Im 6. Teil erzählte ich, wie Gary Moore etwa eineinhalb Stunden vor Konzertbeginn in Gießen und Heidenheim einen ausgiebigen Soundcheck zur Freude der bereits wartenden Fans hinlegte. Dass dies immer so war, kann man auch in H. Shapiros Gary Moore Biographie nachlesen:
„Gary left nothing to chance, and he was accused of over-rehearsing by some band members. Two hours before a gig, psychologically, Gary was already on stage.” (H. Shapiro S. 293)
Hier zum Glück ein wunderbarer Ausschnitt eines Soundchecks anlässlich des Monster Of Rock Festivals von 2003. Gary spielte im Vorprogramm von Whitesnake. Er promotete auf der Tour „Scars“ und die gleichnamige CD mit Darrin Mooney (Drums) und Cass Lewis (Bass).
Pressetermine. Was so alles gefragt wird….
Wie oft Gary Moore wohl interviewt wurde? Wie vielen Pressekonferenzen er sich stellen musste? Wenn man im Internet recherchiert, findet man schon recht viele. Wahrscheinlich wären es um ein Vielfaches mehr Treffer gewesen, wenn zum Zeitpunkt der 80er bzw. 90er Jahre die Digitalisierung weiter vorangeschritten wäre.
Interessant ist es schon, wenn man die Interviews der Chronologie nach ansieht, wie sich Gary, nicht nur körperlich verändert hat. Am Beginn noch jugendlich, nervös und schüchtern wirkend, später dann gelassen und ruhig. Aber immer irgendwie mit trockenem Humor ausgerüstet (der manchem vielleicht auch sauer aufstieß oder zu Unrecht einen schroffen Eindruck Garys hinterließ) und stets äußerst eloquent. Er redet keinen Unsinn daher. Er ist ein Musikconnaisseur der feinen Art. Und wie oft hat er ein Instrument dabei, um seinen Stil, seine Spielweise zu demonstrieren. Nicht selten, vor allem bei den Pressekonferenzen, kann er einem auch leidtun, ob der teils naiven und von wenig Musikkenntnis zeugenden Fragen. Das kann nerven und auf die Stimmung schlagen. Interessant hier das Mienenspiel Garys. Im Folgenden nun eine Aufstellung von Interviews, die ich im Netz finden konnte. Habe versucht kurze inhaltliche Hinweise zu geben. Viel Vergnügen!
1984 Dokumentation über Gary Moore – irische Wurzeln, Liveausschnitte Irish Tour
Gary Moore im englischen Jugendprogramm. Witzig, wie die Band vor Hause Nr. 73 steht.
Gekonnt führt er Gitarren und Effekte für den Jugendsender vor! Bei 0:50 stellt er Peter Greens Les Paul vor und spielt die ersten paar Töne von „Albatross“. Was für ein Ton!!!!
1986 Interview
Die attractive Amanda Redington interviewt Gary Moore (Monsters of Rock show on Sky Channel ). Topics: Wurzeln, Touren, Rock Guitar Hero Image , anstehende Festivals mit Queen und Emerald Aisles Dokumentation. Ein nettes Interview. Gary recht locker.
Radiointerview 1990
Gary Moore VH1 1994
Spielt hier im Studio zum Tape von “One Day”, alle Videos gibt es als Special Edition von “Ballads & Blues”. Gary spielt hier noch über einen Marshall JCM 900. Die DSL-Amps kamen erst drei Jahre später oder so, Gary referiert auch kurz über Spieltechniken wie Vibrato, seine Guitarheroes Clapton, Hendrix, Beck, Green u.a. und demonstriert entsprechende Licks. Er schüttelt alle Sounds aus dem Handgelenk. Irre. Am Ende spielt er seine irische Ballade “Johny Boy” an.
Interview 1999
Interview 1999 mit Studio Live-Aussschnitten zu „A Different Beat“
Ab 8:24 erhält man einen Eindruck über sein damaliges Setup. Die Kamera schwebt kurz über den Gitarrenständer ( kein Vergleich zu der gigantischen Gitarrenhypertrophie eines Joe Bonamassa!), eher sparsam, mit 4 oder 5 Gitarren, darunter zwei Gibson ES Semiakustische. Interessant das Pedalboard mit Vox Wah Wah, Narshall Bluesbreaker II (den habe ich auch!), Tubescreamer (der wurde bei seinem Nachlass versteigert!), erwähnenswert noch ein Marshall Supervibe (ich habe den Nachfolger Marshall Regenerator), Marshall Fußschalter für den DSL und einen Ampswitcher für das Fendertopteil. Dazu sind noch weitere Pedale von Ibanez und Boss zu sehen, die ich hier nicht nenne.
