Nach einer wunderbaren Nacht, Sarahs Bettseite ist durchgelegen und mit Kuhle versehen, Blick zum Monterosa vom Zimmerbalkon unsichtbar. Es ist bedeckt und kühl. Ich hatte in Würzburg schon diverse Unternehmungen und Ausflüge sondiert. Sarah meinte kurz und knapp: Wir fahren mal um den Orta See.
7.25 Uhr Frühstücksraum. Die Karlsruherin sitzt schon da. Smalltalk quer durch den Raum. Ich muss mich beherrschen nicht laut loszubrüllen. An den folgenden Abenden sitzt sie immer draußen und raucht Kette. Kaffee gut mit aufgeschäumter Milch. Weißbrot Marmelade, Honig, Joghurt und diversen italienischen süßen Kuchen. Auf dem Tisch ein Körbchen mit knusprigen Croissants. Wer da rummosert, ist unverschämt. Die Leute, die oft am Hotel-Frühstück herummäkeln, möchten wir beide mal bei sich zu Hause sehen. Wahrscheinlich ist der Kühlschrank leer, Cornflakes und Müsli schimmeln vor sich hin. Ich bin hier sehr zufrieden. Das wichtigste beim Urlaub ist für mich eh´ das Frühstück.
Kurz nach neun lässt Sarah den Motor an. Cabrio-Wetter ist wie bereits erwähnt nicht. Es ist frisch.
Wir starten Richtung Omegna. Typisch italienische Ortschaften, terracotta-farbene Häuser, pastellfarbige Palazzi, Palmen, viel grün, schön. Das besondere Flair entsteht dadurch, dass alles etwas heruntergekommen aussieht, mit Patina versehen: die Türen, die Hoftore, die Fassaden…
Omegna – Kleinstadt. Kurze Passage entlang des reizenden Flüsschen Nigoglia. Der Bach mündet dann in die Strona. Günstiger Espresso im Centro Historico mit italienischer Betriebsamkeit und verbunden mit einem Toilettengang.
Ja der viele Kaffee am Frühstückstisch muss entsorgt werden. Nun wird es abenteuerlich. Das Strona-Tal soll eine Wucht sein, so folgen wir den Schildern Strona-Tal. Es geht stets bergauf. Dichte tiefgrüne Waldberghänge mit imposantem Blick in die Tiefe. Serpentine reiht sich an Serpentine – eine gefühlte Ewigkeit. Wegweiser nach Germagno. Rechts ab. Die Straßen, nein Sträßchen und gepflasterte Wege werden immer enger. Uff. Ich stelle mir vor, wenn man hier mit dem WoMo unterwegs ist. In Germagno bleiben für die Außenspiegel jeweils 7 cm zu den Hausmauern übrig. Ein schmuckes Örtchen, in dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Pittoresk. Es klebt an dem waldigen Berghang.
Wir fahren zurück und wollen eigentlich nach Loreglia und Valstrona. Ein Blick an die Berghänge, wo die Ortschaften ganz weit, weit oben zuhause sind, lassen uns davon Abstand nehmen, da es auch eher nach Regen aussieht. Was meinst du, frage ich Sarah, wie lange ein Krankenwagen aus Omegna braucht, um hier oben hinzukommen? Ambulanz nach einer Stunde da, Patient tot. Wie viel Serpentinen es wohl sind? Da müssen wir noch mal her. Also zurück nach Omegna und dann am See entlang Richtung Nono, Grassano und Cessara. Zwischenstation machen wir an der Wallfahrtsstätte Santuario Madonna Del Sasso und genießen von oben den herrlichen über den Orta See und nach Pella unserem nächsten Ziel.
Ein malerischer kleiner Ort am See, heute eine Woche vor Pfingsten fast menschenleer. Hoffentlich ist die Pandemie endgültig vorbei, man kann sich vorstellen, wie der Tourismus hier wohl litt. Mittagessen in der Pizzeria direkt am kleinen Hafen. Sehr empfehlenswert. Leider ist heute Montag und die angeblich beste Eisdiele des Ortasees , die „Gelataria Antica Torre“, wegen des imposanten Turmes nicht zu übersehen, ist geschlossen. Das war die Meinung eines dieser unverzichtbaren Schiffskapitäne des Ortaschifffahrtswesen zu Lande auf die Frage, wo es das beste gelato gebe.
Nun führt uns unser Weg nach Gozzano. Wir laufen zur Basilica di San Giuliano aus dem 7. Jahrhundert hoch. Gerade findet eine Messe mit kräftig zur Gitarre singenden jungen Leuten statt. Wir lassen uns in einer hinteren Stuhlreihe nieder. Der quicklebendige Pfarrer predigt gestenreich über den santo spirito…. Beruhigende Stimmung. Ich schaue nach links. Sarah ist eingenickt. Schläft tief und fest. Die Serpentinen und das Mittagessen fordern ihren Tribut. Ich kommuniziere. Schlusssegen. Sarah reibt sich die Augen. Predigt schon vorbei? Süß.
Letzte Etappen für diesen Tag sind dann der Lido von Gozzamo und die Chiesa Parrocchiale di Sant’Antonio Abate.
Abendessen im Hotel. Pasta wie immer, den Rest habe ich vergessen. Vielleicht war´s Fisch als secondo piatto.
Fortsetzung folgt!!!!!