen und verkaufen, bewundern, fotografieren, spielen, sammeln, den Ton hören, riechen, spüren und haptisch erfahren, sich in Literatur vertiefen (siehe Bibliographie am Ende) .
Viele Musiker sind gegen Gibsomanie absolut immun. Aber meist nicht manielos. Nicht selten sind sie der Stratotelemanie, also dem manischen Fenderismus völlig ausgeliefert. Wenn ich ehrlich bin, neige ich diesem seit einiger Zeit auch noch zu.
Die Gibsomanie zeigte sich bei mir relativ früh noch zu Deußers Zeiten. Ist doch die Form der Gitarre mit Namen Les Paul doch eine hervorragende. Die Augen tasten die Rundungen zunächst ab und erkennen die typische Form. In ballistischen Sprüngen geht es den Hals hinauf Richtung Headstock in freudiger Erwartung des mit Abalone eingelegten Schriftzuges liest man: Luxor. Seitdem überflog ich , ob Bild oder Instrument, den Korpus flugs und scannte immer zuerst den Schriftzug auf der Kopfplatte: Original oder Kopie?

Die beiden großen Gitarrenfirmen haben jeweils ihren eigenen typischen betörenden Geruch. Bei einem Blinddate würde ich sie herausfinden.
Im Übrigen ist die Gibsomanie in meinem Falle auf die Les Paul-Form beschränkt. SG, Flying V, Explorer oder Halbakusische wie ES335 etc. lassen mich ziemlich kalt. Da fehlt mir die Affinität, obwohl vieler meiner Idole die ganze Modell-Palette benützt haben. Nicht auszudenken, wenn ich völlig befallen wäre. Bei Frauen stößt das Sammeln von Gitarren derselben Art auf Unverständnis. Die sehen doch alle gleich aus. „Stimmt schon, jeder Schuh hat nen Absatz“, antwortet man dann am besten.
Schon vor dem Kauf der Geliebten kam damals höchster Genuss auf: Das Blättern in Katalogen auf dem Klo, das Wälzen von Testberichten, das Verschlingen von Musikhausangeboten. Das Vergnügen wurde mit dem Internet nochmals potenziert: Online-Shopping, riesige Internetplattformen mit Shopping –Mall und Gitarrengalerien, Testvideos und natürlich Ebay.
Schlimm für den Gibsomanen ist der Umstand, wenn das geliebte Idol plötzlich die Gitarrenmarke wechselt. Da kenne ich eins ganz persönlich. Mensch hat der jetzt einen „Scheiß-Sound“! Das fiept doch nur noch. Klingt total dünn. Hoffentlich kommt der wieder zur Amtlichen zurück. Demgegenüber gibt es auch die absolut treuen Gibsonisten-Künstler. Da fällt mir gerade ein, ich bin ja in den frühen und späten Achtzigern auch mal fremdgegangen, gitarrenmäßig versteht sich!! Aber das waren nur kurze Episoden bzw. Liebschaften. Dazu zählt auch eine kurze Liaison mit PRS.
Auf den übertragenen Ton, den Hals, das Gewicht und die perfekte Decke kommt es an, ob eine wie der Amerikaner sagt „keeper“ bleibt oder nicht.
Die perfekte Decke ist streifig, feuerzungenförmig oder tigermäßig geflammt, wobei die Riegelahornstreifen, im Übrigen ein Anzeichen dafür, dass der Ahorn einen Schlag hatte, nicht zu gerade (wie mit Lineal gezogen) und zu dünn sein dürfen. Das Gesamtwerk muss leben. So ähnlich wie bei diesen Wackel- oder Vexierbildern verändert sich je nach Blickwinkel das Farben- und Formenspiel auf der gewölbten Decke. Es entsteht bei guten Tops eine ungeheure Tiefe, ein quasi dreidimensionaler Blick in das Holz. Zudem muss das Ganze homogen und vintagemäßig wirken. Viele Supertops (siehe auch Lit. Bursthunter) übertreiben, diese „Poser“ liegen mir nicht. Schöner sind solche Decken, die „peekaboo“ ( Guck-Guck-Spiel ) erlauben: Je nach Lage der Gitarre im Licht- bzw. Blickwinkel erscheinen die „flames“ , ordnen sich anders an oder verschwinden völlig, so dass man sogar den Eindruck hat eine “plain top“Gitarre in der Hand zu halten.
