Früher in der Zeit ohne Homepages war die Suche nach Auftrittsmöglichkeiten noch eine ganz andere. Man war mit dem Auto in der fränkischen Provinz unterwegs um eventuelle Auftrittsmöglichkeiten in Form von Kneipen und Wirtshäusern zu erkunden. Meist waren die Anfragen dann, wenn man den Inhaber selbst erwischte wieder schnell vom Tisch bzw. wenn man in den Lokalitäten die Leute sah, die darin verkehrten. Aber wir taten auch gute Locations auf, die wir oft mit Black Bird
oder Klopstock über Jahre hinweg bespielen durfte. Damals waren es aber im Gegensatz zu heutigen „Der Hut geht rum“-Auftritten, echte, das heißt es wurde ein Eintritt verlangt, den man nach getaner „Arbeit“ mit nach Hause nehmen durfte.
So klapperte man diverse Läden ab. Eine gute Informationsbörse war hier natürlich der „Musik-Treff“ von Kilian Stein in der Seinsheimstraße. Hier wurden dann auch die Erfahrungen mit den Wirten und Veranstaltern ausgetauscht. Ein böser Verein waren hier zum Beispiel die Freaks aus Kolitzheim, wie schon in der Biographie erwähnt, die in ihrer Kneipe „Neu Amsterdam“ die Bands reihenweise über den Tisch zogen.
Bisweilen waren die Locations schon strange. Ich erinnere mich an eine ganz besonders. Mit Black Bird hatten wir 1981 in Gnötzheim, Ortsteil von Martinsheim im südlichen Landkreis Kitzingen, schon mal gespielt. Es galt also für Klopstock eine eventuellen Auftritt dort fix zu machen. Hugo, seine Frau Gertrud und ich sind dann an einem Spätnachmittag von Oberbreit dorthin gegondelt. Der Kneipier, ein richtiger Freak, freundlich und nett, war auch vom Vorschlag eines Klopstock – Gigs sehr angetan und man kam so recht gut ins Gespräch. Allerdings machte der ganze Laden einen recht runtergekommenen und schmuddeligen Eindruck. Der freundliche Typ meinte dann, ob wir nicht ein Schnäpschen mit ihm trinken wollten. Wir hatten nichts dagegen und so lotste er uns hinter dem Tresen in eine Art Küche mit Fenster, holte eine Flasche Korn oder Birne hervor und schenkte jedem ein Stamperl ein. Sehr nett. Er ging kurz raus und wir hoben die Gläser einstweilen, die wohl über Wochen kein Abspülbecken gesehen hatten und milchig trüb bzw. verschmiert waren. Uns grauste es. Er kam zurück und wir waren genötigt die Brühe hinunterzukippen. Wir haben es wahrscheinlich auf Grund des hohen Alkoholgehaltes überlebt. 🙂
Meine zwei ersten Jahre der Grundschulzeit verbrachte ich an der neuen Hauger Schule. Das war eine schöne Zeit. Der Schulweg von der Wallgasse bis zur Semmelstraße war kurz. Gelaufen bin ich jeden Tag mit meinem Freund Thomas M. Allerdings war der Heimweg schöner. Da spielten wir immer Ritter. Die Anorak-Kapuze wurde stets aufgezogen und der Rest baumelte am Rücken runter, das war der Rittermantel. So zogen wir meist zu viert vom Hinterausgang in der Wallgasse zur Neutorstraße. Ein Halt wurde meist am Ende der Neutorstraße eingelegt. Gegenüber vom heutigen „Pan di Zucchero“ befand sich ein kleiner Laden, zu dem drei oder vier Stufen hinaufführten, der für kleine „Rittersleut´“ Bärendreck bereithielt. Für vier Zehner waren wir täglich eingedeckt, um unseren kleinen Kreuzzug zu Ende zu führen. Im schönen Hof der Semmelstraße 67 schauten wir nach, ob der dicke Boxer von Herrn Loos zu sehen war, „Ritter“ lieben Hunde. Wenn er da war, dann wurde der durchgeknuddelt, obwohl er fürchterlich muffte. Dann ging es weiter zum Bäckerbrunnen an der Metzgerei „Lotter“ vorbei und dann ins Ladenzimmer der Metzgerei Martin, in der mich schon der Leberkäsduft erwartete. Der Leberkäs der Metzgerei Martin galt als der beste der Stadt. Noch heute schwärmen die Leute davon. Meine Mutter stand meist im Laden und bediente. Kurz nach eins gab es Mittagessen , das wir im kleinen Ladenzimmer an einem mickrigen Tisch neben dem dampfenden Leberkäsbräter einnahmen. Täglich gab es Suppe, Hauptgericht und Nachspeise – freitags fleischlos. Da von 13 Uhr bis 14 Uhr Mittagspause war, konnten wir fast ungestört zu Mittag essen. Bisweilen jedoch, als ich in