Die Bauformen der Akustikgitarre sind im Großen und Ganzen traditionell. geblieben, wenn man von den Modellen mit Cutaway mal absieht:
Double 00 , Triple 000, Jumbo und Dreadnought
Double 00 sind vereinfacht die kleinen Korpusgrößen. Dementsprechend sind die Triple 000 größer, es folgen die Großen wie Jumbo und Dreadnought. Natürlich hat die Größe der Bauform Auswirkungen auf Klang und Lautstärke. Hier ist ein recht gutes, differenzierteres und anschauliches Video zu den Klangeigenschaften der verschiedenen Typen Dread, OM, 0, Jumbo, Auditorium, 00 und Parlor
Bau einer Acoustic Steelstring
Decke, Boden Zargen und Hals sind die Hauptbestandteile.
Das war am 20. Mai 2022 ein stimmungsvolles Konzert in der musik-butik in Darstadt. Mit dem nun erschienenen Live-Mitschnitt kann man den gelungenen Gig zuhause genießen. Wie schon in meinem Konzertbericht zu lesen war, sind all die vielen MarkusRill-Gems in der intimen Atmosphäre mitgeschnitten: ” Saddle Up & Ride”, “Everything We Wanted”, “Walk On Water”, “Conscience Country Jail”, … und mein Lieblingsstück “Monochrome”. Begleitet wurde Markus an diesem Abend von seinem langjährigen Mitstreiter Maik Garthe an der zweiten Gitarre und Gesang. “Help Yourself” und “Anymore” Songs aus Maiks Feder, rufen bei mir soundmäßig immer diese John-Wayne- Film-Romantik des einsamen Cowboys auf seinem Ross hervor. Der Sound ist nah und trocken, so wie er eben an diesem Abend war. Man glaubt in der ersten Reihe zu sitzen. Aufgenommen und gemixt hat die Tracks Tommi Neubauer. Gut gemachte und absolut empfehlenswerte Scheibe. Weihnachten kommt! Erhältlich in der musik-butik (www.musik-butik.de) . Im Übrigen sind die Konzerte in der musik-butik immer ein Erlebnis.
Im Z 87 – Keller sollte am 27. Februar Markus Rill & die Troublemakers konzertieren. Aber “Rills Corona-Troublemakers” waren an diesem Abend auf ein Trio dezimiert. Im Vorprogramm gab es aber dank dieses Umstandes Überraschendes zu hören: Rebecca King (Vocals, Gitarre) und Marcel Largé (Gitarre, Mandoline, Gesang) stimmten mit eigenem Liedgut und Coverversionen auf den Hauptact ein. Das Konzert machte neugierig.
Seit unserem Amerika-Tripp von 2017, der uns vom Osten bis tief in den Süden führte, fasziniert mich amerikanische Folkmusic. Nachdem ich Rebecca King auf Facebook und Instagram wiederentdeckt habe, hörte ich mir ihre CD “New Country” an.
13 Tracks sind auf dem Silberling bzw. auf den Download “Waves” zu hören, wobei drei Kompositionen (On This Road/ Solitude/ Remake) in je zwei Versionen, als Piano oder Acoustic Version auf der CD vorliegen. Jede Version hat ihren besonderen Reiz. Besonders gefällt mir die Acoustic-Version von “Remake” mit dem schönen Drive der Akustik-Gitarre. Auf dem Karton-Cover der CD sind leider keine Informationen zu lesen, wer hier eigentlich außer Rebecca mitwirkt und wo die Stücke (produced/ mixed by Jochen Laubender & Rebecca King) aufgenommen wurden. Eine Ausnahme ist hier die Akustik-Version von “Solitude” auf der Michael Fahrmeier und Frank Leumer wohl in die Saiten gegriffen haben. Klasse aber ist, dass man mithilfe eines QR-Codes auf dem Cover all die persönlichen Texte herunterladen kann.
Mit dem eingängigen “On This Road” beginnt ein bunter Reigen von Eigenkompositionen durch Kings Country-Pop-Universum . Der Opener ist ein Ohrwurm. An wen erinnert mich nur diese Stimme? Später. Schönes Bandarrangement, hat was wavig-treibendes. Abruptes Ende, da hätte ich mir ein Fadeout gewünscht, aber das ist Geschmackssache.
On this road, open road I feel alive, alive again somehow. On this road, open road I feel my love, my love for you, for you.…… zum Mitsingen ein griffiger Refrain!!!!!!
“New Country” ebenfalls in dezenter Bandbearbeitung, sehr eingängiger Refrain mit weiblicher Wohlfühl-Zweitstimme im poppigen Gewand, schöne Gitarrensounds
“Solitude” im Country-Bluegrass-Style mit stimmiger durchgängiger Banjobegleitung. Griffiger Refrain.
Solitude I would be grateful, if I didn´t need to feel abandoned again, cause oh, this was never my feeling anyway,……..
“Nearby The River” – schön arrangiert, erinnert mich an die Familien-Gruppe “ThePetersens” . Das Stück verbreitet einfach gute Laune und lädt zum Mitwippen ein.
“What I Never Tried” – Midtempo-Stück. Zweistimmiger Gesang. Kurzes Bluegrass-Solo, ich denke, es ist eine Mandoline. Also dieses Stück könnte aus der Feder von “Fleetwood Mac” aus dem Album “Rumours” stammen. Weiter unten sind ja die Vergleiche von Rebeccas Stimme mit Lady A., Cam, Taylor Swift, The Chicks usw. angeführt. Sicherlich treffend, aber mich erinnert ihre Stimme auch an Stevie Nicks von Fleetwood Mac.
“Bridges For Tides” versprüht Country-Feeling.
“Remake” besitzt wavigen Charakter und interessante Gitarrensounds.
“Alright” – im ersten Moment denke ich die CD hängt, aber dann folgt eine melodiöse poppige Nummer mit “catchigem” Disko-Refrain und Lap-Steel-Einwürfen. Tanzbar. Einfach gut gemacht. Chapeau.
“Clarified” nimmt einen sofort mit. Schöne Gesangslinien. Selbiges gilt für “Heart Is Still Waiting” , das Country-Feeling verbreitet – mit tollen Backgroundvocals und dem unverzichtbaren Dreadnought-Gitarrensound der Singer- und Songwriter
“Bezwingende Songs mit New-Country-Charme, Folk-Flavour und Americana-Feeling – das ist der Sound von Rebecca King.” (Pressetext). Dem kann ich mich nur anschließen. Eingängiges Liedgut von einer charaktervollen Stimme interpretiert und die Eingängigkeit ist keinesfalls abwertend zu verstehen,. Kings Musik verbreitet Lebensfreude und unterhält bestens. Absolut empfehlenswerte CD der sympathischen Sängerin. Könnte mir durchaus vorstellen , dass “The Petersens” den ein oder anderen Titel in ihr Konzertprogramm aufnehmen würden.