Die erste Perfekte erhielt ich im Musik-Treff und war eigentlich Zufall. Ich hatte eine USA Les Paul Standard von Kilian gekauft, bei der aber die Bünde nicht richtig abgerichtet waren. Zurück also damit zum damaligen Vertrieb. Die Gitarre kam dann völlig auf der Rückseite verkratzt zurück. Als Entschädigung erhielt ich eine Gibson Reissue der ersten Serie, ein Messemodell. Ein absolutes Leichtgewicht mit einer famosen Tigerdecke in Cherry-Sunburst und äußerst perkussivem Ton. Zu blöd, dass ich Depp die Gitarre 1989 bei Musik Produktiv gegen eine Schon Reverse in Zahlung gab. Das ärgert mich heute noch. Ich würde sie sofort zurückkaufen. Dass zwischen Gibson USA und Gibson Custom-Shop hinsichtlich der Gitarren Unterschiede herrschen, wollte ich eine ganze Zeit lang nicht glauben und hielt das Gesülze im Les Paul Forum für Schwachsinn. Im Herbst 2006 war ich im Coloss-Saal in Aschaffenburg bei Joe Bonamassa. Der damals noch relativ unbekannte und kinderspeckige Joe stand direkt vor mir. Ich hätte ihm die Schnürsenkel lösen oder die Füße griebeln können. Er spielte den ganzen Abend eine Custom Shop Les Paul. Zuhause versuchte ich den Sound mit USA Les Paul und Marshall zu imitieren. Leo, mein Sohn, begann Lied und Riff von „Bridge to better days“ zu hassen, denn das nudelte ich inklusive Led Zeppelin-Zwischenpart mehrmals täglich. Ich kam letztlich zu dem Schluss – an mir kann´s nicht liegen – das i-Tüpfelchen muss durch die Gitarre kommen. Ich stürzte mich ins Worldwide Web und suchte nach „der“ Gitarre. Fündig wurde ich dann bei Guitarpoint in Maintal. Da gab´s laut Homepage eine riesige Auswahl. Auf dem Hinweg am Nachmittag habe ich mich vor Aufregung x-mal verfahren. Zwei Stunden lang gab ich im Laden Joe Bonamassa-Riffs zum Besten (zum Glück war Leo nicht dabei ), dann hatte ich mich endlich für eine von zweien, die in die Endrunde ( von ca. 10 Klampfen) kamen, entschieden. Der Preis exorbitant. So viel habe ich nie mehr für eine Gitarre ausgegeben und zwei USA Les Pauls gingen dazu in Zahlung. Auf dem Heimweg hielt ich mehrere Male um mich zu vergewissern, dass die Gitarre wirklich im Brown Case auf der Rückbank angegurtet war. Endlich daheim ließ ich Joe B. erklingen. Leo schlief schon.  Die Reaktion meiner Frau war niederschmetternd: „ So eine hast du doch schon. Die Farbe ist altbacken, gab´s die nicht in…?“
Inzwischen nach über 35 Jahren ist mein Durst gestillt. Zumindest was die Gibsomanie betrifft. Den absoluten Schlusspunkt setzte die Gibson Custom Shop R8 VOS Lemonburst von 2011 (auf der CD „On Scrambled Tunes“ zu hören und im Booklet zu sehen). Übrigens meine Älteste ist eine Gibson Les Paul Gold Top 30th. Anniversary, 1983 bei Kilian gekauft. Eine wunderschöne Gitarre mit einem perfekten Deckencarving, allerdings annähernd 5 kg schwer. Mit den Jahren gealtert mit Grünspan und Orangenhaut. Witzig  ist, dass der Bridge-Pickup der Klampfe jetzt in Kalifornien weilt…….. Ende Zwischentext..