der 3. Klasse in der Pleicher Schule war, kam oft ein ungebetener Gast, der an der Ladenzimmertür im Hof klopfte: Frau Motzel, meine Klassenlehrerin, eine ausgezehrte, alte silberlockige Jungfer, um deren beinahe skelettierten Extremitäten dunkelblaue Baumwollhosen schlotterten. Mutter musste sie dann immer schnell für ihre großen Einkäufe (75 g Fleischwurst, 1 Knäudele und 100 g Hackfleisch) bedienen. Ich war stets froh, wenn sie wieder weg war. So funktionierte damals eine Sprechstunde mit den Erziehungsberechtigten. Nachdem der Tisch abgeräumt war, wischte Mutter den Tisch und das Katholische Volksblatt wurden fein säuberlich auf dem Tisch ausgelegt. Zeichen für mich, dass jetzt neben dem Leberkäsbräter die Hausaufgabenzeit unter dem wachsamen Auge meiner Mutter begann. Ich bin Linkshänder und man hatte mir unter Nachdruck beigebracht, rechts zu schreiben. So holte ich die Hefte mit der Erstklasslineatur heraus und begann zu schreiben. Währenddessen war das Geschäft wieder offen und Kunden mussten bedient werden. Ich gab mir Mühe und schrieb mit Bleistift bzw. nun mit Füller fein säuberlich auf Orthografie achtend. Mutter kam und kontrollierte. „Hm, da hast du ein Wort vergessen! Das schreibst du gleich noch einmal!“ Ratsch – und schon war die Din A5 Seite herausgerissen und die zweite Hälfte des Blattes auch. „Gib dir Mühe!“. Kurze Zeit später. „Da hättest du mehr Abstand zwischen den Wörtern lassen müssen. Das hast du so ´neigeknört“. Ratsch – Seite raus. „Löschblatt unter die Hand, dass ja kein Fettflecken drauf kommt.“ Das Heft wurde nun schon merklich dünner. Ein erneuter Versuch. Mir taten schon die Griffel weh, die „Schreibkraft“ ließ nach. Pfeife – verschrieben! Mutter jetzt recht angesäuert: „Jetzt müssen wir radieren.“
Der blaue Anteil des Radierers schmiert. Der Leberkäsbräter dampft munter vor sich hin. Jetzt ist auch noch ein Fettflecken drauf. Noch einmal. Wieder verschrieben. Es wurde der hellblaue Radierer erneut strapaziert. Die Lineaturseite wurde durch den wiederholten Einsatz des Radierers zunehmend aufgeraut. Tintenkiller gab´s noch nicht. „Pfeife – jetzt ist das Schreibblatt auch noch durchgerubbelt. Geh´schnell zum Schreibwaren „Kurtze“ und kauf´ ein neues Heft!“ So fiel es mir leicht die deutsche Orthografie zu erlernen. Meine Mutter übrigens, hatte nie eine schöne Schrift besessen. Das Wort Weißwurst war bei ihr nur mit Fantasie zu lesen.Zwei W im Abstand, nach jedem ein waagrechter Strich! Martinsche Kurzschrift halt. Leberkäse:
This is by far the most outstanding axe of my collection.
It was a coincidence then in 2011. I wasn´t looking for a new Gibson Custom shop Les Paul at all, cause I had already three of them. But one day in December I saw this R8 at Musik Produktiv´s Guitar Gallery. I fell in love and watched the gallery. But to buy an unseen expensive guitar online is a risk. I recognized by enlarging the pics that there must be some hidden flames or stripes on the top. On Saturday I made the decision and ordered it. Finally the guitar arrived on December 14th. And I had luck: Right out the box it was the axe I searched for so long. Its stunning top reminded me on some Bursts Gary Moore played.
His workhorse “Stripe” is similar to mine. And there was another burst he used to play in 1999. So she´s nicknamed “Gary Moore”. She´s got the 2009 Custom Shop specs and is really different to my 2006 R9. Compared to my other Custom Shop Les Pauls, she got soundwise all in between: not sharp, not too bassy, just balanced in every way. And the tone and volume knobs, she´s got 50s wiring like my Goldtop, are just awesome. You play some cool rhythm with the volume knob around 8, and then for soloing you turn to 10 – she begins to roar. Otherwise to achieve a less aggressive, more clean tone, you roll the volume down. Same for the tone knobs. Roll it back to 8 you get a real warm violin tone, and further the one Joe Bonamassa is using. And the best is, she is not getting muddy at all.