Die Deutsch-Amerikanerin begeistert durch ihre einmalige Stimme voller Sensibilität und Ausdruckskraft, sowie ihre Authentizität, Natürlichkeit und deutlich spürbare Liebe zur Musik. Künstler wie Lady A und The Chicks, Cam und Taylor Swift inspirieren Kings frischen, zeitgemäßen Sound mit warmem Roots-Feeling à la Sheryl Crow oder Gillian Welch. Gemeinsam mit ihrer Band spielt die Singer / Songwriterin einfühlsame eigene Stücke mit starken Texten sowie die schönsten Hits aus Nashville.
Markus Rill – laut FAZ “Deutschlands, ja Europas führender Americana-Künstler” – schwärmt: “Rebeccas Gesang ist empathisch und expressiv, ihre Stimme ist wandelbar und stets voller Feingefühl. Das findet man nicht oft. Da ist sie eine Ausnahmeerscheinung.”
Rebecca King hat eine wundervolle Stimme. Sie schreibt Songs, die berühren.
Ihre amerikanischen Wurzeln finden sich wieder in einem für Country Pop Musik typischen und zugleich einzigartigen Sound.
Sie erinnert an Künstler wie Lady Antebellum, The Dixie Chicks, Cam und die frühe Taylor Swift.
Gemeinsam mit ihrer Band ruft die Singer / Songwriterin mit inspirierenden Melodien zum Tanzen auf und schafft zugleich eine wohltuende Atmosphäre.
Am 30. Dezember 2022 gastiert Rebecca King mit Band im Z-87 Keller in Würzburg. Also ich bin dabei, man sieht sich! Weitere Termine findet ihr auf ihrer Homepage.
Am Samstag hat mich einer der Konzertbesucher in Marktheidenfeld gefragt, wie lange ich schon Gitarre spiele. So richtig seit 1979, war meine Antwort, obwohl ich mit meinen MC (Jugend GCL) Freunden bereits ab 1974 gelegentlich jammte.
Jetzt sitze ich hier am Schreibtisch und mir kommen all die Verstärker und Gitarren in den Sinn, die ich in den rund 47 Jahren besaß und wieder verkaufte.
Also zurück nach 1975 oder 76.
Der Verstärkerrückblick!!!!
Die Nummer 1: Ein Luxor-Verstärker aus dem Hause Deußer, 10 Watt, Transistor. Um ihn aufzupeppen, habe ich ihn wie meine Skistiefel mit roter Farbe lackiert. Sollte halt wie ein Marshall aussehen. Er hatte zwei Eingänge und ein Vibrato/Tremolo.
Der nächste Amp sollte besser sein. Ein Guyatone– Röhrenverstärker, gebraucht vom Deußer, war defekt, da er nach dem Einschalten zunehmend leiser wurde. Der Amp wurde gegen einen Marlboro getauscht
Marlboro 40 Watt – Transistor, er hatte Hall und Tremolo, sonst aber nichts.
Allsound-Verstärker- Transistor. Der Allsound links auf dem Bild hatte einen Kippschalter um die Lautstärke etwa anzuheben.
Maine-Verstärker -80 Watt, Transistor, kein schlechter Amp, irgendwann verkauft….?
Peavey Deuce – der erste richtige Röhrenamp (Endstufe) 120 Watt, zwei-kanalig, mit Hall-Spirale und eingebautem Phaser – Effekt. Später haben wir alle die zwei Peavey-Skorpion-Lautsprecher gegen einen Elektrovoice-Speaker getauscht. Dazu musste die vordere Wand auch gegen eine massive ausgetauscht werden. Statt zwei nun mehr ein Lautsprecher, aber was für einer. Soundverbesserung.
Peavey Bandit, Transistor, zweikanalig, leichter und kleiner als der Deuce
Marshall 4210 – zweikanalig, 50 Watt, mein erster Vollröhrenverstärker, der war schon cool und verströmte diesen typischen Marshall-Verstärker-Geruch. 1983 bei Kilian Stein im Musik-Treff erstanden. Den Guten habe ich ausschließlich bei “Klopstock” gespielt und er war zuverlässig. Er ist auf dem ersten “Klopstock”-Demo und der “Klopstock“-Single “Anorak”/ “Joan, Joana” zu hören. Irgendwann Ende der achtziger Jahre verkauft.
Marshall 4010 – einkanalig, 50 Watt, Vollröhre, auch viel benutzt, typischer JCM 800 Sound, zwei Eingänge (low/high), kein Reverb, purer Marshall-Sound. Zu dieser Zeit (1984 – 1989) hatte ich immer zwei kleine Türmchen hinter mit stehen. Geschaltet wurden 4210 und 4010 mit einem A/B-Schalter. Inzwischen bedauere ich, dass ich die zwei verkauft bzw. in Zahlung gegeben habe. Siehe Bild unten:
Marshall Valvestate 15 R – guter Übungsverstärker, Transistor
“Den Conny sei´n Marshall hamms derschossen – seit dem spielt er “Engl” ” (Hugo Gündling)
Ja Ende der 80er Jahre war bis 1995 Schluss mit Marshall – die “Engl – Zeit”
Engl Savage 120 W, vier- kanalig, Vollröhre, verkauft! Hat mich nicht so überzeugt, die Midi-Schaltung hat auch während eines Wired – Gigs in Volkach den Geist aufgegeben.
Zurück zuMarshall
Marshall 6101 LM 30th Anniversary, dreikanalig, Vollröhre, verkauft! – ein Wahnsinnsverstärker auch vom Gewicht, drei unabhängige Kanäle, midifähig etc. Wurmt mich noch heute, dass ich diesen verkauft habe.
Verstärker – Panne Nummer 1
Marshall MG 30 DFX, guter Transistor-Amp, rettete für Hugo For Sale mit Jochen Volpert den Abend beim Nürnberger Bardentreffen, nach dem sein Laney -Röhren – Verstärker mitten im Gig abgeraucht war. Jochen sprintete los, während wir munter weiter musizierten und holte den Transistor – Marshall aus meinem Auto. Siehe folgendes Bilddokument!!! Gut, wenn man Ersatz mit hat. Später verkauft !
