Billy Merzoitis – „All Things You Are“ – Rock und Blues aus Griechenland mit „Gary Moore“ – Vibe (CD Review)

„All Things You Are“ ist das 3. Studioalbum von Billy Merziotis (Gesang/ Gitarre), 1979 in Athen geboren. Eingespielt wurde das Album mit der Gary Moore Band: Vic Martin (Keyboards), Pete Rees (Bass) und Graham Walker (Schlagzeug). Irene Movia steuerte Gesang und Backing Vocals bei.

Schon bei der Covergestaltung wird deutlich, dass Billy Gary Moore sehr nahe steht: Les Paul, Marshallamp, der rote Namensschriftzug und der weiße Bildrahmen erinnern an Garys CD „Still Got The Blues“. Neun Titel sind auf dem Album.

Mit „I Wanna Breath“ startet es äußerst fetzig mit einem in die Beine gehenden Rocker. Billy und Irene wechseln sich im Gesang ab und ergänzen sich im Chorgesang wunderbar. Ein flüssiges Gitarrensolo und schöne, an Wishbone Ash erinnernde, zweistimmige Gitarrenlinien fügen sich brillant ein.

„Same Kind Of Fool“ versprüht gitarrensoundmäßig puren „Gary Moore “ – Vibe. Eine stimmige Bluesballade. Irene Movia glänzt mit ausdrucksstarken Gesang wie Joss Stone. Die letzten Schlusslinien könnte Gary Moore gespielt haben. Klasse Song. der im Ohr bleibt.

Irische oder griechische Folklore eingebaut? „Lady Of The Sea“ ist auf jeden Fall ein treibendes Stück mit einprägsamer Melodie. Abwechslungsreich auch durch den akustischen Zwischenteil. Einfach schön.

„You Shouldn´t Play With Fire“ von Irene Movia gesungen. Funkiges Tune mit griffigem Refrain und prickelndem WahWah – Solo.

„All Things You Are“ im Gary Moore Soundgewand auch stimmlich sehr nahe. Hätte auf Gary Moores CD „Old New Ballads Blues“ sein können. Der „Out Of Phase“ – Sound im Solo ist echt superb. Chapeau Billy!!!! Die Gary Moore Band begleitet natürlich absolut souverän.

„It´s Time“ – erstklassiger Rocker, der – immer diese Vergleiche – mich an die englische Band „Thunder“ erinnert. Refrain einfach cool. Beim Solo meint man neben dem Marshall-Amp zu stehen, dessen Lautsprecher arg gebeutelt werden.

„One Step Away“ gesungen von Irene, Power – Refrain. Schönes Riffing im Stil der 80er im Marshall JCM 800-Soundgewand.

„Key To Love“ Funk, bei dem man nur mitwippen kann. Und der Refrain ist erste Sahne. Super. Sehr starkes kurzes Solo und schöne Fill-Ins.

„Awakening“ – fällt etwas aus dem Rahmen, irgendwie zwischen Steve Ray Vaughan, ZZTop und Uriah Heep (Refrain). Stratocaster-Sound und Slide- Gitarre. Wieselflinkes Solo.

Also ehrlich, ich kann dieses Album absolut empfehlen. Schon lange her, dass mir eine Neuerscheinung so gut gefallen hat. Jeder Song hat Ohrwurmcharakter. Rock mit Blues-Einschlag mit solider Band super produziert und in die Beine gehend. Schön, dass Billy keinesfalls darauf verfällt, Gary Moore kopieren zu wollen, seine Musik ist absolut eigenständig. Hoffe mal, dass Billy Merziotis bald in Deutschland touren wird.

The Band – The Gary Moore band ft Billy Merziotis

Es gibt einige Videos von Billy Merziotis und Irene Movia auf youtube.