1985/6 Gibson Reissue, war auf der Frankfurter Musikmesse zu sehen

Die Fender Stratocaster in weißer Farbe hätte ich fast vergessen.

Ach ja. Zwei Gibson Standards in Black hatte ich auch bei Kilian gekauft. Er hatte da einen Sonderdeal mit Gibsons M &T – Vertrieb, so dass die zweite schwarze Standard für etwa 1700.- DM über den Ladentisch ging. Schnäppchen.

Gibson Reissue – Gibson Custom – Standard – Deluxe – Goldtop

Um 1988 begann die Schonzeit. Ich verkaufte einige Gitarren, darunter die Tigerstreifen Gibson und die Deluxe, um bei Musik Produktiv eine Neal Schon NS Deluxe in Polar White und eine Schon Reverse Custom Red mit AAAAA-Decke (ein Unikat!!!!) zu erstehen. Beide habe ich noch, die Polarweiße von Neal persönlich signiert. Auf der Bühne waren sie vor allem zu Klopstock II – Zeiten ab 1991 zu sehen.

One of a kind
Neal Schon´s Signature

1994 bei „Wired“ : zwei Fender Strats eine in Dark Blue und eine 40th Anniversary (an J. Volpert verkauft), Gibson Les Paul Custom Sunburst, Gibson Les Paul Standard Black, Gibson Les Paul Standard Amber

In Savage Blue verwendete ich neben der schwarzen Standard und den Schons die Les Paul Standard Amber. Das war eine limitierte Gitarre mit wunderschöner dreidimensionaler Decke.

Gibson Les Paul Standard Amber 4. von links, daneben Fender 40th Anniversary Stratocaster

Hugo For Sale rief und ich spielte neben Amber, äußerst kurz eine PRS-Gitarre in Dark Sunburst , die ich für eine Gibson Les Paul Standard in Cherry-Sunburst in Zahlung gab.

Hugo For Sale: Gibson Les Paul Standard 2005er Amber (ohne Schlagbrett) und Les Paul Standard In Lightburst (ohne Schlagbrett) (2022 verkauft).

von links: Amber mit Goldhardware/Standard Cherry Sunburst/Goldtop/Lightburst/ 2005 Amber

Gibson Custom Shop – und Schuld ist Joe Bonamassa!!!!!

2006 – Coloss-Saal Aschaffenburg. Joe Bonamassa spielt eine Custom Shop Les Paul. So eine muss ich einfach haben. In Maintal bei Guitar-Point habe ich dann am Buß- und Bettag 2006 mehrere Stunden zehn Les Pauls ausprobiert und bin fündig geworden und gab noch zwei Gibson Les Pauls (Amber 2005 und Standard in Cherry Sunburst!) in Zahlung:

Gibson R 9 VOS Washed Cherry

Bei so einer Decke wird jeder „Gibson“-Klon blass.
Bleeding….
R 9, R 7 und R 8

Es folgten 2008 eine Gibson R 8 VOS Iced Tea, die Gibson Amber Les Paul blieb dafür bei BTM in Nürnberg.

Die Gibson Standard Amber bei BTM in Zahlung gegeben..
R 8 Plain Top

2009 Gibson R 7 VOS Goldtop

Gibson VOS R 7

2009 Gibson BFG Gary Moore Lemonburst, ein Hammerteil!!!

2011 Gibson R 8 VOS Lemonburstmeine absolute Lieblingsgitarre. Die letzte Les Paul, die ich gekauft habe!!!!!

mineral streaks (Einschlüsse), grain and flames

Der zeitweise Fenderismus

mit Fender noiseless pick ups (musik-butik)
Die Squier Telecaster habe ich 2022 verkauft

2019 Fender American 50s Original Stratocaster in White Blonde

Die sechste Les Paul von links ist verkauft.