The fretboard looks like ebony, but it´s rosewood. Weight is around 4 kg. The top is real vintage looking with lots of mineral streaks and Peek-a-boo stripes, too bad that her beauty is hard to catch on photo. The waves are really deep looking and they move. The amber color is absolutely amazing.
Every angle is different. The VOS hardware looks authentic and after permanent use for 8 years she´s got some aging road worn, too. On the historic Les Paul data base she got a few clicks so far 🙂
Oma Mathilde war meine über alles geliebte. Sie hat mich verwöhnt. Leider ist sie (*1900) bereits 1966 verstorben. Was sie alles durchgemacht hat: 22. Dezember 1944 ihr Mann Konrad Martin verstirbt, kurze Zeit später die Nachricht, dass ihr ältester Sohn Georg am 28. Dezember 1944 in Kurland/ Russland gefallen war. Und als ob das noch nicht genügt hätte, am 16. März 1945Bombenvolltreffer in der Semmelstraße 23. Geschäft und Wohnhaus in Trümmern.
Unglaublich und ihre Kinder, Maria 19 Jahre alt ( später verheiratete Kirchner) und mein Vater Konrad, damals 17 Jahre und als Flakhelfer in Schweinfurt, gab´s auch noch. Mein Vater, der in Randersacker als Metzgerlehrling tätig war, schwebte zudem wegen eines Blinddarmdurchbruchs zwischen Leben und Tod.
Kurz nach dem Bombenangriff begann sie bereits mit dem Wiederaufbau eines Hinterhauses mit Wohnung und Wurstküche. Bis zu ihrem Tod stand sie noch regelmäßig in der Metzgerei Martin. Ich war oft bei ihr und genoss es.
Es gab immer Honigbrote zu futtern und bisweilen kochte sie mir mittags meinen geliebten Spinat. In der ganzen Wohnung herrschte ein „omaeigener“ Geruch, an den ich mich gern erinnere. Irgendwie war es damals so, dass man dachte , Leber zu essen, sei unwahrscheinlich wichtig für den kindlichen Organismus. Ich mochte keine. Partout nicht. Sobald ich den Geruch bzw. Geschmack wahrnahm, überkam mich Ekel. Da man wusste, dass ich auf Spinat Heißhunger hatte, „häckselte“ Mathilde Leber derart klein und versteckte diese atomisierten „Spurenelemente“ im frisch zubereiteten Spinat. Aber in der Beziehung konnte man mir nichts vormachen: den ersten Löffel sofort wieder „rausgespetzt“. Im Mund war schon Ende Gelände! List gescheitert. Man bot mir nie mehr Leber an. Dafür musste ich eine Zeitlang „Lebertran“ schlucken. Den musste ich unter Aufsicht meiner Mutter morgens vor der Schule einnehmen. Zum Glück war er in festen Gelatinekapseln eingeschlossen. Mund auf – Kapsel rein – und schlucken. Nase zuhalten. Schnell Tee danach. Würg! Wenn man sich nicht beeilte, entfaltete sich der liebliche Geschmack schon im Mund. Aus diesem Grund kann ich heute noch große Tabletten mühelos runterschlucken. Glaubt´s mir.
Der Bub kriecht Eierlikör
Unglaublich – aber eine andere Vorliebe meinerseits war Eierlikör. Ich hätte ihn literweise schlürfen können. Mathilde war gegenüber Alkoholika keine Kostverächterin. Man sagte damals, sie schöppele gern. Regelmäßig kam sie abends zu uns in den ersten Stock und fragte meinen Vater, ob er nicht auch nen Schoppen wolle. Der trank dann ihr zuliebe ein Gläschen mit, hatte aber mit Alkohol generell wenig am Hut. Ich dagegen stand auf süßen Eierlikör und bediente mich gerne unerlaubt und heimlich an unserem barocken Spirituosenschränkchen im Wohnzimmer. Das fiel auf und es gab Ärger. Mathilde produzierte dann für mich „Kindereierlikör“ mit reduziertem Alkoholgehalt. Das war supernett. Übrigens stellte Mathilde nebenbei Schnaps her. Im Herbst stand im Hinterhöfle der Semmelstraße ein Holzfass, in dem Spirlinge (äußerst süßes gelbes Steinobst) aus unserem Garten vor sich hingärten.