Nachruf: Kilian Stein – für „Kili“

Ich bin betroffen. Gestern Abend das Bild der „Kiligitarre“ auf Peter Schäblers Facebook-Seite mit Trauerflor war deutlich. Kili ist verstorben. Sogleich kamen all die vielen Erinnerungen an wunderbare Zeiten in mir hoch, Gespräche bei vielen Zigaretten und Kaffeetassen im Musik-Treff in der Seinsheimstraße. Später dann in der Verbacher Straße und in Sommerhausen. Kilians und Christls Musikgeschäft waren eine Institution, fernab von den unterkühlten Läden wie Wittstadt und Deußer. Du gingst hin, hast in der Schallkabine getestet und in der „Musiknachrichtenbörse“ alles erfahren, was sich so tut. Heim und Herd zugleich für alle Amateurmusiker in Würzburg und Umgebung. Es wurden Musiker–Kontakte geknüpft. Ohne den Musik-Treff wäre manche Band (auch Klopstock vielleicht) niemals entstanden. Es wurden mögliche Auftrittsorte gefunden usw. Und da saß dann der Kili mit seinem Bass auf den Oberschenkeln und hat geübt. Die Füße haben den Takt vorgegeben. Die verrücktesten Taktarten und waghalsige Melodiebögen kamen zu Gehör. Musik gemacht habe ich auch das ein oder andere Mal mit ihm. Ich erinnere mich an einen Nachmittag im Salon 77 draußen im neuen Hafen. Bandprobe mit einem Schlagzeuger, und dann Kilians trockene Bemerkung: “ Alter, du bist nicht in der Time.“ Der Schlagzeuger hat fast geweint. Oder an einen Besuch im Keller unter dem „Bistro Camaret“ in der Neubaustraße, da waren Jamie (+), Harald Glotzbach (+) und Helge Barabas dabei, da gings auch rund. Ja das war nie einfach für den Rhythmusgeber. Christel hatte es bisweilen nicht leicht, wenn Kili wegen Lieferanten oder nervigen Kunden stinkig war. Manche der Kunden waren auch schon strange. Kili hat dann kurzerhand das Weite gesucht, 150 m Richtung Innenstadt, und sich ne Schorle gegönnt. Ich muss zugeben, dass ich niemals irgendwie mit Kili in Streit geriet. Für mich war er immer ein guter Ratgeber und Freund, mit dem ich mich bestens unterhalten konnte. Und lachen. Über die vielen Geschichten, die er erzählte, zum Beispiel über die Zeit, als Christl und Kilian mit Kilians Bruder Martin über dem Weinlokal Buhl wohnten. Kilian musste die vielen „Frauen“- Anrufe, die seinem Bruder Martin galten, abwehren: „Hier sein Boy von Massa Martin, Massa Martin sein nicht da!“ Es war einfach eine wunderschöne Zeit, auch um Univorlesungen zu schwänzen. Eben „Hörsaal“ Musik Treff.

Ein Laden war es, in dem wir die angesagten Marken zu guten Preisen fanden: Peavey, Washburn, Marshall, Gibson….. Und Kilis und Christls Hilfsbereitschaft waren groß zum Beispiel, wenn wir eine größere PA-Anlage leihen mussten. Kilian hat einen riesengroßen Anteil an der Würzburger Musikszene.

Danke Kilian und Ruhe in Frieden. Dir Christl, wünsche ich viel Kraft!

Klopstock Historie Part II (Nachtrag)