Marshall DSL 401, der Earl Grey-Probenverstärker und bei Hugo For Sale/ Hugo´s Bluesladen im Dauereinsatz. Läuft noch immer. Baujahr1999 ! und somit aus der ersten Serie.
Marshall DSL 401 LC, zum ersten Mal bei “Hugo und die Wölfe” beim Würzburg Macht Spaß – Festival verwendet und dann bei vielen Hugo For Sale – Auftritten (z. B. auf dem Nürnberger Bardentreffen), funktioniert nach wie vor bestens. Übrigens eine Limited Edition – Version zur Frankfurter Musik Messe 2000.
Dieser Vintage – Transsitor – Amp gab, während wir mit Hugo For Sale auf einem Motorradtreffen in Würzburg- Aumühle spielten, urplötzlich seinen Geist auf. Jochen (Volpert) rettete für mich diesen Auftritt, da er mir diesmal seinen Koch-Studiotone zur Verfügung stellte. Der gefiel mir so gut, dass ich mir später auch einen (s.u.) zulegte.
Etwas bedeckt heute, angenehm warm. Einige frühstücken auf der Terrasse. Zum Torre Buccione wollen wir zwei heute wandern. Auch mithilfe des Navis verfahren wir uns ein paar Mal und kommen eher zufällig an der Madonna della Bocciola Wallfahrtskirche vorbei. Hier schießt la famiglia gerade Hochzeitsbilder. Ist ja auch eine fantastische Location, der Blick auf den Orta See phänomenal.
Der gesuchte Parkplatz am Fuße des Torre liegt gar nicht weit von unserem Hotel entfernt. Leichte Wanderung mit Weitblick. Imbiss im Hotelzimmer, Dann auf nach Orta San Giuglio. Heute ist Donnerstag. Es wimmelt von Touristen. Wir beschließen deshalb zuerst den Sacro Santo Di Orta zu besichtigen. Weltkulturerbe. Ein Berg, allein dem Heiligen Franziskus geweiht. Malerisch gelegen auf einem Rocco, sind etwa 20 Kapellen zu besichtigen, die in den Innenräumen mit lebensgroßen bemalten Figuren, Szenen aus dem Leben Franziskus´ darstellen.
Äußerst beeindruckend. Sarah und ich sind uns einig: Das muss man gesehen haben. Nach gut zwei Stunden lassen wir das Cabrio dort auf dem voll besetzten schattigen Parkplatz stehen und spazieren nach Orta San Guilio. Ein gewaltiger Ansturm von Ausflüglern heute. Das zieht sich furchtbar entlang der Straße. Eigentlich wollte ich den Uferweg nehmen, aber Sarah setzt sich durch. San Giuglio platzt aus allen Nähten. Nichts wie weg und wir entern ein Linienboot (günstiger als die Touristenschiffe!!!) nach Pella.
Es ist heute knallheiß. Also Eiszeit!!! Auf zur „Gelataria Antica Torre”! Das wollen viele andere auch. Sarah und ich studieren die Tafeln, wie man an sein Eis kommt. Also bestellen, zahlen, Coupon entgegennehmen, warten, dann wird Eis gebracht. Was für ein Eis, fast so gut wie in Bellagio oder der Eisdiele in Riva Del Garda, die immer noch für uns das Nonplusultra italienischer Eiskunst darstellen. Wir lassen uns auf der Terrasse nieder um unser Eis zu genießen. Ein Genuss ist es nicht. Die Schlange vor dem Eis-Turm wird immer größer. Proportional auch der Anstieg des italienischen Geräuschpegels.
Keifernde Frauenzimmer, kreischende Kinder, übelgelaunte Ehemänner, plappernde Großeltern, am Nebentisch Freundinnen im regen Gedankenaustausch, dazu das Geklapper, Gerutsche, Geknarze von Tischen und Stühlen, da alle permanent in Bewegung zu sein scheinen. Sarah und ich erhaschen eine Parkbank. Nach dem Genuss will Sarah noch die Kirche von Pella besichtigen. Ich fühle mich ermattet und erhasche einen Sitzplatz mit Blick auf die kleinen Boote, die im Wasser zu zappen scheinen. Gerade legt ein Motorboot an. Macho mit Freundin im weißen Badeanzug, eine Augenweide. Er mit verspiegelter Sonnenbrille und wie sie braungebrannt, schickt sie zum Eis-Turm. Sie wirft sich noch ein langes T-Shirt über, um den Körper zu verhüllen.
Die Schlange ist lang, das dauert. Der Typ macht sich es in der Zwischenzeit bequem, richtet das Sonnenverdeck und schlürft kalte Limo. Far niente. Die Freundin arbeitet sich allmählich in der menschlichen Eistraube voran. Endlich. Sie hat zwei Cornetta mit je zwei mächtigen Kugeln und den Geldbeutel zu händeln. Jetzt aber schnell mit den Badeslippern zum Boot zurück. Sie ruft, er schaut hoch, aber bewegt sich nicht. Mühsam balanciert sie sich mit der Lieferung auf das schwankende Boot. Dem würde ich das Eis vor den Latz knallen.
Das Linienboot bringt uns nach San Giuglio zurück und wir begeben uns über die wirklich herrliche Uferpromenade zum Parkplatz des Sacro Santo zurück. Vor dem Aufstieg gibt es noch eine tierische Begegnung mit einem grauen Esel, der hastig Äpfel verschlingt und Mineralwasser aus der Flasche säuft.
Ein letztes Abendessen. Ich nehme heute nur die Minestrone.
Nach dem Frühstück heißt es Abschied vom Patrone nehmen: Alles prima, perfetto, Essen eccellente. Check Out. Es waren erlebnisreiche Tage in Ameno und es hat uns wie 2016 ausgezeichnet gefallen. Und es gibt in dieser Ecke noch so vieles zu entdecken, das hier unerwähnt bleibt. Also Sarah, da müssen wir noch mal hin. Sarah nickt und fährt los: „In Gottes Namen“ und Kreuzzeichen.
Die Rückfahrt geht gut voran bis Bregenz. Stau. Zum Glück gibt es kurz vor Bregenz eine Döner-Bude. Mittagessen. Dann auf der Autobahn mehr Stopp als Go. Bei Wörnitz verlassen wir die Autobahn und fahren Bundesstraße. Nach 11 Stunden Gesamtfahrzeit erreichen wir endlich Würzburg. Uff. Schön war´s und vielleicht, liebe Leser, ist Ameno mal euer Reiseziel. Es lohnt sich.