Omas Garten – das Johannisbeermeer
Sommers war Gartenzeit – natürlich auch für Mathilde. Sie hegte und pflegte ihn, das dazugehörige hübsche, adrette Sommerhäuschen war eine Pracht. Es hatte das Flair eines französischen Schlösschens mit seinem großzügigen Fenster und den bleiverglasten Putzenscheiben. Angebaut wurde alles, was die Küche so brauchte. Obstbäume verschiedenster Art, Stachelbeeren und vor allem Johannisbeer-Sträucher. Unter den Büschen alles fein gehäckelt (von Hacke!), der Boden gelockert und das Unkraut penibel gejätet. Umso schlimmer war es dann, wenn die Enkel wieder etwas anstellten und die Gartenordnung in Unordnung brachten. Einmal zum Beispiel kam einer von uns auf die Idee, man könnte doch aus dem Bereich der Johannisbeersträucher ein Stromland, so wie in der Antike, herstellen. Den Schlauch in der Nähe des Häuschen verankert und voll auf. Tatsächlich kämpften sich bald brauneSchlammfluten durch die Sträucher, das Nildelta mit dem breiten, lebenspendenden Strom war nachgebildet. Mathilde schimpfte. Wir sorgten schon für Aufreger. Auch als ich mich splitterfasernackt auf den Weg machte die Ebertsklinge in Richtung Sieboldshöhe zu erkunden. Oma war nervlich aufgewühlt, da ich urplötzlich verschwunden war. Von einem Passanten erhielt sie dann die Info, dass ein „Klenner“ nackig die Ebertsklinge „naufgerannt“ wär`. Also schnell hinterher, Mathilde.
In den früheren 80 er Jahren hatten wir bei unserer Band Black Bird eine Sängerin, deren Vater Drucker bei der Main Post (?) war. Abundzu konnte er für Probedrucktests Plakatvorlagen durchjagen. Das war cool. Nachdem uns die Sängerin verlassen hatte, gab´s keine Plakate mehr. Jetzt legten wir selbst Hand an: Eine Schablone aus Styropor wurde angefertigt, Farbdosen und Papier besorgt und in unserem Garten wurden am Fließband Plakate DIN A 2 produziert. Die Plakate haben wir dann überall zum Trocknen aufgehängt. Zu dumm war, dass die Schablone immer von den Farben zerfressen wurde.
Die folgende Tat dürfte nach beinahe 40 Jahren verjährt sein. Es war ein Gig im AKW(Autonomes Kulturzentrum Würzburg, Sartoriusstraße) ausgemacht. Also musste wie üblich von uns plakatiert werden. Wir waren mit meinem R4 fleißig unterwegs und kurvten durch die Stadt mit Tapetenleimeimer und einer beträchtlichen Anzahl selbstgemachter Plakate. Da gab es einen fetten Lüftungsschacht am Würzburger Marktplatz, der ringsum plakatiert war. Da hingen allerdings schon frische Plakate der Argo-Konzertagentur. Nun sahen wir die Stelltafeln der Würzburger CSU, die für den Stadtparteitag rings um den Marktplatz installiert waren. Eimer raus und Plakate an die Stellwände – die sieht jeder – Bombenwerbung mitten in Würzburg. Zu dumm, dass Wochen zuvor ein uns bekannter Schelm, die Helmut Kohl-Plakate mit einem eigenen Slogan versehen hatte. Das Original hieß „Kohl kommt“ und mutierte in der Nacht zu „Kohl kotzt“. Zwei oder drei Tage später sehe ich im Lokalteil des „Würzburger Volksblatt“ unser Plakat: Black Bird mit Barbara Stamm und Franz Gerstner mit
entsprechendem Kommentar: ….eine Unverschämtheit jetzt sollten eigentlich alle demokratischen… Unser Schlagzeuger fand das gar nicht witzig und machte uns die größten Vorwürfe. Bei unserem Konzert im AKW war allerdings trotz Werbung keiner von der CSU anwesend. 🙂
Episode 1: Bloß nicht nachmachen: Wie man Batterien auflädt
Wie schon in der Biographie erwähnt war in der Sommerzeit unser Paradies auf Erden der Garten auf der Sieboldshöhe. In den Sommerferien also gut 6 Wochen lang Abenteuerferien. Wir hatten alles, was man so braucht: Fußballbolzwiese, Westernhütte in Form des alten Hühnerhäuschens, Ritterburg – das geräunige Gartenhaus von Oma Mathilde -, Bäume und Versteckmöglichkeiten noch und noch. Dazu gab es eine große Garage, die meine Eltern wohnlich eingerichtet hatten.
Vorne ein Garagentor mit Gipsstellwand dahinter , auf der Rückseite richtiges zweiflügliges Fenster, Eingangstür und Terrasse mit der damals obligatorischen Hollywoodschaukel. Die Innenausstattung bestand aus einem Bauernzimmer, Schlafcouch und Küche mit Herd und Kühlschrank. Bei Schlechtwetter also eine gemütliche Rückzugsmöglichkeit. Im Garten hatten wir ein rundes Schwimmbecken, das von uns Kindern regelmäßig gewartet werden musste. Neben dem Schwimmen hatten wir enormen Spaß mit diversen Bötchen, die wir auf unserm „Meer“ zu Wasser ließen: Piratenschiffe, Fischkutter und eine neue, bei der Firma Schum am Schmalzmarkt, erworbene batteriebetriebene Yacht.