Klopstocks Ende, Reunion und dann Hugo For Sale


September 1986 hatten wir zunächst einen furiosen Auftritt in der Rimparer Halle. Etwa nach einer Stunde musste Peter wegen eines schrecklichen Ereignisses von der Bühne. Wir spielten als Trio weiter. Peter stieg dann aus und sein Nachfolger war bis 1989 Norbert Stadler aus Erlangen. Mit dem“Mühlen-Richard“ Richard Scheffauer haben wir dann in verschiedenen Studios zahlreiche Aufnahmen gemacht u.a. auch in der Gerberstraße in Würzburg. Da entstanden die ersten Aufnahmen für die Klopstock SingleJoan, Joanna, Jocelyn und den unvergleichlichen Anorak. Allerdings wies die erste Probepressung Verzerrungen auf, so dass wir die zwei Stücke noch einmal in Hirschfeld aufnehmen durften. Beim zweiten Mal habe ich dann bei Anorak kein Slide-Solo gespielt. Eigentlich waren die ersten Aufnahmen die besseren. Die Single wurde natürlich im vollen Omnibus präsentiert.
Einige Auftrittsorte: Bergrheinfeld (Faschingsgigs), Höchberg Open Air, Marktheidenfeld, Kitzingen Open Air, Weikersheim, Schweinfurt, Markt Einersheim Festival, Weilbach Rock im Wald, Bergrheinfeld , Güntersleben Rockfestival, Veitshöchheim mit Guru Guru, Iphofen insgesamtetwa70 Auftritte
1989 kam es dann nach vielen weiteren Konzerten zur Auflösung von Klopstock. Hugo formierte „Chromwell“1991 gab es dann eine Reunion von Klopstock mit Keyboarder Markus Krauß, Sängerin Diana Kitzing, Schlagzeuger Reinhard Kitzing, Hugo am Bass und mir an der Gitarre. Unsere Repertoire und Sound hatte sich bedingt durch das Keyboard und der fehlenden zweiten Gitarre geändert. Wieder spielten wir zahlreiche Auftritte in Clubs und Open-Air-Festivals. Herausragend waren unsere Auftritte bei den Schweinfurter Bluestagen und beim Kulturjahrmarkt in Würzburg. Soundmäßig hatte ich mich damals von den Marshalls und den Les Pauls verabschiedet. Ich spielte nun Engl Amps und Schon-Gitarren (Signature-Modelle des Journey-Gitarristen Neal Schon). Unser Sound war moderner und vor allem durch die Kraußschen Keyboard-Kaskaden um einiges bombastischer. Höhepunkt für mich war bei diesen Auftritten immer das etwa zehnminütige „Hurricane“ von Neil Young mit ellenlangem Gitarrensolo!!!. Und als Running Gag diente bei der Ansage für Bob Marleys „I shot the Sheriff“ folgendes Hugo Statement: Den Conny sein Marshall hams derschossen, seitdem spielt er Engl…“ Wir spielten in dieser Phase hauptsächlich Open Air Festivals. Für kleine Clubs war die Musik auch wegen der nicht selten „überdimensionierten“ Anlage wie bei den zwei Auftritten in Westheim einfach zu laut. Und es war dann endgültig Schluss mit „Klopstock“ nach dem Greußenheimer Open Air im Juli 1992. Hugo eröffnete dann später mit Klaus Wolf ein Bluesduett und konzertierte mit Hugo kommt. Ab 2000 waren Hugo und ich wieder in „Hugo For Sale“ bis 2009 vereint.

Klopstock Historie und Galerien

Nach dem ich wieder mal die alten Bilder durchforstet habe, bin ich auf zahlreiches Bildermaterial aus „Klopstock“-Tagen gestoßen. Auch durch den netten Kommentar zum Blog „Marshall Black & White“ bezüglich der Band „Klopstock“ motiviert, will ich mal einige Fotos und die Combogeschichte posten. Zudem jährt sich im Herbst 2023 die „Klopstock“-Gründung im Jahre 1983 n. Chr. Vierzig Jahre sind schon eine lange Zeit. Eigentlich wär´s ein Revival-Konzert wert..

1983 war der Startschuss mit Hugo Gündling, Peter Schäbler und mir. Im Musik-Treff Kilian Steins hat man sich getroffen und mit einem Schlagzeugcomputer namens „Uwe“ erste Stücke einstudiert. Am 2. Januar 1984 haben wir dann mit einem echten Schlagzeuger namens Michael Baur geprobt. Die Band war komplett.

Michael Bauer + Hugo Gündling + Peter Schäbler + Conny Martin = Klopstock
Oft machte Klopstock halt bei den Höchberger Kracken halt, sei es wie hier in der Mainlandhalle, im JuZ oder auf Open Airs
Damals sorgte Reinhard Kitzing (ab 1986 Klopstock-Schlagzeuger) hier mit seiner PA für den Sound.
Der Omnibus in Würzburg wurde oft bespielt…
Das muss in Wertheim gewesen sein….und Michael raucht….
Rimpar – da war immer die Hölle los….
Hier sind wir in Hofheim gewesen im Vorprogramm von „Franz K“. Herr Baur sieht hier aus wie Sammy Hagar.
Faschingsgig in der Frammersbacher „Traube“. Die Wirtschaft gibt´s noch, sie macht aber demnächst zu.