Schöne Wanderung von Ameno aus. Stille am Friedhof von Ameno mit den kleinen Mausoleen. Überhaupt ist Ameno ein hübsches Dörfchen, besonders um den Rathausplatz. Dort befindet sich auch ein Tourismusbüro, das immer geschlossen war. War ja noch Vorsaison. Während der etwa 13 km langen Wanderung kamen uns nur zwei Mountainbiker entgegen. Anstrengend, aber wunderschön entlang des Kreuzweges bei Mesma.
Die Inschriften der einzelnen Kreuzwegstationen sind teilweise nur schwer zu entziffern. Wir kramen unser Italienisch heraus und übersetzen fleißig. Später dann, am Bächlein entlang, trifft man auf eine Römerbrücke. Allerdings ließ die Wegbeschilderung der Wanderung insgesamt zu wünschen übrig.
Friedhof von AmenoAmeno
Dennoch rund um Ameno kann man wirklich zahlreiche Wanderungen genießen und das Auto eigentlich eine Woche ruhen lassen. Am Rathausplatz sind QR-Codes der Wanderungen zu finden.
Die Natur schlägt zurück…..
Nach Siesta im Hotel brachen wir nach Orta San Giulio auf. Hier ist bedeutend mehr los. Der vor dem Ort liegende Parkplatz gerammelt voll. Touristen fluten die kleinen Gässchen. Die Kapitäne der verschiedenen Bootslinien in ihren schicken Uniformen tun sich wichtig und sind auf Menschenfischfang. Bei dem Spar Mit – Angebot war eine Bootsfahrt zur Isola San Giulio dabei. Schön der frische Wind. Abendessen. Danach Verdauungszigarette, Abendspaziergang. ZDF- bzw. BR-Mediathek. Bettlektüre….
Isola San Guilio
7.25 Uhr Frühstücksraum. Heute kein Karlsruher Dialekt, dafür nervenaufreibendes, lautstarkes italienisches Durcheinander. Die Vierköpfige Motorradtruppe, die sich am gestrigen Abendessen so schweigsam zeigte und dafür meine größte Bewunderung erntete, zeigt heute ihr wahres Gesicht. Mitten im Raum einen Kreis bildend beginnt ein Disput, ein Austausch, eine Diskussion, eine Manifestation oder ein multilateraler Gedankenaustausch zwischen der Gruppe und einem am Frühstückstisch sitzenden Motorradpärchens in den Vierzigern. Unglaublich. Sarah, merken die nicht, dass das stört? Alle reden durcheinander, der Gesprächsfluss, besser Gesprächsflut, will einfach nicht abebben. Das geht so 20 Minuten lang im Stehen. Die anderen Hotelgäste müssen sich mit ihren Tellern vorbeiwinden. Ich denk´ mir, steigt verdammt noch mal auf eure Maschinen und redet nicht über das Touren. Fahrt los. Dann schnappt sich der erste seinen Kombi. Da fängt die Tussi erneut an und gibt irgendwelche Routentipps, dass sie nicht den Mottarone fahren sollten. Jetzt geben alle wie aus der Pistole geschossen wieder ihren Senf dazu. Urplötzlich ist dann der Spuk vorbei. Man verflüchtigt sich. Ruhe. Wir qualmen unsere Nachfrühstückszigarette auf dem Balkon, da heulen die Motoren der Maschinen auf. Einer mit Moto Guzzi hat Ladehemmung. Er steht noch rum, als wir kurz nach 9 Uhr aufbrechen…. Wohl zu lange palavert.
Mottarone – der Unglücksberg
Mottarone
Pfingsten vor einem Jahr, 2021, stürzte eine Seilbahnkabine am 1491 m hohen Berg zwischen dem Ortasee und dem Lago Maggiore gelegen ab. Schrecklich und tragisch zugleich. 2016 sind wir von der Seilbahnstation nach Stresa am Lago Maggiore hinuntergewandert. Eine an sich fabelhafte Wanderung – es geht immer bergab – allerdings äußerst anstrengend, da man eigentlich nur über Geröll läuft. Damals haben wir dann die Seilbahn zurückgenommen. Das ist jetzt nicht mehr möglich, die Seilbahn wird wohl nicht wieder in Betrieb gehen. Wer also auf den Mottarone will, muss die kurvenreiche Straße nehmen. Wenn man vom Gipfel mit dem Auto nach Stresa möchte, gilt es die direkte Straße nach Stresa zu benützen, man muss allerdings nach etwa 5 km 10.- € Maut berappen. Sarah meinte, wenn wir schon hier oben sind, dann sollten wir wandern. Zunächst bestiegen wir vom Parkplatz den Gipfel und unternahmen dann eine aussichtsreiche Rundwanderung mit Blick auf beiden Seen und bizarre Felsformationen.
Rundweg um den Mottarone…
Zahlreiche Sessellifte, Schlepplifte, und Schneekanonen lassen erahnen, dass man hier dem Wintersporttourismus frönt. Dass die Leute alle, wie wir, notgedrungen mit dem Auto herauffahren müssen, hinterlässt einen ökologisch gesehen bitteren Beigeschmack. Zurück zum Auto. Ach scheinbar verlangen die nix, Nebensaison und schon schmuggelt sich Sarah am Mauthäuschen vorbei. Keine Schranke null. Super. Die Freude währt nur kurz. Was ist das? Geschlossene Schranke. Kann man nicht außen rum? 10.- € wechselten voll automatisiert den Besitzer. Schranke auf. Bis man dann endlich nach Stresa kommt, dauert es viele Kurven lang. Das zieht sich. Schöne Villen entlang der Straße. Aber wer will da schon bei dem Verkehr wohnen. Von Stresa aus bietet sich eine „Drei-Insel-Bootsfahrt“ an. Highlights sind natürlich die Borromäischen Inseln: Isola Bella, Isola Pescatore und Isola Madre. Da wir bereits auf allen drei Inseln waren und sie besichtigt hatten, erstanden wir nur Tickets für die Bootsfahrt. Die Preise für die Besichtigung der Inseln sind übrigens horrend. Isola Bella (absolutes Juwel!)so um die 20.- €. Da die Boote sehr ungenau und oft mit Verspätung fahren, langweilten wir uns auf der Isola Madre über eineinhalb Stunden. Sarah kochte innerlich, ihr Magen knurrte bereits gewaltig. Essenszeit mittags spätestens 13 Uhr. Danach wird man gereizt und grantig. Es droht Kopfschmerz. Jetzt war es bereits 14.30 Uhr. Auf der Isola Pescatore war dann die Hölle los. Vor allem eine Unzahl plärrende Schüler, echte bambini italiani, die respektlos durch die Menschenmengen wuselten. Die armen Lehrer und das zahlreich abgestellte sozialpädagogische Betreuungspersonal taten mir auf Grund ihrer Tatenlosigkeit nicht leid. Gelangweilt ließen sie das Tohuwabohu und die Disziplinlosigkeit über sich ergehen. Schulausflug eben. Einer der Rotzlöffel hatte eine Kapitänsmütze auf und provozierte die anderen permanent. Ein Unruheherd par excellence. Der gehört abgeschellt. Ich warf ihm meinen bösen Blick zu, das brachte ihn kurz zur Räson, bildete ich mir ein. Sarah meinte, der fühlt sich jetzt noch durch deine Aufmerksamkeit bestärkt. Rotzlöffel.