Beim Kameraschwenk sind auch die vier Verstärker zu sehen: zwei Marshall DSL und zwei Fendertopteile. Wahrscheinlich das zweite jeweils als Ersatz. Habe leider keine Ahnung um welche Fender Topteile es sich handelt. Sie sind ca. 5 cm höher als Marshall Topteile…? Fender Twin Reverb? Abgesägte Fender Twin Kombos? Naja vielleicht weiß einer von euch, was das für Verstärker sind. Ich denke, Twin Reverbs.
VH1 Different Beat Interview 1999
Live snippets of Fairfield Hall , Croydon
Interview 2003 Monsters of Rock – mit Soundcheck-Ausschnitten
Musikradar 2004 Interview mit Gary Gitarrenvorführung
Interview in Finnland 2004 mit Gitarre, unglaublich mit welcher Inbrunst er selbst bei einem Interviewtermin spielt.
2007 Close As You Get Interview (mit wunderbaren Live-Musikausschnitten zur CD!)
Gary at Marshall Factory Interview 2008
Hier geht es natürlich um Marshall Amps, aber auch über die Musikszene in all den Jahren. John Mayall s Bluesbreaker Album “Beano” war für Gary, wie er in vielen Interviews erklärt, die Initialzündung. Bei Skid Row, er war 16, spielte er einen 50 Watt Marshall. Gefragt nach seinen frühen Einflüssen nennt er lachend Hank Marvin. Er liebte dessen Sound. Natürlich auch die Beatles. Der Song „Hard Days Night“ war laut Gary nicht einfach , sondern tricky zu spielen. 1980 war Gary zum ersten Mal in der Marshall Factory und orderte drei 100-Watt Amps plus zahlreiches Boxenwerk. Ein sehr lebhaftes und humorvolles Interview. Am Ende dann die Frage nach seinen Lieblingsamps und momentan verwendeten Verstärkern.
Interview bei Planet Rock 2008
Gary Moore über George Harrison, BB King … Planet Rock/ Radio Broadcast) präsentiert Garys favourite tracks.
John Mayall & The Bluesbreakers with Eric Clapton Hideaway Jimi Hendrix Manic Depression The Beatles Here Comes The Sun BB King The Thrill Is Gone Fleetwood Mac Black Magic Woman Thin Lizzy Sarah
Ein ganz tolles Interview, in dem Gary viel Hintergrundwissen zu seinen Lieblingstracks und zur 60er Musikszene einbringt. Gary als unterhaltsamer Erzähler.
Letztes Interview Guitar Talk
Auf was es beim Gitarrenkauf ankommt. .. Telecaster, ES 335, Les Paul, Out Of Phase, Peter Green Sound..Jazz… Francis Rossi…firealarm….
Pressekonferenzen
2009 Pressekonferenz Budapest/ Ungarn
In den letzten Jahren (2007/ 2008/ 2010) tourte Gary Moore wiederholt in Russland.
2010 Jekatarienenburg
Ein Journalist fragt Gary nach Eric Clapton. Gary: ” He is boring.”
In den Kommentaren zu der Pressekonferenz schreibt einer:
I love that he wasn’t afraid to say what he thinks, most musicians have to be very reserved in their opinions just to avoid the media.”
Während der Tour in Russland wurde Gary auch gefragt, ob er in Israel eine Tour machen würde:
On tour in Russia, he declared that he wouldn’t visit the ‘criminal state’ of Israel ‘because of its racist policies against the Palestinian people’ . This is one of the straightest statements of support for boycott from an artist.
Interview 2010 in Odessa mit Konzertausschnitten
Die Russlandtourneen, vor allem die von 2010, waren recht abenteuerlich, wenn man Harry Shapiros Gary Moore Bio Glauben schenken darf .(H.Shapiro, S.329 ff) :
Flüge, in einer in die Jahre gekommenen Maschine, um die großen Distanzen zu überwinden, Transfer mit schweren Limousinen, die sich auf unerklärliche Weise ihren Weg durch den Verkehr bahnten. Darrin Mooney erinnert sich: „ … and I don´t know what they (the cars) had in front, but everyone was getting out the way. I think these things are organized by people you don´t fuck about with. We had the the Moscow Hells Angels looking after us.”