Hier die „Klopstock“- Historie:

“Wer wird nicht einen Klopstock loben?”

Gotthold Ephraim Lessing
deutscher Schriftsteller
* 22.01.1729, † 15.02.1781
Wie bereits erwähnt, saßen wir nun wieder im Musik Treff rum und waren auf der Suche nach neuen Mitstreitern. Irgendwann im Spätjahr 1983 trafen wir im Musik Treff auf Hugo Gündling  (Gesang und Bass) und wir spürten sogleich, da geht was. Zusätzlich motiviert war ich durch neues Equipment, das unbedingt live zu erproben war: eine Gibson Goldtop 30th Anniversary im Brown Case, ca. 5 Kilogramm schwer, und ein Marshall JCM 800  4210 Combo mit moderner Kanalumschaltung, dazu die passende 1 x 12er Box, zusammen ein niedliches Türmchen bildend. Hugo war bis dato mit A.G.E unterwegs gewesen, die sich aber aufgelöst hatten. Geprobt wurde nun bei mir im Keller mit UWE oder „UBE“ (= Hugos liebevolle Originalbezeichnung des Geräts)) über Hugos Allsound-Gesangsanlage. Flugs hatten wir bis Ende des Jahres einiges an eigenem Material zusammen. Der virtuelle UWE stellte sich mit der Zeit als wenig flexibel dar, so wurde bald nach nem Schlagzeuger mithilfe von Kleinanzeigen gesucht. Auf eine Anzeige in der Pupille meldete sich einer. Justamente am 2. Januar 1984, übrigens seit 1960 jedes Jahr mein Geburtstag, stellte er sich zum ersten Mal im Proberaum vor: Michael Baur. Die Chemie unter uns stimmte von der ersten Minute an und neben dem Schlagzeugspiel verfügte dieser Mensch noch über eine äußerst variantenreiche Stimme für Chor- und Sologesang. Klopstock war komplett! Zeit hatten wir damals eh: Hugo studierte seit Jahren amerikanische Literatur und der Rest Lehramt. Gerade zweimal geprobt, kam auch schon die erste Anfrage rein, ob wir denn nicht auf einer Faschingsfeier der KJG am 15.2. 1984 im großen Saal des Kolpinghauses spielen könnten. Schaffen wir das in der Kürze? Sollen wir zusagen? Bammel hatten wir schon. Für den riesigen Saal war natürlich Hugos Anlage zu klein und so haben wir uns kurzerhand für den Faschingsevent von Christel und Kilian eine Peavey-PA aufbauen lassen. An jenem Abend firmierten wir übrigens nicht unter unserem eigentlichen Bandnamen “Klopstock”, sondern unter dem Pseudonym “Catchahugo”.  Man weiß ja nicht, wie der Abend ausgeht! Was wir da genau an dem Abend gespielt haben, weiß ich so recht nicht mehr, Rock ´n´ Roll halt und wir kamen ausgezeichnet an. Von da an ging´s Schlag auf Schlag: 10 Tage später konzertierten wir vor amerikanischen GIs in der Gaubahn und spielten zweimal in der Lohrer Bluescorner. Ja und am 18.5. 1984 stand unser erster Gig in unserem „Wohnzimmer“ an, wie Bobbele Becker sagen würde: Das Jugendzentrum in Rimpar. Hier haben wir in den Folgejahren mit allen Klopstock-besetzungen regelmäßig gespielt, aber nicht nur im JUZ selbst, sondern auch in Rimpars Mehrzweckhalle. Noch heute denkt jeder von uns gern an die ausgelassene Stimmung dort zurück. Wir brauchten damals keine AC/DC Nummern oder Ähnliches zum Besten geben – die Leute wollten unsere eigenen Stücke wie „No Jazz No Soul But Rock ´n´Roll“, „Desdemona“ oder „Anorak“ hören und mitsingen. Es war einfach geil dort zu spielen. Und jedes Mal potenzierte sich die Besucherzahl. Das Juz Rimpar war ne feste Bank. Ein Konzertbesucher (Name auf Anfrage) war immer anwesend. Am Anfang noch nüchtern und standhaft, zum Ende vor der Bühne nur noch kriechend unterwegs. Zwei Tage nach dem Rimparer-Auftritt, man würde sagen nach dem Warm Up-Gig, ging es nach Hofheim in die dortige TV-Halle. Hugo hatte einen Gig im Vorprogramm von Wolf Maahn & die Deserteure an Land gezogen. Wow, super und alles wird vom NDR aufgezeichnet. Also der Auftritt vom Wolf Maahn. Wir waren wie immer pünktlich vor Ort, fette Aufnahmekameras, Übertragungswagen, Wolf Maahns Backline stand bereits . „Ja ihr macht dann auch Soundcheck!“. (Ich weiß nicht mehr so genau, ob wir zur Vorsicht, als wenn wir es schon geahnt hätten, ein eigenes Mischpult samt Mischer (Norman von der Würzburger Band Mummenschanz) mitgebracht haben? Unser Mischpult, lief über das von Wolf Maahn.) Wir haben gewartet und gewartet. Wolf brauchte ewig für seinen Stimmensoundcheck : „ Das klingt irgendwie noch topfig..Rosen im Asphalt… Rosen..one two Asphalt….Roooosen, mehr Hall….“ Es zog sich hin. „Ihr könnt jetzt. Verstärker hoch. Mikrofon geht? Ok!“ Soundcheck beendet. Runter von der Bühne! 20 Uhr dann Konzertbeginn. Wir spielten, aber irgendwie merkte jeder von uns, dass der volle Sound fehlte, kein richtiger Monitor, du hörst nur deine eigene Gitarre, Licht auf Sparflamme. Katastrophe in unseren Ohren, aber die Kritik war am Ende doch nicht so schlecht.