Isola Bella
Die Restaurantplätze natürlich restlos besetzt. Es gab dann ein Stück Pizza für jeden (ich hasse weiche Pizza mit dickem Rand!) und zwei teure Bier. Die Toilette der Standpizzeria war um die nächste Häuserecke herum und gepflegt. Danach die Entschädigung: ein tolles Eis, der Inbegriff von Italia im Sommer. Um 17.30 Uhr fuhren wir dann gemütlich nach Ameno zurück. Abendgestaltung wie immer….
Nach einer wunderbaren Nacht, Sarahs Bettseite ist durchgelegen und mit Kuhle versehen, Blick zum Monterosa vom Zimmerbalkon unsichtbar. Es ist bedeckt und kühl. Ich hatte in Würzburg schon diverse Unternehmungen und Ausflüge sondiert. Sarah meinte kurz und knapp: Wir fahren mal um den Orta See.
7.25 Uhr Frühstücksraum. Die Karlsruherin sitzt schon da. Smalltalk quer durch den Raum. Ich muss mich beherrschen nicht laut loszubrüllen. An den folgenden Abenden sitzt sie immer draußen und raucht Kette. Kaffee gut mit aufgeschäumter Milch. Weißbrot Marmelade, Honig, Joghurt und diversen italienischen süßen Kuchen. Auf dem Tisch ein Körbchen mit knusprigen Croissants. Wer da rummosert, ist unverschämt. Die Leute, die oft am Hotel-Frühstück herummäkeln, möchten wir beide mal bei sich zu Hause sehen. Wahrscheinlich ist der Kühlschrank leer, Cornflakes und Müsli schimmeln vor sich hin. Ich bin hier sehr zufrieden. Das wichtigste beim Urlaub ist für mich eh´ das Frühstück.
Kurz nach neun lässt Sarah den Motor an. Cabrio-Wetter ist wie bereits erwähnt nicht. Es ist frisch.
Wir starten Richtung Omegna. Typisch italienische Ortschaften, terracotta-farbene Häuser, pastellfarbige Palazzi, Palmen, viel grün, schön. Das besondere Flair entsteht dadurch, dass alles etwas heruntergekommen aussieht, mit Patina versehen: die Türen, die Hoftore, die Fassaden…
Omegna – Kleinstadt. Kurze Passage entlang des reizenden Flüsschen Nigoglia. Der Bach mündet dann in die Strona. Günstiger Espresso im Centro Historico mit italienischer Betriebsamkeit und verbunden mit einem Toilettengang.
Omegna
Ja der viele Kaffee am Frühstückstisch muss entsorgt werden. Nun wird es abenteuerlich. Das Strona-Tal soll eine Wucht sein, so folgen wir den Schildern Strona-Tal. Es geht stets bergauf. Dichte tiefgrüne Waldberghänge mit imposantem Blick in die Tiefe. Serpentine reiht sich an Serpentine – eine gefühlte Ewigkeit. Wegweiser nach Germagno. Rechts ab. Die Straßen, nein Sträßchen und gepflasterte Wege werden immer enger. Uff. Ich stelle mir vor, wenn man hier mit dem WoMo unterwegs ist. In Germagno bleiben für die Außenspiegel jeweils 7 cm zu den Hausmauern übrig. Ein schmuckes Örtchen, in dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Pittoresk. Es klebt an dem waldigen Berghang.
Wir fahren zurück und wollen eigentlich nach Loreglia und Valstrona. Ein Blick an die Berghänge, wo die Ortschaften ganz weit, weit oben zuhause sind, lassen uns davon Abstand nehmen, da es auch eher nach Regen aussieht. Was meinst du, frage ich Sarah, wie lange ein Krankenwagen aus Omegna braucht, um hier oben hinzukommen? Ambulanz nach einer Stunde da, Patient tot. Wie viel Serpentinen es wohl sind? Da müssen wir noch mal her. Also zurück nach Omegna und dann am See entlang Richtung Nono, Grassano und Cessara. Zwischenstation machen wir an der Wallfahrtsstätte Santuario Madonna Del Sasso und genießen von oben den herrlichen über den Orta See und nach Pella unserem nächsten Ziel.
Pella
Ein malerischer kleiner Ort am See, heute eine Woche vor Pfingsten fast menschenleer. Hoffentlich ist die Pandemie endgültig vorbei, man kann sich vorstellen, wie der Tourismus hier wohl litt. Mittagessen in der Pizzeria direkt am kleinen Hafen. Sehr empfehlenswert. Leider ist heute Montag und die angeblich beste Eisdiele des Ortasees , die „Gelataria Antica Torre“, wegen des imposanten Turmes nicht zu übersehen, ist geschlossen. Das war die Meinung eines dieser unverzichtbaren Schiffskapitäne des Ortaschifffahrtswesen zu Lande auf die Frage, wo es das beste gelato gebe.
Pella mit dem Torre an dem sich die Eisdiele befindet (montags geschlossen)
Nun führt uns unser Weg nach Gozzano. Wir laufen zur Basilica di San Giuliano aus dem 7. Jahrhundert hoch. Gerade findet eine Messe mit kräftig zur Gitarre singenden jungen Leuten statt. Wir lassen uns in einer hinteren Stuhlreihe nieder. Der quicklebendige Pfarrer predigt gestenreich über den santo spirito…. Beruhigende Stimmung. Ich schaue nach links. Sarah ist eingenickt. Schläft tief und fest. Die Serpentinen und das Mittagessen fordern ihren Tribut. Ich kommuniziere. Schlusssegen. Sarah reibt sich die Augen. Predigt schon vorbei? Süß.