Ende 2008/9 wurde Gary für eine Pre-New Year´s Party im Kreml in Moskau zu gebucht (H. Shapiro S. 223). Für den Auftritt gab es eine Gage von £ 250 000 plus Kost und Logis für Band und Crew im Ritz Carlton Hotel in Moskau. Premierminister Wladimir Putin und der damalige russische Präsident Dmitri Medwedew.und 40 Freunde, ich denke Oligarchen, waren an diesem Abend anwesend um Gary Moore zu hören.
Graham Lilley erinnert sich: riesige Tische, Tafelsilber… zwei Bühnen, Videowand, Orchester, Opernsänger, ein russisches Popduo, die Mariachi Band und Gary Moore…. ( H. Shapiro, S. 323)
Gary spielte nur fünf Songs. Als er „The Blues is alright“ intonierte, fingen die Leute an zu tanzen.
Nahe der Bühne saßen die Oligarchen. Sie wollten vor dem Beginn Garys Auftritt die Setliste sehen. Sie verlangten dann, „Still Got The Blues“ als erstes Stück hören zu wollen. Dick Meredith, der Tourmanager musste den gefürchteten Weg zu Garys Garderobe antreten und war sicher, dass Gary den Wunsch mit „Fuck Off“ ablehnen würde. Aber Garys Antwort war die folgende:
„He´s paying me so much money, I´ll play it backwards if he wants.” Dick Meredith blieb das Bild des Luftgitarre spielenden russischen Präsidenten Medwedew in Erinnerung. Da es zwischen Weihnachten und Neujahr war bezahlte Gary die Crew doppelt. ( Shapiro, S. 323)
Interview Tschechien 2010
Lustige Fragen gab es da in Tschechien u.a. : Was ist der Unterschied zwischen Garys neuen Gitarren und der alten 59er? Garys Antwort: 400000 Pfund
Interessant ist bei allen Interviews Garys Mienenspiel. Seinen trockenen Humor dürfte nicht jeder verstanden haben und so nicht selten Garys Art als sehr schroff empfunden haben.
Das Gitarrenmagazin “Gitarre & Bass”, dem Gary im Laufe seiner Karriere viel Interviews gab, hat auf seiner Homepage eine nette Zusammenstellung zu Gary Moore mit vielen Videos.
https://www.gitarrebass.de/thema/gary-moore/
Zudem bietet die Zeitschrift ein kostenloses Gary Moore – Special mit zahlreichen Interviews und Equipmentseiten als Download:
Download here: https://www.gitarrebass.de/shop/gary-moore-sonderausgabe/
Eine Kuriosität zum Schluss:
Gary Moore als Autotester von Jaguar, Corvette und BMW: Welchen Sound haben Sportwagen und wie laut ist ein Marshall Amp im Vergleich? Gary am Steuer auf der Rennstrecke unterwegs! Ein herzerfrischender, humorvoller Beitrag, wenn Sportwagen mit dem Sound von Marshallverstärkern und Musikstilen verglichen werden!
Bei 10:46 sieht man sein damaliges Setup, das etwas untypisch ist. Wahrscheinlich hat er an diesem Abend einen Z-Amp und einen Larry-Amp neben seinen Marshall Amps getestet. Das Eingangssolo von STGB ist hier zu hören.
https://www.youtube.com/watch?v=Oj0HA1ln2GA (German version)
Thanks to Diana Lewis (LOTS) for the following youtubelinks to complete the interview collection!
Fortsetzung folgt!
Literaturverzeichnis
Gitarre & Bass Special „Gary Moore“ (Interviews, Workshops, Features), März 2011
Harry Shapiro Gary Moore “I can´t Wait Until Tomorrow” – The Official Biography, London 2017
Rich Maloof Jim Marshall – The Father Of Loud, San Francisco 2004
Bernie Marsden Where´s My Guitar? England 2017
Vic DaPra Burstbelievers IV,Anaheim 2018
Guitarist Magazine Issue 340, April 2011
Guitarist Magazine Issue 403, February 2016
Guitarist 100 Guitar Heroes, England 2013
Lord OF The Srings – Gary Moore Fan Site
Groundguitar.com Gary Moore’s Guitars and Gear
Guitar Player Magazine Gary Moore Gets to the Heart of Electric Blues on ‘Close As You Darrin Fox Updated: Nov 15, 2017 Original: Apr 4, 2015
Marshall Amplification, Interview at Marshall Theatre2008