Unsere Damenbegleitungen sagten später, die hätten, während unseres Auftrittes ihr eigenes Mischpult ein wenig ausprobiert, also, was man da so alles machen bzw. einstellen kann, Fader auf und zu, Panorama rechts-links, Equalizer, Bässe, Höhen, Mittenfilter, Effektgeräte…. Wolf Maahn zeigte sich für uns als absolut arroganter Schnösel. Meiner Freundin Susanne bot er im Backstage-Waschraum seine Seife zur Benutzung an. Toll. Gefreut hat mich dann Jahre später, dass es Wolf Maahn im Vorprogramm von Santana genauso erging. Da hat er sich im Musikfachblatt über die Unkollegialität der Santana-Crew ausgekotzt. Arsch! 


Samstag darauf spielten wir auf dem Open Air in Höchberg, welches allerdings in der Mainladhalle stattfand. An diesem 26.5. 1984 hatten wir einen Hammer-Sound, den unser späterer Schlagzeuger Reinhard Kitzing am Mischpult zauberte

Klopstock im Studio

Natürlich benötigten wir zum Ausmachen von Gigs auch ein ordentliches Demo, so buchten wir das Tonstudio von Jürgen Gerner in Hirschfeld. Dieses war nun von der Ausstattung wirklich professioneller als das von Harald Glotzbach. Hugo hatte dort schon mit A.G.E die Aufnahmen für deren erste Single gemacht. Zur Ausstattung gehörte ein tolles Studer-Mischpult  , eine Schlagzeugkabine und ein großzügiger Aufnahmeraum. Da wir unsere vier Stücke fleißig vorbereitet hatten, gingen die Aufnahmen flott voran. Neben vielen Rauchwaren hatte ich auch von unserer Metzgerei Salamibrötchen für meine Bandkollegen mit (siehe Bild: da bin ich am Essen, Hugo auch/ Peter nimmt ein Lungenbrötchen). 