Besonders jenes hatte es mir angetan.
Leider waren bald die vier großen Batterien am Ende und kein Ersatz zur Hand. Ob es damals schon Aufladbare gab, weiß ich nicht. Aber ich war der festen Überzeugung, man könnte sie aufladen. Wenn ich nur noch wüsste, wer mir das eingegeben hat? Naja. Batterien raus aus dem Boot und in der Wohngarage mit der Minus-Seiteauf die Herdplatte gestellt. Der Strom kommt bei Minus rein und wandert zum Plus-Pol. Herd mal lieber nur auf eins. Langsam aufladen. Und wieder raus in den Garten. Einige Zeit später erinnerte ich mich wieder an den Ladevorgang. Uiii. Die Batterien hatten sich selbstständig gemacht. So ne Sauerei. Schwarze ölartige Spuren waren an der geweißelten Decke zu sehen. Der Herd sah zum Glück nicht so schlimm aus. Am Abend musste ich alles beichten. Bloß nicht nachmachen!!!
Episode 2: Bloß nicht nachmachen – Raketenantrieb und Flugversuche – sie fliegt tatsächlich!
Die Passion meines Bruders Schorsch war schon immer die Chemie, vor allem später beruflich noch viel mehr. Also früh übt sich, wer ein Meister werden will. Jugendliche Interessen sind zu fördern – und so bekam er einen Experimentierkasten zu Weihnachten geschenkt, so mit allem, was ein Juniorchemiker braucht. Um seinem Hobby intensiver zu frönen, hatte er sich in unserem Hühnerhäuschen ein kleines Versuchslabor eingerichtet, das sommers betrieben wurde. Ich war bei all den Experimenten nur staunender Statist, der sich über plötzlich einsetzende unbeschreibliche Verfärbungen, blubbernde Erlenmeyerkolben, kleine Explosionen und Stichflammen diebisch freute. Chemikalien, die wahrscheinlich heute längst nicht mehr für Jugendliche zu erwerben wären, wurden von ihm in einem Geschäft in der Koelikerstraße/ Ecke Bachgasse gekauft. Mein Bruder, den billigen Schulversuchen bald überdrüssig, war begeistert von der Idee des Raketenbaus oder raketenbetriebener Fahrzeuge. Kein Wunder, es war die „Hochzeit“ der amerikanischen Raumfahrt.
Experimentiert wurde von ihm mit Wasserglas. Packpapier (aus der Metzgerei zweckentfremdet) wurde mit Selbigem getränkt bzw. eingepinselt und dann zu einer Art Treibstoffbehälter gerollt.
„Das Wasserglas schützt gegen die Einwirkung des Feuers, des Wassers und der Luft. Papier wird gleichsam verglaset, wodurch es außer der so schätzenswerten Eigenschaft, kein Feuer zu fangen, auch noch sehr bedeutend an Dauerhaftigkeit gewinnt.“ (So ein altes Chemiebuch!)
Aus Balsaholz, bei der Firma Schum am Schmalzmarkt gekauft, entstanden Abschussrampen oder Raketen- bzw. Fahrzeuguntergestelle mit Rädern. Trial and Error-Versuche waren nötig um die richtige Zusammensetzung des Raketentreibstoffes herauszufinden. Es gab natürlich hier auch herbe Rückschläge im wahrsten Sinne des Wortes. Nur so viel sei hier verraten: Unkrautex und Zucker waren auch dabei. Die Versuche mit den Wasserglasrollen waren meist ziemlich erbärmlich. Deshalb experimentierte Schorsch bald lieber mit handfesterem Material: Metallrohre jeglicher Couleur. Meine Cousins und ich waren immer gespannt auf den Ausgang der spannenden Experimente und beobachteten diese in sicherer Entfernung. Ja und eines Tages war es soweit. Die Krönung jedes Forschers: Das Objekt soll heute fliegen. Aber wohin? Welche Flugbahn nimmt es?
Es war wieder mal alles für ein Experiment vorbereitet. Die Rakete in Form eines Eisenrohrs gefüllt mit Brennstoff, Zündlinie aus Schwarzpulver, Abschussrampe. Ausrichtung der Vorrichtung gen Westen. Sicherheitsabstand zum Nachbargrundstück Militzer in westlicher Richtung etwa gut 70 Meter. Countdown und Start. Und sie flog wirklich – weit. Eine Rauchfahne hinter sich herziehend wie ein Blitz und landete – im Pool unseres Nachbarn M. in der Otto-Naglerstraße. Es gab Ärger – dann!!!!
