Wer kennt sie nicht die Angst vor dem Zahnarzt.
Unserer hieß Dr. Barczay und war ungarischer Abstammung. Seine moderne, neu eingerichtete Praxis war seit etwa 1968 ? unweit der Lindleinsmühle in einem vielleicht dreistöckigen Mehrfamilienhaus mit Geschäften im Erdgeschoss. Auftretende Zahnschmerzen, ob der vielen Süßigkeiten, die es zu vertilgen galt, versuchte ich durch Unterdrückung selbiger zu kurieren. Der temperamentvolle Dr. Barczay tat sich bei meiner Behandlung jedes Mal recht schwer und war nicht selten einem Nervenzusammenbruch nah, wenn ich mich während der Behandlung in zwei Richtungen bewegte: a) auf dem Behandlungsstuhl entweder zu ihm hinzustreben oder b) mich mit aller Gewalt in die Polsterung des Stuhls zu versenken um Abstand vom rotierenden Bohrer zu gewinnen.
Der Zahn tobt!
Der schönste Moment jedes Zahnarztbesuches ist doch immer, wenn hinter einem die Haustür ins Schloss fällt. Erhebender Augenblick des Glücks. Schön, wenn man nicht hin muss. Manchmal war der peinigende Schmerz aber nicht mehr auszuhalten. Mutter vereinbarte wieder einen Termin und meinte: „Fährst halt mit dem Rädle nüber.“ Also auf´s Rädle und los ab. Der schmerzhafte Zahn tobte ja auch gerade wieder. Mit jeder Pedalumdrehung wuchs die Angst vor der anstehenden Pein.
Ein Wunder
Aber welch´ Wunder: Ab dem Berliner Ring ließ der Schmerz Meter für Meter nach. An dem Haus der Zahnarztpraxis angekommen, war das Mirakel vollends geschehen: Schmerzfrei! So beschloss ich den unnötigen Zahnarztbesuch kurzerhand eigenmächtig zu beenden, wendete und trat die Heimfahrt an. Mutter wunderte sich über den kurzen Besuch und ich log: „Stell dir vor, es war keiner da. Praxis geschlossen!“ „Was? Die hätten ja wohl telefonisch Bescheid gäb´könn!“ Allerdings ging mir Mutter diesbezüglich nur einmal auf den Leim.
was soll man auch schon schreiben, Würzburg ist eben Würzburg und das ist gut so