Wir waren happy. Stolz war ich auf ein Tapping-Solo auf dem Stück „Don´t Loose Your Head“ – ein richtiger Live-Fetzer. Tapping-Solos waren damals furchtbar in. Übrigens ermunterten wir Hugo kurz davor, sich bei Kilian endlich einen „anständigen“ Bass zu kaufen: So verwendete er nun hauptsächlich einen Tokai Jazz Bass und einen HH-Bassverstärker mit Allsoundbox. Jahre später ergatterte er einen Gibson Grabber – Bass, den berühmten“ Klodeckel-Bass“, den er heute mit Sicherheit noch besitzt. Also alle Aufnahmen waren im Kasten und wir waren gespannt auf das Abmischen von „Crazy World“ so in Richtung Dire Straits gehend, “Since She´s Gone” ein Reggae” , „Why Do You Hide“ ein Rhythm and Blues und der bereits erwähnte Rocker „Don´t Loose Your Head“.
Beim Abmischen bemerkten wir, dass auf Letzterem die einzelnen Originalspuren fehlten bzw. gelöscht waren und nur noch ein Zweispuren-Roughmix vorhanden war. „Pfeife“ hätte meine Mutter gesagt. Seitdem hieß das Studio bei uns nur noch „Löschtrupp “. Irgendwie schaffte es dann der Löschmeister den Titel aus den Resten hinzubiegen. Wenn ich mich richtig erinnere, haben wir dort auch dann die endgültige Fassung unserer ersten Single aufgenommen. Mit Hugo For Sale waren wir Jahrzehnte später wieder zu Aufnahmen beim Löschtrupp und Hugo nahm dort auch seine Bluesladen CD auf.
Live lief es absolut glänzend. Allein im Juli waren wir an jedem Wochenende unterwegs. Da kam echtes Bandfeeling auf und wir hatten bei jedem Gig Riesenspaß. Am 7.7. 1984 spielten wir beispielsweise in einem feinen Klub in Bad Mergentheim, dem Ritt´s, auf einer tollen Bühne, auf der auch Peter Horten oder das Pasadena Roof Orchester aus London konzertierten. Am 11.7. waren wir im Landschulheim Gaibach (Internat und Gymnasium) zu hören. Auf dem riesigen Areal tümmelten sich Schüler, Lehrer und zahlreiche Gäste. Im Rückblick war es eines der wenigen Open Airs (und das waren viele!), auf dem die Temperaturen bis spätabends tropisch waren und es trocken blieb. Der Auftritt wurde damals mit der modernen Technologie der Videokamera mitgeschnitten. Wir wurden in Sachen Open Air eigentlich immer gebeutelt. Jetzt wisst ihr, woher Hugos Affinität zum Anorak herkommt. Schön war´s Jahre später noch einmal in Treuchtlingen (6.7. 1985), allerdings zu heiß, so dass wir vor dem Gig richtig gelähmt im Gras rumlagen.

In Treuchtlingen, eine Hitz´ und peter musste für´s Examen lernen 🙂

In Höchberg war´s grundsätzlich (außer in dem Jahr, in dem ich mit Black Bird aufspielte) immer feucht und kalt. Ich betete da immer zu Petrus, er möge doch einmal mit den Höchberger Kracken ein Einsehen haben. Beim Rock im Wald-Festival in Weilbach/Odenwald hat´s mich mit dem Verstärker hingelegt, als ich über den rutschigen, steilen und durchnässten Waldpfad zur Bühne wollte. Zum Glück hat´s der Marshall überlebt. Am 20.7. 1984 stand dann das „Desi“ in Nürnberg auf dem Plan und am 28.7. ein „Open Air“ in Bergrheinfeld, wahrscheinlich hat´s geregnet, ich weiß es nicht mehr. Ich weiß nur, dass wir 1986 wieder auf einem Open Air in Bergrheinfeld spielten und da war´s schön und warm! Ich glaub, da war ich vorher auf dem Käppele und habe eine Kerze angezündet. Übrigens spielten wir an diesem Tag im Trio, da Peter den flotten Otto hatte und im wahrsten Sinne des Wortes unabkömmlich war.