Letzte Etappen für diesen Tag sind dann der Lido von Gozzamo und die Chiesa Parrocchiale di Sant’Antonio Abate.
Lido von Gozzano
Abendessen im Hotel. Pasta wie immer, den Rest habe ich vergessen. Vielleicht war´s Fisch als secondo piatto.
Die Autobahn führt leider nur kurz am Luganer See vorbei. Unser Ziel ist ja Ameno. Richtung Varese. Wir sind in Italien. Gozzano, Buccione. Und da ist sie die „Chiesa del santo Crocefisso di Borzaga“. Rechts abbiegen und dann geht es bergan zur Einfahrt des „Hotel Ristorante Monterosa“. Äußerlich scheint sich in den vergangenen sechs Jahren nichts getan zu haben. Doch. Die mürrische Mama sitzt nicht mehr an der Rezeption. Die Altehrwürdige dürfte gestorben sein oder hat sich in eine äußerst attraktive schwarzhaarige Empfangsdame verwandelt, die gebrochen Englisch radebricht. Irgendwie kommuniziert man, da unser Volkshochschul –Italienisch auch extrem in Vergessenheit geraten und rudimentär ist. Das ärgert mich immer. Das nächste Mal muss ich mich besser vorbereiten. Zwar habe ich ein kleines Langenscheidt-Wörterbüchlein dabei. Aber mir fehlt die Grammatik. Wie beugt man essere und avere…. Mist. Sarah ist Grammatik „Wurscht“, sie spricht. Collazione break faste che ore sera room schlussel grazie…. Das selbe Zimmer wie vor sechs Jahren. Etwas aufgehübscht. Der kleine Balkon mit der vergilbten Markise könnte mal gereinigt werden. Blick auf den Monterosa, den man nicht sieht.
Der Monterosa, Aufnahme von 2016
Es ist bewölkt, diesig. Ca. 23 Grad. Koffer hochbringen. Es gibt keinen Aufzug. Bucht man bei „Spar Mit“ muss man immer auf etwas gefasst sein, woran wir uns allerdings gewöhnt haben: Aufzüge meist Fehlanzeige, abgeschiedene Lage, also am Arsch der Welt, in die Jahre gekommene Hotels und Gasthöfe, die Küchenleistung von saugut bis grottig.
Da fällt mir spontan ein Schweizer Gasthof und der entsprechende Urlaub 2011 ein, der uns heute, unseren Jüngsten mit inbegriffen, immer noch erheitert. Der Gasthof befand sich in Saas Almagell. Den Namen des Gasthofes verrat ich jetzt nicht, es gibt es noch das Hotel Olympia. Im Spar Mit – Angebot war eine geführte Wanderung mit dem Hotelbesitzer sowie Einführung in die Geheimnisse des Käsefondue inkludiert. Für die Wanderung hatte der Wirt in seinen Rucksack vor allem auch Bier eingepackt, dem er selbst bei der Jause äußerst fleißig zusprach. Das Hotel war noch immer im Zustand der 70er Jahre, voll Vintage, der Wellness-Bereich zu. Kochen konnte er auf jeden Fall.
Rathaus von Ameno
Frühstück ab 7.30 Uhr, Abendessen ab 19.30 Uhr. Das passt uns generell nicht so in den Kram. Wir sind Frühaufsteher. Ab 7 Uhr knurrt der Magen. Auch die Abendessenszeit ist im Allgemeinen bei Sarah und mir um 18 Uhr. Durch den letzten Aufenthalt im Monterosa wissen wir zudem, dass sich das allabendliche 3-Gänge-Menue locker bis 22 Uhr hinzieht. Heute Abend haben wir jedenfalls Bärenhunger und betreten pünktlich wie die Maurer um 19.29 Uhr das Restaurant im Erdgeschoss. Keiner da außer der alleinstehenden Frau mit dem umwerfenden Karlsruher-Dialekt, so zwischen 65 und 70 Jahre alt. Schon bei den ersten Worten würde ich mich am liebsten auf den Boden schmeißen. Die Frau wollte mit ihrer Tochter verreisen, Sarah erfuhr da Genaueres. Frauen halt. Bis der Patrone, der Sohn der altehrwürdigen Mama, seinen Auftritt hat, vergehen fast dieci minuti. Dann kommt er mit seinem schwarzen vornehmen Aufschreibetui und stellt in schnell dahingesagtem Italienisch die heutige Menügänge vor. Ich verstehe nur Spaghetti und Scalopine und ordere beides. Sarah fragt nach, wird dabei wenig klug und schließt sich mir an. Dessert Tiramisu. Er verschwindet. Zu trinken? Getränkekarte? Die Schwarzhaarige im eng gefüllten Top bringt die Karte. „Prendo Birra alla spina prego“ fließt es da aus mir heraus. Sie lacht. Dolce vino bianco? Si. Sarah bestellt ein Glas und ich füge noch „aqua minerale con gas“ hinzu und ernte ein weiteres Lächeln der italienischen Schönheit. Certamente. Grazie. Als wir noch Italienisch lernten, war der Höhepunkt jedes Semesters der Abschlussabend im Würzburger Da Luigi/ Bella Napoli. Maurizio Marsico, der damalige Oberkellner und heutige Nachfolger des früheren Pächters, schmeichelte mir immer mit der Anrede „Professore“. Die Bestelllung auf Italienisch und Smalltalk waren kein Problem – damals. Wir müssen mal wieder ins Da Luigi, denke ich mir. Marsicos Spezialwitz war jedes Mal „birra senza piombo“.
Zurück im Zimmer – Fernseher an. Enttäuschung macht sich breit. Kein einziges deutsch- oder englischsprachiges Programm, dafür gefühlte 5000 schwachsinnige italienische Sender. Aber das Wlan ist vorzüglich. Die Abende sind gerettet: Sarah und die Bavarian Daily Soap „Dahoam is Dahoam“ und für mich „Die Rosenheim Cops“ auf dem ipod- Bildschirm.
Du, wie wär´s mit nem Kurzurlaub vor Pfingsten? Sarah saß über der morgendlichen Lektüre der Main Post. Sie mag es nicht dabei gestört zu werden. Was? Hallo Kurzurlaub vor Pfingsten, beharre ich. Wohin denn ? , gibt sie etwas mürrisch zurück. Ich suche für uns was Nettes bei „Spar Mit“ heraus.