Eine meiner Lieblingsgeschichten. Viel Vergnügen beim Lesen! 🙂
Katholisches Würzburg, katholische Eltern, katholische Kinder heißt Sonntagsgottesdienstpflicht! Jeden Sonntag waren Schorsch und ich wahnsinnig motiviert den Gottesdienst zu besuchen. Denn eigentlich war der Sonntag der einzige Tag, an dem wir ausschlafen konnten bzw. eine ruhigere Kugel schieben konnte. Samstags war ja damals bis 11.20 Uhr Schule, danach war Mitarbeit im elterlichen Betrieb angesagt. Unsere Eltern gingen entweder am Samstagabend oder in aller Frühe zur Messe. Für uns war immer die 10 Uhr Messe in der Fransziskaner Kirche angedacht. Sonntags war Jeanstrageverbot. Zum sonntäglichen Messegang „durften“ nur Stoffhosen in Grau oder Schwarz getragen werden. Diese Dinger kratzten furchtbar, also besaßen einen miserablen Tragekomfort, der vor allem auf den ersten hundert Meter einen staksigen Gang zur Folge hatten, denn das Kratzen ließ erst leicht nach, wenn sie „warm“ gelaufen waren. Die Hosen wurden generell beim Wöhrl (damals noch in der Eichhornstraße, wo heute ein Drogeriemarkt drin ist) gekauft.
Mutter ging dort immer allein einkaufen und brachte tütenweise Hosen, Jacken und Pullover zur Auswahl mit. Werktagabends war im Wohnzimmer dann „Kleiderprobe“. Was nicht gefiel, wurde von ihr am nächsten Tag zum Wöhrl zurückgebracht. Eigentlich war´s schon so ähnlich wie heute mit dem Online-Shopping. Anprobieren und bei Nichtgefallen mit Mutter zurückschicken. Sonntags vor dem Kirchgang also Wöhrl-Stoffhosen in Schwarz oder Grau an. Entsprechend jämmerlich begann also der Sonntag, an dem ich mich lieber ganztägig mit den Elastolin-Figuren „herumgeschlagen“ hätte. Wir bummelten also in mäßigem und etwas breitbeinigen Schritt Richtung Theaterstraße und sinnierten über unser strategisches Vorgehen, denn unsere Mutter fragte uns bisweilen über den Gottesdienst aus: Evangelium ?, Predigt? und wer? so drin war! Als wir endlich durch den Seiteneingang in den Weihrauch geschwängerten Sakralraum eintraten, waren schon die ersten fünf Minuten rum. Damals waren die Kirchen noch proppenvoll. Wir postierten uns dann immer geschickt links an so einem Rittergrabmal der Wetzhausener gleich neben dem Seiteneingang, also in der Nähe des Fluchtweges 🙂 .
Unsere Blicke scannten die anwesenden Gläubigen: Irgendein Bekannter dabei?Nö. Merk´ dir das Evangelium! Der Anfang der Predigt ist auch noch wichtig. Dann erfolgte der geordnete Rückzug – im Notfall konnten wir Rede und Antwort stehen. Endlich draußen. So jetzt haben wir noch mindestens 25 Minuten Zeit – vor 11.15 Uhr brauchen wir in der Semmelstraße nicht aufzuschlagen. Wer nun glaubt, wir wären ziellos durch die Innenstadt gebummelt, irrt sich gewaltig. Also auf! Erst einmal zum Vogel Peter ( damals die Zoohandlung in der Ursulinengasse). Und für uns als Aquarianer besonders attraktiv. Mal gucken, ob der neue Fische in den Schauaquarien hat. Noch eine Menge Zeit – dann statten wir dem Samen-Fetzer am Barbarossa-Platz/ Ecke Kaiserstraße auch einen Besuch ab: „Schau´mal, dem sind ein Haufen Fische verreckt! Die haben alle die Pünktchenkrankheit! Glaub´jetzt können wir heim.“ Kurz vor der Metzgerei gingen wir unser „Alibi“-Angaben noch einmal durch. Wer war noch in der Messe? War nicht die Frau Hahnenkamm drin? Stimmt – wenn du´s sagst, die war drin! 🙂
Demnächst folgen hier zwei Kurzgeschichten unter dem Motto „Bloß nicht nachmachen! „
Als ich so sechs Jahre alt war, beschäftigten mich meine Eltern auch durch kleine Botengänge und -fahrten für die Metzgerei Martin. Wenige erledigte ich missmutig, die meisten aber mit Freude, da dann oft was für mich, den kleinen Steppke, in Form von Süßigkeiten oder Trinkgeld heraussprang. Ein gern von mir erledigte Botenfahrt war es die Metzgerei Kirchner in der Frankfurter Straße aufzusuchen.