Trio Klopstock in Bergrheinfeld

Insgesamt blieben wir all die Jahre von Krankheiten verschont, es musste soweit ich noch weiß kein Auftritt gecancelt werden. Bisweilen stand man allerdings kurz davor. Einmal, ich glaube, es war in Bamberg, waren wir vorher beim Fastfood-Mac (generell futterten wir vor den Auftritten nach der Devise ohne Mampf kein Kampf) und Hugo konnte beim besten Willen kurz darauf die Esswaren nicht mehr bei sich halten. Er war ganz grün im Gesicht. Aber letztlich wurde dann aufgespielt. Ob damals ein Eimer auf der Bühne stand, entzieht sich meiner Kenntnis?

Nach den vielen Konzerten im Juli war dann erst mal Schluss und wir (Gertrud, Hugo, Susanne und ich) fuhren dann mit Hugos Fiat Ritmo, in das noch von Tito geprägte Jugoslawien und zwar nach Medulin in Istrien.

 Wenn ich mich noch recht erinnere, kochten wir auch mal selbst in der Ferienwohnung, aber meist ernährten wir uns abends von Ražnjići (serbokroatische Fleischspieße) und spielten Karten. Einmal saßen wir da in der kleinen Diele der Ferienwohnung beim Karteln, als einer oder eine den kleinen Skorpion an der Decke bemerkte. Der starb dann durch eine deutsche Badelatsche. Auf jeden Fall war der Abend gelaufen, denn nun wurde die ganze Wohnung auf der Suche nach weiteren Familienangehörigen der „Scorpions“ auf den Kopf gestellt. Tagsüber erkundeten wir die Umgegend wie Pula oder lagen am Betonstrand. Übrigens hatte ich meine Tokai-Stratocaster dabei. Bis zum Ende 84 hatten wir dann ca. 10 Auftritte, also quasi jedes Wochenende. Ein Highlight war hierbei der Gig als Vorgruppe von Franz K. in Hofheim. Wir kamen an diesem Abend um Längen besser an als die Hauptband, auch soundmäßig legten wir im Vergleich zum folgenden Klanggewitter des Trios einen sauberen Auftritt hin. Desweitern spielten wir am 6.10. in Darmstadt im Schlosskeller, am 21.10. für die VR Bank in Bürgstadt am Untermain, am 27.10. in Bad Windsheim, am 8.11. im AKW Würzburg, am 10.11. in Rimpar usw. Apropos Banken und Sparkassen. Die VR-Bank ist eine volksnahe Bank wie der Name schon sagt, die Deutsche Bank dagegen war uns recht suspekt und das kam so: September 1989 war das „Würzburg macht Spaß-Fest“ (hieß damals einfach Stadtfest) noch ein echtes Straßenfest im wahrsten Sinne des Wortes mit familiärem Charakter. Heute ist es zu einem riesigen Honky Tonk des bierlaunigen Fresskonsums mutiert. Damals war unser Auftrittsort auf der Juliuspromenade direkt vor der Deutschen Bank, wo heute der französische Freund meiner Frau „Ives Rocher“ eine Filiale (gibt´s heute auch nicht mehr!) betreibt. Als wir aufgebaut hatten und den Sound checkten, kam so ein Bank-Fuzzy und meinte „Abbauen“, das passe nicht zum „Image“ der Deutschen Bank. Ok. Haben wir halt das ganze um ca. 7 Meter zum Barbarossaplatz verlegt, vor den Schaufenstern des Plattenladens „Agilo“. Vielleicht hier an dieser Stelle ein paar Worte über unseren Schlagzeuger Michael Baur, da 1987 Reinhard Kitzing bei Klopstock trommelte. Michael wohnte in Güntersleben und war mit Dagmar verheiratet. Wir hatten mit ihm echt nen properen Fisch an Land gezogen, daher nannte ich ihn immer spaßhaft „Wampinski“. Wenn er in Proberaupausen seine „Roy Black“- oder „Franz Josef Strauß“- oder „Elvis“-Parodien einwarf, lagen wir immer am Boden. Bei uns war er stets gut drauf – und er rauchte heimlich vor, während und nach den Proben. Auch bei Auftritten griff Michael gern zu einer Filterkippe. Nicht selten deponierte er seine Fluppen im Übungsraum, die ich bis zur nächsten Probe aufgeraucht hatte. Beklagt hat er sich darüber komischerweise nie  . Hier ist eine Bild des rauchenden Michaels vor dem dem Willy-Michel-Auftritt.