Lass uns später darüber nachdenken, ich muss ja erst mal wegen der Apotheke schauen, weiß nicht, wie es mit einer eventuellen Vertretung übernächste Woche aussieht.
Mit der Kaffeetasse verzog ich mich in mein Arbeitszimmer verfolgt von Stanley, dem braunen Labrador, der sich sofort auf dem Perserteppich niederlässt, um wenig später in seinen Verdauungsschlaf zu verfallen. Computer an und die „Spar Mit“- Webseite auf dem vergilbten Monitor aufrufen. Auf „Spar Mit“ kenne ich mich aus. Meine Lieblingsurlaubsplattform, ob Schwarzwald, Ostsee, Erzgebirge, Österreich, Schweiz, Kroatien oder Italien. 10 % Treuebonus gibt´s für mich Vielbucher. Da guckt Sarah mit „Troublezoo“ in die Röhre. Also mal schauen. Thema wählen: Städte, Meer, Berge und Seen. Berge und Seen jawohl. Tirol, Vorarlberg, Zell am See….. Ich blättere in den Angeboten. Österreich, die Preise haben angezogen. Oberitalienische Seen vielleicht. Alles ausgebucht, ja nach der Pandemie ist der Run groß. Gardasee kann man vergessen. Selbiges für Comer See. Ameno am Ortasee! Kennen wir. Das Angebot klingt nicht schlecht. Warum nicht eine Wiederholungstat? Dolce Vita mit Sarah genießen. Fünf Übernachtungen in grüner Umgebung, Halbpension – drei-gängiges Abendmenü, kostenloser Parkplatz für schlappe 257.- € pro Nase. Vier-Jahre-alte Erinnerungen werden wach, Abendessen auf der Terrasse mit herrlichem Blick auf den rosanen schneebedeckten Viertausender Monterosa.
Beim Mittagessen frage ich Sarah, ob ich nicht buchen soll. Wäre ja wohl günstig und dass wir wieder mal raus müssten. Nach all dem Corona. Es bedarf keiner weiteren Überredung. Mit ihrem roten Cabrio in den Süden, das zieht. Hoffentlich geht´s Verdeck auch wirklich auf. Mal vorher ausprobieren. Also buch´ mal. Endlich am frühen Abend kommt die Buchungsbestätigung vom Hotel. Ich freue mich. Am liebsten würde ich sofort die Koffer vom Dachboden herunterholen und packen.
Die folgende Woche vergeht extrem langsam. Während Sarah in der Apotheke Vollbeschäftigung hat, quält mich die Langeweile. Mir fehlt die Energie irgendwas zu tun. Ich denke nur noch an Ameno. Checke permanent die Wetterapp wie es nächste Woche im Piemont aussehen wird. Was? Kälter als in Würzburg und Regen. Absolute Verschwiegenheit gegenüber Sarah. Sonst kommt das Unweigerliche „da können wir doch dableiben“ oder „willst du nicht stornieren“. Naja noch zwei Tage bis zur Abreise. Samstagswettercheck, Wetter sieht gar nicht mehr so schlecht aus. Samstagnachmittag Koffer gepackt. Ich habe den großen Rucksack mit meinem Allernötigsten gefüllt. Willst du den wirklich mitnehmen, langt nicht der kleine Rote, fragt Sarah jedes Mal. Was muss das muss: zwei Tafeln Schokolode, Weingummi, Kekse, Erdnuss-Flips, Karl-May-Schmöker „Kapitän Kaiman“, drei Norma-Lesebrillen, Ipod mit allen meiner Lieblingsalben, Kopfhörer (Sarah mag es nicht meine Musik zu hören, vor allem sie hasst Gary Moore!), USB-Ladekabel in mehrfacher Ausführung, Sonnenbrille und—creme, Original-Cherokee-Schildkappe, Kompass, ein Schweizer Messer und ein französisches klappbares Opinel.
Tageslicht stiehlt sich durch die Rollo-Ritzen. Endlich Sonntagmorgen. Ich bin schon seit 5 Uhr wach und kann nicht mehr schlafen und könnte zum Weckruf ansetzen: Sarah schlummert immer noch, dreht sich auf die andere Seite, Hoffnung keimt kurzzeitig auf und im gleichen Moment ratzt sie einfach weiter. Ich produziere diverse Geräusche, schaue dauernd auf den Wecker, stelle ihn lautstark auf das Holzboard zurück. Nix tut sich. Fast lautloses Atmen. Ich warte und warte. Raus aus den Federn. Ich geh mit Stanley Gassi. Der ist seit gestern beleidigt, denn, sobald er sieht, dass Koffer geholt werden, weiß er, dass Herrchen und Frauchen für ein paar Tage verschwinden und er von unserem Bekannten und Hundefreund Fritz versorgt wird. Frühstückstisch gedeckt. Sarah setzt sich schlaftrunken an selbigen. Sie lässt sich Zeit, liest auch noch die Sonntagszeitung. Wir wollen doch spätestens um 9 Uhr los. Die Fahrtroute habe ich schon seit Tagen auf dem Handy gespeichert und die Offline-Karte heruntergeladen. Herrje. Die Zeit drängt mich. Koffer Schuhtasche ( ich zwei Paar, sie 6 Paar) und den Rucksack mit Tee, belegten Brötchen und polnischen Würsten vervollständigt alles im Kofferraum verladen.
Blick ins Badezimmer, beide Spiegel aufgeklappt, das heißt man schminkt und kämmt sich, das kann dauern. Du hast noch Zahnpasta in den Mundwinkeln, Waschfleck her. Schn ist mein Mund abgewischt. Alle Türen und Fenster kontrollieren. Geldbeutel, Führerschein, Autoschlüssel…. Endabnahme. Stanleys Leine mitsamt Hundekissen, Schüssel und seiner Verpflegung für Fritz vor der Haustür ablegen. Brav sein Stanley. Stanley verzieht sich nach dem Tätscheln in den Garten und lässt sich in der Morgensonne nieder. Endlich im Auto sitzend: Kreuzzeichen und „in Gottes Namen“- wie immer. Mein Handy hängt vom Magnet gehalten am Lüftungsschlitz in der Mittelkonsole. Die weibliche Stimme befiehlt: Richtung Westen. Wir setzen uns in Bewegung. Sarah fährt und ich bin der Navigator, der sie auf der Route hält.