Wenn der Satz im Ladenzimmer in der Metzgerei Martin ertönte, „Meinst du die Maria hat noch….?“ , jauchzte mein Herz, denn gleich kam dann, „Der Klee soll mal nüber fahr´!“ So auch an diesem Tag: „Konrad (= mein Vater), es ist keine Leber mehr da!“ „Der Klee soll eine holen!“ , gab mein Vater zurück.
Mutter drückte mir eine große Tüte in die Hand und sogleich machte ich mich mit meinem Fahrrädle auf den Weg: Marktplatz, Alte Mainbrücke, Zeller Berg und dann die Frankfurter Straße zur Metzgerei Kirchner. Dort erwartete mich schon Tante Maria. „Willst du ein Eis?“ Die Metzgerei Kirchner verfügte über eine Eistruhe. Ich durfte mir eins aussuchen und nach dem Genuss, hängte ich die Schweineleber an die Lenkstange und zurück ging´s in die Semmelstraße. Tante Maria und Onkel Hans Kirchner betrieben die Metzgerei noch bis in die 90er, dann folgte meine Cousine Regina mit ihrem Mann Norbert.
Aus der Main Post zur Metzgerei Kirchner:
Die Metzgerei Kirchner ist eine „Institution“ in der Zellerau, ein Fachgeschäft mit sehr gutem Ruf. Nun gehen die Inhaber Regina und Norbert Steigerwald nach einer langen arbeitsreichen Zeit in den verdienten Ruhestand, doch das Geschäft mit seiner großen Tradition und dem Anspruch an Qualität und Geschmack der Produkte bleibt erhalten. Dafür bürgt als neuer Betreiber die Metzgerei Dees.
Die Metzgerei Kirchner wurde vor 61 Jahren von den Eltern der bisherigen Inhaberin gegründet. Schon als junges Mädchen arbeitete Regina Steigerwald hier, und so kennt sie natürlich ihre Kundschaft und deren Vorlieben bestens. Am Ende stehen nun 45 Arbeitsjahre.
Nr. 2 Unser Leonardle
Leonard, unser Spätgeborener, war als Kleinkind bereits sehr redselig und schon bald „stubenrein“. Er wusste pflichtbewusst große Geschäfte frühzeitig anzukündigen, so dass man sich auf die Klobegleitung, was fast immer meine Aufgabe war, seelisch einstellen konnte. Einmal waren wir in Bad Gastein und aßen im vornehmen Sanotel mit Blick auf den Gasteiner Wasserfall zu Mittag.
Der erste Gang war vorüber und der Hauptgang wurde serviert. Kurz nach den ersten Bissen, meldete sich es Leonardle: „Wenn ich des jetzt sach´, muss der Papa aufsteh´ !“
Weiß nicht, wer sich noch an ein Kinderspielzeug- und Kinderwagengeschäft in der Haugerpfarrgasse in Würzburg erinnert. Es war rechts im Gebäude neben den „Vierjahreszeiten“. Der Laden gehörte Frau Ott. Diese hatte einen Enkel namens Georg, der mit uns in die Hauger Schule ging und zeitweise bei seiner Oma wohnte. Diese vielleicht um die 60 war nicht gut bei Fuß und teilweise auch bettlägerig, soweit ich mich erinnern kann. Jedenfalls war es interessant einen Freund zu haben, dessen Großmutter ein solches Geschäft besaß. Der gute Georg wurde von seiner Oma wie ein kleiner Prinz verwöhnt. Sie las ihm jeden Wunsch von den Augen. Irgendwann in der Sommerszeit bekam er von seiner Oma ein wunderbares rotes Jugendfahrrad mit Drei-Gangschaltung, Licht und weiteren Accessoires geschenkt. Allerdings konnte Georg, mein Bruder und ich nannten ihn Kuddi bzw. Kuddel, nicht besonders gut Fahrrad fahren, also eher unsicher. Für die Nachmittagszeit wurde also eine kleine Fahrradtour auf die Keesburg in unseren Garten ausgemacht. Die Hinfahrt mit dem damals noch geringfügigen Verkehrsaufkommen stellte kein Problem dar. Nach Spaß und Spiel im Garten sollte Kuddi auf Wunsch seiner Oma um 17 Uhr den Rückweg antreten. Also starteten wir und fuhren die steile Eberstklinge hinab. Kuddi fuhr mit seinem knallroten Fahrrad mutig voran. Da wurde es ihm zu schnell und Kuddi machte eine Vollbremsung – allein mit seiner vorderen Felgenbremse – und es kam wie es kommen musste- Überschlag – zum Glück von einem Maschendrahtzaun aufgefangen. Meinem Bruder und mir blieb das Herz stehen. Summa summarum nur ein paar Abschürfungen am Knie und den Händen. Das Fahrrad allerdings ziemlich ramponiert, so dass er neben uns zu Fuß heimlaufen musste. Aber Kuddi hat an diesem Tag echt Schwein gehabt. Vom Radfahren hatte der Kuddi seitdem die Nase voll.