Also ehrlich, ich kaufe mir nach alldem keine E-Gitarre mehr. Wozu auch, die sehen doch alle gleich aus, sagt meine Frau. Und spielen kannst du immer nur eine……Irgendwie hat sie Recht. Und allmählich läuft die Sache entgegengesetzt. Schon sechs Klampfen im Spätherbst seit 2022 veräußert. Ich verkaufe wohl meine Schätzchen nach und nach! Was wohl die großen Gitarristen mit ihren Sammlungen machen? Der Bonamassa Joe, der Slash oder Dave Amato von REO Speedwagon? Da bleibt einem die Spucke weg, wenn Dave sein Instrumentenarsenal öffnet….Übrigens Neal Schon besitzt etwa 750 Gitarren…

Aber ehrlich letztlich sind die Klampfen namhafter Hersteller wie Gibson, Fender, PRS oder Martin einfach Wertanlagen. Bei anderen, ich will hier keine Namen nennen, gibt´s im Wiederverkauf nur Bruchteile des Einkaufpreises…

Demnächst in „Monthly Guitar“ vielleicht die Akustikabteilung. Viel Vergnügen mit den Bonamassa und Slash Collectionen.

Rebecca King & Band im Z 87

Ein gut besuchter Z 87. Rebecca King & Band gastieren am Sylvester-Vorabend 2022 im Z87-Gewölbe. Vorne eine freigelassene Tanzfläche, die am Ende des mehr als zweistündigen Konzertabends den Zuhörern Platz zum Abtanzen gewährt.

Von Beginn an gewinnt Rebecca mit ihrer fröhlichen Art die Zuhörerschaft. Das wirkt echt sympathisch und niemals aufgesetzt. Mit kurzweiligen Ansagen führt sie durch die zwei Sets. Einschließlich der Zugaben sind 23 Songs an diesem unterhaltsamen Abend zu hören, wobei der Großteil der „country-poppigen“ Tunes aus Kings Feder stammen. Zwischendurch streut sie einige Covers z. B. Kacey Musgraves „Follow Your Arrow“ , „Next Girl“ von Carly Pearce oder „Heartbreak“ von Lady A ein. Ihre eigenen Songs fallen keinesfalls ab – ganz im Gegenteil. „On This Road“, „Solitude“, „Nearby Tee River“,“New Country“, „Clarified“, „What I Never Tried“ und „Heart Is Still Waiting“ werden von Rebecca und der Begleitband gekonnt serviert. Alle diese Songs stammen aus ihrer aktuellen CD „New Country“. Hinzu kamen u.a. mit „Horizon“ und „Love Letter“ weitere eigene Stücke

Der Sound ist kompakt und transparent bei angenehmer Lautstärke. Dem Mixer sei gedankt, da dies kein leichtes Unterfangen im Z 87 ist.

Ganz klar steht an diesem Abend Rebecca mit ihrer schönen Stimme und ihrer Ausstrahlung im Mittelpunkt. Die Band begleitet sie teamdienlich. Soloausflüge gibt es nicht. Der reine Gesang überzeugt. Rebecca King ist weit entfernt vom süßlichen Countryschmalz, dennoch kommt immer wieder so ein „Nashville„-Feeling an diesem Abend zum Vorschein. Wiederholt hatte ich an diesem Abend Assoziationen zum Ensemble-Sound der „Petersens„. Rebecca King könnte wohl mit Sicherheit eine der Schwestern ersetzen. Mit der letzten Zugabe „Mr. Rock´n´Roll“ von Amy McDonald endete der Abend. Das Publikum stand auf den Beinen. Super war´s.