Hoffentlich sieht´s Dagmar nicht.  Auf jeden Fall war Michaels Stimme bombig. Er konnte eigentlich alles singen von Roy Black über Elvis bis zu James Taylor und hatte ein tolles Gehör für den Chorgesang. Sein Schlagzeugspiel war absolut solide und gehörfreundlich. Schade, dass er 1986 aus beruflichen Gründen aussteigen musste.
Wiederholt haben wir auf der Sieboldshöhe im Pfarrsaal von St. Alfons bei Kulturfesten konzertiert. Matthias Fleckenstein organisierte 1985 ein Festival mit „Willy Michel“ als Headliner und „Klopstock“. Diese Kulturnacht mit weiteren Programmpunkten wie Lesungen wurde ein großer Erfolg. Wir spielten zweimal im Verlauf des Abends bevor zum Ende der Willy sein Bestes gab. Auch in der Provinz-Presse war darüber viel zu lesen. Fast 10 Jahre später 2004 nahmen wir mit Hugo For Sale an einer weiteren Kulturnacht auf der Keesburg teil. Der letzte Auftritt mit Hugo For Sale auf dem Kirchplatz endete allerdings beinahe in einem Eklat, da der Kirchenpfleger uns wiederholt ob der „wahnsinnigen“ Lautstärke maßregelte und drohte den Strom abzustellen. Für mich als Mitgliede der Kirchengemeinde St. Alfons war dies verständlicherweise äußerst peinlich. Dabei haben wir zu dieser Zeit generell sehr dezent gespielt. Das hat sich später aber mehr und mehr geändert .
Am 28.2. 1985 haben wir dann das erste Mal mit Klopstock den Würzburger „Omnibus“ gerockt. Von diesem Jahr an waren wir jedes Jahr bis 1991 (mit Ausnahme 1990) mit Klopstock dort zu Gast und die Main Post-Redakteure schrieben noch fleißig Konzertkritiken. Ja, die gute alte Zeit. Neben den vielen Auftritten in 1985, die Aufzählung erspar ich euch hier, war der Auftritt am 8.12. in der Music – Hall Würzburg doch ein besonderer: Im internationalen Jahr der Jugend fand anlässlich des Europäischen Musikjahrs ein Rocknachwuchswettbewerb statt. Was für ein Satz! Aber so steht´s auf der Eintrittskarte. 52 Gruppen hatten sich für den Wettbewerb beworben und Klopstock war in der Endausscheidung dabei. Für unsere Teilnahme nahmen wir in Mönchsondheim bei Manni extra zwei Stücke auf, die wir dann bei dieser Mammutveranstaltung dann vorstellten. Am Ende belegten wir „alte Hasen“ den dritten Platz. Damit konnte man zufrieden sein.

1987 verließ Peter Schäbler die Band und wurde durch den Erlanger Norbert Stadler ersetzt. Wir waren bis 1989 im Frankenland fleißig unterwegs.

Bandbild mit Reinhard Kitzing, Conny Martin, Norbert Stadler, Hugo Gündling
So ein Bandfoto, nääh
Fasching in Bergrheinfeld – in Bergrheinfeld waren wir oft!
Mit Latzhose und ein fetter Monitor am Bühnenrand….

Das Klopstock-Ende kam plötzlich. Hugo gründete daraufhin Chromwell mit Diana und Reinhard Kitzing. Meine musikalischen Aktivitäten ruhten derweil bis ich mich wieder mit Hugo im Café Klug traf und bei Klopstock II mit Markus Krauß (Keys), Diana (Voc.) Reinhard (Drums) und Hugo (Voc/ Bass) einstieg. Die “Reformation” war äußerts erfolgreich und soundmäßig durch die Keyboards aufgepeppt. 1992 nach dem Open Air in Greußenheim 1992 war mit Klopstock endgültig Schluss (siehe auch Archiv März 2018).

Unsere Single von 1989 : Anorak und Jo, Joana, Jocelyn…

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