Ein gutes halbes Jahr hatte ich 1980 bei Mac Donalds geschuftet, um mir ein schwarzes Fretlesswonder, eine Gibson Les Paul Custom mit Goldhardware, kaufen zu können. Es versteht sich zum Sonderpreis für 1990.- Deutsche Mark. Natürlich hütete ich diese Luxusgitarre wie meinen Augapfel. Aber wie bei einem Neuwagen – irgendwann einmal ist die erste Macke fällig. Das gute Teil fiel um und ein gut eine-Mark-großes Lackstück hatte sich in Luft ausgelöst. Ich war über diesen Makel verzweifelt und beschloss sofort das Musikhaus Wittstadt für eine professionelle Reparatur aufzusuchen.
Heute würde ich es als Personal-„Aging“ gelassen sehen. Also mit dem imposanten Hartschalenkoffer rein ins Auersche Reich. Frau Seuberth mein Leid geklagt: “ Chef wird gleich kommen“.
Und er kam wie üblich schon reichlich angefressen. Problem geschildert. Er schnappt sich die Gitarre schwuppdiwupp und ab geht´s ins Kämmerchen, in dem es eine Art Werkbank gab. „Hammer gleich“, so der Meister. Ich stand nebenbei und war erfreut, dass er die Reparatur gleich selbst in die Hand nehmen würde. Schon lag meine „schwarze Lady“ auf dem „Operationstisch“. Der Meister schaute sich um und verschwand sogleich wieder Richtung Verkaufsraum. Bewaffnet mit einem fetten schwarzen Eddingstift kam er zurück. Kappe runter und in Windeseile war die Macke übermalt. Ich war platt. Es war wohl der Stift mit dem auch die Sonderpreisschilder geschrieben wurden. Er drückte mir jetzt strahlend die reparierte Gitarre in die Hand und verschwand, während ich noch um Fassung rang. Erfindungsreich war er schon, der Herr Auer. Später fiel mir die Gitarre nämlich noch mal um, dabei brach der Pickup-Selektor ab. Auer sah sich den Schaden an, beauftragte, soweit ich noch weiß einen Mitarbeiter. Jener bohrte in den übrig geblieben Stumpf ein winziges Loch und setzte einen kurzen Drahtstift ein und klebte eine neue Selektor-Kappe drauf – fertig. Und die Reparatur kostete nix. Gott sei Auers Seele gnädig. Heute würde man den Schalter wohl ausbauen. Das war gelebte Nachhaltigkeit. Im Übrigen bessere ich noch heute kleine Lackmacken bei meinem schwarzen Babybenz mit dem Eddingstift aus. 🙂 🙂 🙂
Weitere Geschichtlein werden folgen!!!
Cookie-Zustimmung verwalten
Wir verwenden Cookies, um unsere Website und unseren Service zu optimieren.
Funktional
Immer aktiv
Die technische Speicherung oder der Zugang ist unbedingt erforderlich für den rechtmäßigen Zweck, die Nutzung eines bestimmten Dienstes zu ermöglichen, der vom Teilnehmer oder Nutzer ausdrücklich gewünscht wird, oder für den alleinigen Zweck, die Übertragung einer Nachricht über ein elektronisches Kommunikationsnetz durchzuführen.
Vorlieben
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist für den rechtmäßigen Zweck der Speicherung von Präferenzen erforderlich, die nicht vom Abonnenten oder Benutzer angefordert wurden.
Statistiken
Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu statistischen Zwecken erfolgt.Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu anonymen statistischen Zwecken verwendet wird. Ohne eine Vorladung, die freiwillige Zustimmung deines Internetdienstanbieters oder zusätzliche Aufzeichnungen von Dritten können die zu diesem Zweck gespeicherten oder abgerufenen Informationen allein in der Regel nicht dazu verwendet werden, dich zu identifizieren.
Marketing
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist erforderlich, um Nutzerprofile zu erstellen, um Werbung zu versenden oder um den Nutzer auf einer Website oder über mehrere Websites hinweg zu ähnlichen Marketingzwecken zu verfolgen.