Etwas bedeckt heute, angenehm warm. Einige frühstücken auf der Terrasse. Zum Torre Buccione wollen wir zwei heute wandern. Auch mithilfe des Navis verfahren wir uns ein paar Mal und kommen eher zufällig an der Madonna della Bocciola Wallfahrtskirche vorbei. Hier schießt la famiglia gerade Hochzeitsbilder. Ist ja auch eine fantastische Location, der Blick auf den Orta See phänomenal.
Der gesuchte Parkplatz am Fuße des Torre liegt gar nicht weit von unserem Hotel entfernt. Leichte Wanderung mit Weitblick. Imbiss im Hotelzimmer, Dann auf nach Orta San Giuglio. Heute ist Donnerstag. Es wimmelt von Touristen. Wir beschließen deshalb zuerst den Sacro Santo Di Orta zu besichtigen. Weltkulturerbe. Ein Berg, allein dem Heiligen Franziskus geweiht. Malerisch gelegen auf einem Rocco, sind etwa 20 Kapellen zu besichtigen, die in den Innenräumen mit lebensgroßen bemalten Figuren, Szenen aus dem Leben Franziskus´ darstellen.
Äußerst beeindruckend. Sarah und ich sind uns einig: Das muss man gesehen haben. Nach gut zwei Stunden lassen wir das Cabrio dort auf dem voll besetzten schattigen Parkplatz stehen und spazieren nach Orta San Guilio. Ein gewaltiger Ansturm von Ausflüglern heute. Das zieht sich furchtbar entlang der Straße. Eigentlich wollte ich den Uferweg nehmen, aber Sarah setzt sich durch. San Giuglio platzt aus allen Nähten. Nichts wie weg und wir entern ein Linienboot (günstiger als die Touristenschiffe!!!) nach Pella.
Es ist heute knallheiß. Also Eiszeit!!! Auf zur „Gelataria Antica Torre”! Das wollen viele andere auch. Sarah und ich studieren die Tafeln, wie man an sein Eis kommt. Also bestellen, zahlen, Coupon entgegennehmen, warten, dann wird Eis gebracht. Was für ein Eis, fast so gut wie in Bellagio oder der Eisdiele in Riva Del Garda, die immer noch für uns das Nonplusultra italienischer Eiskunst darstellen. Wir lassen uns auf der Terrasse nieder um unser Eis zu genießen. Ein Genuss ist es nicht. Die Schlange vor dem Eis-Turm wird immer größer. Proportional auch der Anstieg des italienischen Geräuschpegels.
Keifernde Frauenzimmer, kreischende Kinder, übelgelaunte Ehemänner, plappernde Großeltern, am Nebentisch Freundinnen im regen Gedankenaustausch, dazu das Geklapper, Gerutsche, Geknarze von Tischen und Stühlen, da alle permanent in Bewegung zu sein scheinen. Sarah und ich erhaschen eine Parkbank. Nach dem Genuss will Sarah noch die Kirche von Pella besichtigen. Ich fühle mich ermattet und erhasche einen Sitzplatz mit Blick auf die kleinen Boote, die im Wasser zu zappen scheinen. Gerade legt ein Motorboot an. Macho mit Freundin im weißen Badeanzug, eine Augenweide. Er mit verspiegelter Sonnenbrille und wie sie braungebrannt, schickt sie zum Eis-Turm. Sie wirft sich noch ein langes T-Shirt über, um den Körper zu verhüllen.
Die Schlange ist lang, das dauert. Der Typ macht sich es in der Zwischenzeit bequem, richtet das Sonnenverdeck und schlürft kalte Limo. Far niente. Die Freundin arbeitet sich allmählich in der menschlichen Eistraube voran. Endlich. Sie hat zwei Cornetta mit je zwei mächtigen Kugeln und den Geldbeutel zu händeln. Jetzt aber schnell mit den Badeslippern zum Boot zurück. Sie ruft, er schaut hoch, aber bewegt sich nicht. Mühsam balanciert sie sich mit der Lieferung auf das schwankende Boot. Dem würde ich das Eis vor den Latz knallen.
Das Linienboot bringt uns nach San Giuglio zurück und wir begeben uns über die wirklich herrliche Uferpromenade zum Parkplatz des Sacro Santo zurück. Vor dem Aufstieg gibt es noch eine tierische Begegnung mit einem grauen Esel, der hastig Äpfel verschlingt und Mineralwasser aus der Flasche säuft.
Ein letztes Abendessen. Ich nehme heute nur die Minestrone.
Nach dem Frühstück heißt es Abschied vom Patrone nehmen: Alles prima, perfetto, Essen eccellente. Check Out. Es waren erlebnisreiche Tage in Ameno und es hat uns wie 2016 ausgezeichnet gefallen. Und es gibt in dieser Ecke noch so vieles zu entdecken, das hier unerwähnt bleibt. Also Sarah, da müssen wir noch mal hin. Sarah nickt und fährt los: „In Gottes Namen“ und Kreuzzeichen.
Die Rückfahrt geht gut voran bis Bregenz. Stau. Zum Glück gibt es kurz vor Bregenz eine Döner-Bude. Mittagessen. Dann auf der Autobahn mehr Stopp als Go. Bei Wörnitz verlassen wir die Autobahn und fahren Bundesstraße. Nach 11 Stunden Gesamtfahrzeit erreichen wir endlich Würzburg. Uff. Schön war´s und vielleicht, liebe Leser, ist Ameno mal euer Reiseziel. Es lohnt sich.
Amüsante Erzählung. Hoffe, man erlebt Sarah und den Erzähler in weiteren Unternehmungen.