Ich liebe es mit dieser Frau auf Ausfahrt zu gehen. Was wir zwei schon alles so erlebt haben. Keine Ausfahrt ohne Abenteuer. Die müssen wir zwei irgendwie anziehen. Während Sarah die ersten 50 km auf der A7 zurücklegt, kommt mir eines in den Sinn. Das bisher Gefährlichste, ja fast Tödliche hatten wir im April 2012 in dem kleinen Dorf Unsere Liebe Frau im Walde bei Meran. Eine Hand voll Gehöfte liegen etwa auf 1300 m. Wetter damals gut. Tags zuvor hatte es ca. 25 cm Neuschnee gegeben, geführte Schneeschuhwanderung und der Warnung des Bergführers vor Wanderungen in schneebedeckten Gebieten. Am folgenden Morgen war das Weiß aber bereits von der kräftigen Aprilsonne aufgeleckt. Wir beschließen über den Felix Weiher zum 1812 m hohen Schönegg zu wandern. Die Sonne scheint zwar wunderbar, aber je höher wir kommen desto mehr Schnee begleitet uns. Wir folgen den Fußstapfen im Schnee zum Gipfelkreuz, tragen uns lachend im Gipfelbuch ein und folgen dem Wegweiser zum Gampenpass.
Immer weiter geht es durch den Schnee, dann undeutliche Spur und keine roten Wegmarkierungen mehr zu sehen. Wir suchen nach dem Weg – folgen falschen Fährten. Gehen zur letzten Markierung zurück, die Kräfte schwinden die Nerven liegen blank. Wir folgen Wegen, die keine sind und rutschen trotz Wanderschuhen auf dem Schnee und dem darunter liegenden Laub permanent aus und ab, klettern immer langsamer mit zunehmend nachlassenden Kräften wieder hoch. Schlagzeile in der Main Post: Paar aus Würzburg bei Meran tod aufgefunden. Wir horchen in die Stille. Kleidung klamm. Irgendwo Autoverkehr? Ein Hund bellt. Wir folgen der Richtung. Wir sind echt am Ende. Schließlich erreichen wir den Gampenpass und kommen um 17.30 Uhr völlig entkräftet im Hotel an.
Mein Blick fällt auf den Tacho. 90 km/h kommen mir heute wie 120 km vor. Der Tunnel kommt. Rotes Licht flammt blitzschnell auf. Wieso? Was? Geblitzt! Der Blick aufs Handy zeigt satte 130 km. Sarahs Tacho zeigt 70 km/h. Oh verdammt. Ab diesem Punkt gebe ich Sarah die momentane Geschwindigkeit an und warne bei entsprechender Tempo-Beschränkung. Sarah weiß nicht seit wann der Tacho fehl geht. Ich sehe schon den Briefkasten vor Strafmandaten überquellen und Sarahs Führerschein ist weg. MPU wegen notorischer Geschwindigkeitsübertretungen. Sarah lacht darüber. Du bist echt immer zu besorgt. Mal nicht den Teufel an die Wand.
Es geht gut voran, auf der Gegenfahrbahn weniger. Dauernd Stau und stockender Verkehr. Das Wetter wird besser je weiter wir in südlicher Richtung fahren. Durchs Allgäu geht´s, ich denke augenblicklich an „Krautkrapfe“. Empfehlenswert die Wirtschaft in Bad Grönenbach zum Kohlenschieber. Leider kommen wir da heute nicht vorbei. Ja wir halten mal, wenn wir in Bregenz sind, meint Sarah. Austreten auf WC-Parkplatz.
Bregenz
In Hard kurz nach Bregenz halten wir dann und futtern unter einem Birnbaum Brötchen, Hartwürste und Äpfel. Trinke du auch mal, kommt immer ihre Aufforderung. Wir fahren nach Höchst wieder auf die Autobahn und erstehen dann auf einem äußerst hässlichen Schweizer Rasthof eine Vignette, eine Schachtel sündteurer Lucky Strike und zwei Cornetto Lemon. Ab jetzt ist mein Gewissen beruhigt, nicht dass noch Schweizer Gendarmen uns zur Kasse bitten. Gemächlich geht es an Vaduz, Sagans und Chur vorbei. Bei den Namen denke ich an meine Jugendzeit, Skilaufen am Pizol, Davos, die Kurfürsten…. Überhaupt, wenn der Hinweis auf die Via Mala erscheint, entstehen Bilder von Heidi, Mario Adorf (der Böse im Via Mala – Drama) Bernhardiner mit Fässchen und Heinz Rühmann natürlich. „Es geschah am helllichten Tag“ – einer meiner Lieblingsfilme. Da kam mir die Schweiz so nah. Graubünden – der Steinbock auf dem Autokennzeichen, der zum Kindermörder „Schrott“ führt. Gert Fröbe genial als geknechteter Ehemann. Schokoigel. Das Wort so schön im Schweizer Dialekt. San Bernhardino Tunnel, Serpentinen. Auf der Gegenfahrbahn staut sich immer wieder der Verkehr. Die Armen tun mir leid. Das wird eine lange Heimfahrt. Sarah hofft, dass wir am kommenden Freitag nicht dasselbe erleben werden. Die Pfingstferien beginnen. Wir cruisen gemütlich so dahin. Italienische Machos mit dunklen Sonnenbrillen mustern beim Überholvorgang lächelnd die gut aussehende Cabrio-Fahrerin mit den blonden Haaren. Was will denn der Depp, der Aff`… so wenig schmeichelhaft sind Sarahs Kommentare, wenn die Kerle sich ewig Zeit zum Überholen lassen, um sich dann mit reduzierter Geschwindigkeit vor ihr rotes Cabrio zu setzen. Sofort in den Rückspiegel dann blicken, um die Reaktion der Fahrerin zu erhaschen.
Depp. Sarah gibt Gas und überholt. Wenig später same procedure – Geplänkel. Sorazza, Lostallo, Gama, Crono, Roveredo. Italienische Schweiz. Wunderschön grün alles. Hier hat´s, schein es, die letzten Wochen kräftig geregnet. Tut dem Auge gut. Bellinzona. Herrliche Stadt mit der Festung. Lugano. Die Stadt am malerischen See. Tolle Ferienwohnung damals in den Neunzigern. Mit dem Fiat Tipo. Wanderungen Monte Bre. Morcote. Schokomuseum „Alprose“. Pralinen und Schokolade bis zum Abwinken. Giovanni unserem Mittleren war´s danach so schlecht. Unvergesslicher Urlaub.
Fortsetzung folgt!!!!
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